Von Propaganda zu Prävention: Wie Nordkoreas Anti-USA-Kampagnen die Gesundheit förderten
Die überraschende Verbindung zwischen politischer Strategie und der Gesundheitspolitik

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Obwohl Nordkorea während des Koreakriegs (1950–1953) große Verluste erlitten hat, schaffte das Regime von Kim Il Sung einen überraschenden Meilenstein: die erste große öffentliche Gesundheitsreform des Landes. Kurioserweise wurde dieser Fortschritt von einer umfassenden Propagandakampagne begleitet, die die USA der Nutzung von biologischen Waffen beschuldigte. Inmitten des Chaos des Krieges beflügelten diese Maßnahmen die Gesundheit der Bevölkerung und sind eines der besten Beispiele dafür, wie politische Propaganda Gesellschaften auf unerwartete Weise verändern kann.
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Die koreanische Halbinsel in Ruinen
Innerhalb von weniger als einem Jahr legte der Koreakrieg die koreanische Halbinsel in Schutt und Asche. Dörfer und Städte lagen in Trümmern, die Felder waren verbrannt und die Infrastruktur ausgelöscht.

Lebenswichtige Infrastruktur zerstört
Der Krieg zerstörte die grundlegenden Systeme, die das tägliche Leben unterstützten; die Abwassernetze versagten, und die städtischen Wassersysteme verfielen, so dass die Gemeinden anfällig für Krankheiten und Elend wurden.

Krankheiten breiten sich aus
Anfang 1951 hatte der Koreakrieg auf beiden Seiten verheerenden Tribut gefordert und das nicht nur durch Kampfhandlungen, sondern auch durch weit verbreitete Epidemien. Typhus und Pocken rafften Truppen und Zivilisten gleichermaßen dahin.

Die UN kämpft im Süden gegen die Epidemien
Als Reaktion auf die Gesundheitskrisen im Süden ergriffen die Vereinten Nationen rasch Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von Krankheiten. Es wurden Massenimpfkampagnen gestartet, um Zivilisten und Truppen vor tödlichen Epidemien zu schützen.

Die UN kämpft im Süden gegen die Epidemien
Zur Bekämpfung der krankheitsübertragenden Moskitos wurde unter anderem das Insektizid DDT in großem Umfang aus der Luft versprüht, was eine dringende und gut organisierte Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens inmitten der Kriegswirren darstellte.

Medizinische Teilung
Während Südkoreas Bündnis mit den Vereinten Nationen und den USA einen kontinuierlichen Strom medizinischer Hilfe für die Zivilbevölkerung und die Soldaten sicherstellte, war die Situation im Norden völlig anders.

Medizinische Teilung
Nordkorea war hingegen von China als Verbündetem abhängig und erlebte kritische Engpässe an medizinischer Expertise und Ausrüstung, was den ungleichen Zugang zu Gesundheitsressourcen während des Koreakrieges aufzeigt.

Krankheit und Niederlage
Während sich Fieber, Malaria und Typhus unkontrolliert in Dörfern und Militärlagern ausbreiteten, erlitten die vereinten Streitkräfte von Nordkorea und China verheerende Verluste.

Krankheit und Niederlage
Die gescheiterte Offensive im Mai 1951 forderte 160.000 Opfer und bedeutete einen schweren Schlag für den Feldzug. Die gleichzeitigen Auswirkungen von Krankheiten und der militärischen Niederlage zeigen, welchen Problemen sich das Bündnis während des Krieges gegenüber sah.

Propaganda als Strategie
Die kommunistischen Verbündeten befürchteten einen Verlust der öffentlichen Unterstützung und reagierten mit aggressiven Propagandakampagnen.

Propaganda als Strategie
Sie beschuldigten die USA, einen bakteriellen Krieg gegen die nordkoreanischen Truppen und die Zivilbevölkerung zu führen und behaupteten, dass biologische Waffen, die von Japan geliefert worden sein sollten, eingesetzt wurden. Diese Anschuldigungen dienten dazu, die Moral der Soldaten und der Zivilbevölkerung in der Zeit der Krise zu stärken.

Die Wurzeln der nordkoreanischen Propaganda
Für viele stellten die Behauptungen der biologischen Kriegsführung der USA eine logische Erklärung dar. Während des Zweiten Weltkriegs hatten die japanischen Truppen, die Nordchina besetzt hielten, grausame Experimente an Tausenden von Zivilisten und Kriegsgefangenen durchgeführt.

Die Wurzeln der nordkoreanischen Propaganda
Diese Taten waren Teil eines Programms zur Entwicklung chemischer und biologischer Waffen und hinterließen ein dunkles Erbe, das derartige Anschuldigungen nur allzu plausibel machte.

Befeuerung von Angst und Propaganda
Die Schrecken, die die japanischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs anrichteten, blieben im kollektiven Gedächtnis der Chinesen und Nordkoreaner bis weit in die 1950er Jahre erhalten. Geschichten über das Aussetzen von pestverseuchten Flöhen auf ahnungslose Dörfer waren in den nationalen Medien weit verbreitet.

Die Rolle der USA in den Nachkriegskontroversen
Die Entscheidung der USA, japanischen WissenschaftlerInnen, die an der biologischen Kriegsführung beteiligt waren, während der Kriegsverbrecherprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg Immunität zu gewähren, gab der kommunistischen Propaganda während des Koreakrieges zusätzlichen Auftrieb.

Die Rolle der USA in den Nachkriegskontroversen
Dieser Austausch von Straffreiheit gegen Forschung im Bereich der biologischen Kriegsführung sowie Berichte über fortgesetzte Experimente des US-Militärs mit Erregern, die beispielsweise Milzbrand und Botulismus erzeugen, verstärkten das Misstrauen Nordkoreas und seiner Verbündeten gegenüber den amerikanischen Absichten.

Gerüchte und Anschuldigungen
Nationalistische Medien schürten die Ängste der Öffentlichkeit mit der Behauptung, "amerikanische imperialistische Mörder" würden absichtlich Krankheiten verbreiten. Die Vereinten Nationen und die USA wurden auch beschuldigt, Giftgas gegen die Volksarmee eingesetzt zu haben.

Echo hinter dem Eisernen Vorhang
Hinter dem Eisernen Vorhang verbreiteten sich Gerüchte über amerikanische Angriffe mit biologischen Waffen. In den Zeitungen Polens und der Sowjetunion erschienen Berichte, in denen die USA beschuldigt wurden, bakteriologische Kriegsführung gegen nordkoreanische Truppen und Zivilisten einzusetzen.

Nordkorea wendet sich an die UN
Nordkorea hat seine Vorwürfe der biologischen Kriegsführung auf die internationale Bühne getragen, indem es sie dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorlegte. Das Regime forderte eine offizielle Untersuchung des angeblichen Einsatzes biologischer Waffen durch die USA.

Nordkoreas Gesundheitskampagne
Inmitten des Medienwirbels und der internationalen Anschuldigungen startete Nordkorea seine bisher ehrgeizigste Initiative im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Mit Unterstützung der sowjetischen Verbündeten wurden Impfstoffe beschafft und verteilt, um weit verbreitete Krankheiten zu bekämpfen.

Nordkoreas Gesundheitskampagne
Die BürgerInnen wurden für die Säuberung der Städte und die "Entlausung" zur Bekämpfung krankheitsübertragender Insekten mobilisiert. Die Kommunen trugen durch die Reparatur von Abwasserkanälen, die Verbesserung der Entwässerungssysteme und die Vertiefung von Brunnen bei.

Nordkoreas Gesundheitskampagne
In seinem Kampf gegen die Krankheiten verfolgte das neu gegründete Amt für Seuchenbekämpfung akribisch die Ausbrüche und führte Inspektionen durch.

Impfungen als Nordkoreas Kriegsschutz
Ein amerikanischer Kriegsgefangener berichtete später über die umfangreiche Impfkampagne, die in Nordkorea durchgeführt wurde. Seinem Bericht zufolge wurde "jeder – Soldaten, Zivilisten, Erwachsene und Kinder – vier Mal geimpft".

Die langsame Wirkung der Propaganda
Die Propagandakampagne Nordkoreas erwies sich als sehr wirkungsvoll darin, Misstrauen gegen die USA zu säen. Dies ging so weit, dass eine internationale Expertenkommission eingesetzt wurde, um die Vorwürfe der biologischen Kriegsführung zu untersuchen.

Biologische Kriegsführung bestätigt
Die Internationale Wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung der Tatsachen im Zusammenhang mit der bakteriellen Kriegsführung in Korea und China prüfte eine Reihe von Beweisen, die während ihrer Untersuchung vorgelegt wurden. In den Berichten wurde u. a. behauptet, die USA hätten Spinnen, Fliegen und Nagetiere als biologische Waffen eingesetzt.

Biologische Kriegsführung bestätigt
Die Kommission kam schließlich zu dem Schluss, dass "die Bevölkerung Koreas und Chinas in der Tat das Ziel bakteriologischer Waffen war", und behauptete, dass diese von Einheiten der US-Streitkräfte während des Konflikts eingesetzt wurden.

Skepsis rund um die Behauptungen der biologischen Kriegsführung
KritikerInnen weisen darauf hin, dass es abgesehen von der starken Propaganda und den Aussagen nordkoreanischer und chinesischer WissenschaftlerInnen keine konkreten Beweise gibt, die die Behauptungen über eine biologische Kriegsführung durch die USA belegen.

Ein Mysterium des Kalten Krieges
Die Behauptungen über die biologische Kriegsführung bleiben eine der merkwürdigsten und dramatischsten Kapitel des frühen Kalten Krieges, denn es fehlen eindeutige Beweise für militärische Aktionen der USA.

Eine andauernde Debatte
Jahrzehnte später sorgt die Absurdität dieser Behauptungen immer noch für Diskussionen und Intrigen und macht die ohnehin schon fragile Beziehung zwischen Nordkorea und den USA noch komplexer.
Quellen: (JSTOR Daily) (The New Republic) (NLM)
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