Albert Speer: Vom Architekten des Dritten Reichs zum verurteilten Kriegsverbrecher
Wie viel wusste er wirklich?
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Albert Speer war ein enger Vertrauter Hitlers und der berühmteste Architekt des Dritten Reichs. Später vom Führer zum Rüstungsminister befördert, war Speer maßgeblich an der Ausbeutung von Sklavenarbeitern zum Nutzen der deutschen Kriegsanstrengungen beteiligt. In Nürnberg wegen Kriegsverbrechen angeklagt, entkam er der Schlinge des Henkers, indem er jegliche Kenntnis der nationalsozialistischen Vernichtungspläne und des Holocausts leugnete. Speer verbüßte 20 Jahre im Gefängnis und verbrachte den Rest seines Lebens in beträchtlichem Komfort. Später stellte sich jedoch heraus, dass er von Hitlers Plänen und von dem, was mit den Juden geschah, sehr wohl wusste.
Klicken Sie sich durch die folgende Galerie, um einen Blick zurück auf das Leben von Albert Speer und seine Arbeit für das Dritte Reich zu werfen.
Albert Speer (1905–1981)
Albert Speer war ausgebildeter Architekt und entwarf und baute mehrere bemerkenswerte Gebäude in Berlin und anderswo in NS-Deutschland.
Enger Verbündeter von Hitler
Speer trat 1931 in die NSDAP ein und wurde bald ein enger Verbündeter Adolf Hitlers. Das Bild zeigt ihn im Speer-Atelier in Bayern, wo er Hitler die Entwürfe für ein Architekturprojekt am Obersalzberg zeigt.
Nürnberg
Hitler beauftragte Speer, ein Gelände zu entwerfen, das in seiner Größe und Pracht für die Kundgebungen der NSDAP in Nürnberg geeignet war. Der Architekt schuf das Zeppelinfeld, einen riesigen Aufmarschplatz, auf dessen Gelände sich eine riesige Tribünenhalle befand. Das Bild zeigt eine Militärparade der Luftwaffe anlässlich des Tages der Wehrmacht in Nürnberg im September 1936.
Große Skala
Die Nürnberger Kundgebung von 1938 umfasste Veranstaltungen zum "Tag der Gemeinschaft", bei denen 5.000 Mitglieder des Bundes Deutscher Mädel Volkstänze und Turnvorführungen vor Speers architektonischem Triumph vorführten.
Kathedrale des Lichts
Die Kathedrale des Lichts, auch Lichtdom genannt, war ein wesentliches ästhetisches Merkmal der NSDAP-Kundgebungen in Nürnberg. Diese von Speer konzipierte und von Hitler beklatschte beeindruckende Lichtshow diente als Abschlusszeremonie aller Kundgebungen zwischen 1934 und 1938. Der "Dom" bestand aus 152 Flakscheinwerfern, die in Abständen von 12 m in den Himmel gerichtet waren, um eine Reihe von vertikalen Balken zu erzeugen, die das Publikum umgaben.
Pariser Weltausstellung 1937
Speer entwarf den Pavillon des nationalsozialistischen Deutschlands auf der Pariser Weltausstellung von 1937, um ein Bollwerk gegen den Kommunismus darzustellen. Der sowjetische Pavillon stand dem deutschen gegenüber, was die Ausstellung zu einem Wettbewerb zwischen den beiden großen ideologischen Rivalen machte.
Mit einer Medaille ausgezeichnetes Design
Während der Pariser Weltausstellung 1937 mischen sich Bürger und Offizielle im deutschen Pavillon in Paris. Speer und der sowjetische Architekt Boris Iofan erhielten beide Goldmedaillen für ihre jeweiligen Entwürfe. Darüber hinaus verlieh die Jury Speer einen Grand Prix für sein Modell des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, einer Anlage, die zu diesem Zeitpunkt bereits gebaut und in Betrieb war.
Wiederaufbau Berlins
Im Jahr 1937 ernannte Hitler Speer zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt. Der Architekt wurde mit der Ausarbeitung von Plänen für den Wiederaufbau Berlins beauftragt. Dazu gehörten der Entwurf eines großen Boulevards, der Prachtstraße, eines Triumphbogens und der Volkshalle, einer riesigen Kuppelhalle. Das Bild zeigt Speers maßstabsgetreu zusammengesetzte Maquette.
Entwürfe für den Diktator
Hitler, Adjutant Julius Schaub, Speer, Dr. Fritz Todt, Dr. Otto Dietrich, Joseph Goebbels und Hermann Esser stehen um das Model des Hauses des Deutschen Fremdenverkehrs in Berlin.
Unvollständige Ideen
Hier sieht man Hitler, wie er Speers Modell des geplanten deutschen Stadions auf der Nürnberger Kundgebung von 1937 vor der Grundsteinlegung begutachtet. Das Stadion wurde nie fertiggestellt. Auf dem Bild sind auch Reichskirchenminister Hanns Kerrl, SA-Stabschef Viktor Lutze und Speer zu sehen.
Zu ehrgeizig
Speers atmosphärisch inszeniertes Architekturmodell für den "Runden Platz" strahlte visionäre Ambitionen aus. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurden diese ehrgeizigen Bauvorhaben zunächst auf Eis gelegt und schließlich vollständig aufgegeben.
Die neue Reichskanzlei
Ein Projekt, das jedoch abgeschlossen wurde, war der Bau der neuen Reichskanzlei. Die Pläne wurden 1936 erstellt, und die Gebäude an der zentralen Voßstraße in Berlin wurden abgerissen, um Platz für das imposante Gebäude zu schaffen, das als Hitlers neuer Regierungssitz diente.
Zwangsarbeit
Die Bauarbeiter schufteten in 10- bis 12-Stunden-Schichten, um die strengen Fristen einzuhalten. Dem Arbeitskräftemangel wurde dadurch begegnet, dass Häftlinge aus zwei Konzentrationslagern mit dem Abbau von Steinen beauftragt wurden. Auf Geheiß von Speer wurde in der Nähe des Konzentrationslagers Oranienburg eine Ziegelfabrik errichtet, um die Arbeiten zu beschleunigen. Das Bild zeigt den Ehrenhof des Kanzleramtes.
Hitlers Arbeitszimmer
Das Kanzleramt wurde Anfang Januar 1939 fertiggestellt. Das große Arbeitszimmer war ein besonderes Lieblingszimmer des Diktators. Das Bild zeigt den großen Raum und Hitlers Schreibtisch.
Sklavenarbeit und Vertreibung von Juden
Ab 1939 und bei Kriegsbeginn nutzte Speers Abteilung die Nürnberger Gesetze, um jüdische Mieter von nichtjüdischen Vermietern in Berlin zu vertreiben, um Platz für nichtjüdische Mieter zu schaffen, die durch Sanierungsmaßnahmen oder Bombenangriffe vertrieben wurden. Speer setzte auch jüdische Zwangsarbeiter ein, um Straßen zu bauen und Trümmer zu beseitigen. Während die Bauarbeiten an den Plänen für Berlin und Nürnberg gestoppt wurden, übernahmen Speers Dienststellen Bauarbeiten für die einzelnen Zweige des Militärs und für die SS, wobei sie Sklavenarbeit einsetzten.
Organisation Todt
Im Jahr 1942 wurde Speer zum Rüstungsminister ernannt und ersetzte damit Fritz Todt, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Speer wurde auch zum Leiter der Organisation Todt ernannt, einem großen, von der Regierung kontrollierten Bauunternehmen. Speer ist mit Todt abgebildet, dem ein Staatsbegräbnis zuteil wurde.
Beförderung zum Minister für Rüstung
Ein lächelnder Albert Speer, der von Hitler den Titel eines Rüstungsministers erhält. Speers Beförderung beendete alle weiteren architektonischen Ambitionen, die der NS-Beamte gehegt haben könnte.
Vom Architekten zum Ingenieur
Als Leiter der Organisation Todt beaufsichtigte Speer eine Vielzahl von technischen Projekten sowohl in NS-Deutschland als auch in den besetzten Gebieten, von Frankreich bis zur Sowjetunion. Die Organisation wurde für den Einsatz von Zwangsarbeitern berüchtigt.
Neue Aufgaben
Rüstungsminister Albert Speer (im Profil, dritter von rechts) bei einem Besuch des Atlantikwall, der Küstenbefestigung, im Jahr 1942, während des Baus.
Fabriken
Während reguläre Deutsche in Fabriken beschäftigt wurden, arbeiteten anderswo 140.000 Sklavenarbeiter in geheimen unterirdischen Fabriken, in denen brutale Disziplin herrschte und Hinrichtungen üblich waren.
Besuch eines Konzentrationslagers
Speer mit NS-Gauleiter August Eigruber bei der Besichtigung eines Industriebetriebs in Oberösterreich, in dem Häftlinge zur Arbeit gezwungen wurden. Nach dem Krieg wurde Eigruber wegen seiner Verantwortung für die Verbrechen im Konzentrationslager Mauthausen, wo Zehntausende von Häftlingen starben, gehängt.
Das V-1- und V-2-Raketenprogramm
Gegen Ende des Krieges wurden diese verheerenden neuen Waffen im Mittelwerk mit Hilfe von Sklavenarbeitern aus dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora zusammengebaut. Von den 60.000 Menschen, die in das Lager kamen, starben 20.000 aufgrund der entsetzlichen Bedingungen.
Die Nürnberger Prozesse
Die Niederlage von NS-Deutschland endete mit Speers Verhaftung wegen Kriegsverbrechen. Er war einer von mehreren hochrangigen NS-Funktionären, darunter Hermann Göring und Rudolf Hess, die in Nürnberg vor Gericht standen.
Verurteilt
Speer wurde schließlich wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen, vor allem wegen des Einsatzes von Sklaven- und Zwangsarbeitern. Seine Behauptung, er habe nichts von den Vernichtungsplänen der Nazis und vom Holocaust gewusst, bewahrte ihn vor dem Galgen. Am 1. Oktober 1946 wurde er zu 20 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.
Gefängnis Spandau
Speer verbrachte seine Zeit im Gefängnis von Spandau (Bild, 1951), wo er seine Memoiren fertigstellte. Dieses Werk wurde zur Grundlage seines Buches "Erinnerungen".
Entlassung aus dem Gefängnis
Die Entlassung Speers aus dem Gefängnis am 2. Oktober 1966 machte weltweit Schlagzeilen. Er widmete sich ganz dem Schreiben und veröffentlichte mehrere Bücher: Seine Memoiren waren ein großer Erfolg.
Ein freier Mann
Speer lebte bequem in Heidelberg und begann, seinen eigenen Mythos als "guter Nazi" aufrechtzuerhalten. Er leugnete weiterhin jede Kenntnis von den Vernichtungsplänen der Nazis oder der Verfolgung der Juden.
Architektonisches Erbe
Von Speers persönlichem architektonischen Schaffen ist wenig übrig geblieben. Die Haupttribüne auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg liegt teilweise in Trümmern (Bild) und zieht neugierige Besucher und Historiker in ihre massive Betonhülle.
Schwerbelastungskörper
In Berlin sind keine von Speer während der NS-Zeit entworfenen Gebäude erhalten geblieben, mit Ausnahme des Schwerbelastungskörpers, der um 1941 gebaut wurde. Der Zylinder steht heute unter Denkmalschutz und ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Tod und Schuld
Albert Speer starb am 1. September 1981 in London. Er ist neben seiner Frau Margarete in Heidelberg begraben. Er leugnete einst, 1943 bei den Posener Reden des SS-Chefs Heinrich Himmler, in denen er zur Vernichtung der Juden aufrief, anwesend gewesen zu sein. Doch 2007 berichtete die Zeitung Guardian, dass in einer Sammlung seiner Korrespondenz ein Brief von Speer vom 23. Dezember 1971 gefunden wurde. Darin heißt es: "Es besteht kein Zweifel, ich war anwesend, als Himmler am 6. Oktober 1943 verkündete, dass alle Juden getötet werden würden." Hätte er das in Nürnberg gesagt, wäre Speer gehängt worden.
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