Die verblüffende Verwandlung von Schneewittchen
Vom Grimm-Märchen zum Disney-Debakel

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LIFESTYLE Märchen
Was als moderne Neuinterpretation eines zeitlosen Märchens gedacht war, hat sich zum wohl meistgefloppten Film des Jahres entwickelt. "Snow White", Disneys neues Live-Action-Remake, kam im März 2025 in die Kinos, fast 90 Jahre nach Walt Disneys gefeiertem Animationsklassiker "Schneewittchen und die Sieben Zwerge" von 1937. Doch statt Magie und Nostalgie gab es harsche Kritiken und leere Kinosäle.
Wie konnte eine von Disneys meistgeliebtesten Figuren derart in Verruf geraten?
Klicken Sie weiter und finden Sie heraus, warum Disneys neue Snow White bei Publikum und Kritik durchfällt.

Snow White (2025)
Die mit Spannung erwartete Neuauflage des Walt-Disney-Klassikers "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (1937) wurde mit Bestürzung und scharfer Kritik aufgenommen.

Kontroversen
"Snow White" (2025), unter der Regie von Marc Webb und mit Rachel Zegler, Gal Gadot und Andrew Burnap in den Hauptrollen, sollte eine moderne Neuinterpretation des Klassikers von 1937 werden. Stattdessen geriet der Film schnell ins Zentrum zahlreicher Kontroversen.

Stille Premiere
Die zurückhaltende Europa-Premiere fand am 12. März 2025 im Alcázar von Segovia in Spanien statt, jenem Schloss, das einst als Vorlage für das Märchenschloss im Original-Animationsfilm diente. Am 15. März folgte eine eher stille Hollywood-Premiere, die ohne die übliche Presse auf dem roten Teppich weitgehend unbeachtet blieb.

Gebrüder Grimm
Schneewittchen entsprang der Fantasie der Brüder Grimm: Jacob Grimm (1785–1863) und sein Bruder Wilhelm (1786–1859).

Erste Veröffentlichung von Schneewittchen
Als Märchen Anfang des 19. Jahrhunderts verfasst, wurde Schneewittchen 1812 von den aus Deutschland stammenden Gebrüdern Grimm veröffentlicht.

Kinder- und Hausmärchen
Schneewittchen erschien als Teil einer Märchensammlung in der Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen, die später unter dem Namen "Grimms Märchen" weltberühmt wurden.

Klassische Märchen
Es war das 53. Märchen in ihrer Sammlung, neben anderen Klassikern wie Rapunzel, Hänsel und Gretel, Aschenputtel und Rumpelstilzchen.

Beliebte Sammlung
Zwischen 1812 und 1857 wurde ihre erste Märchensammlung mehrfach überarbeitet und neu veröffentlicht und wuchs dabei von ursprünglich 86 auf über 200 Geschichten an.

Inspiration für Schneewittchen
Jacob und Wilhelm veröffentlichten ihre endgültige Fassung von Schneewittchen im Jahr 1854. Bis heute gibt es zahlreiche Theorien darüber, ob die Figur möglicherweise auf eine reale Person zurückgeht.

Margarete von Waldeck
Einige Literaturhistoriker vermuten, dass Schneewittchen auf einer realen Person basiert, von der die Brüder Grimm möglicherweise zu Lebzeiten erfahren hatten. Die wahrscheinlichste Vorlage ist Margarete von Waldeck, eine Gräfin aus dem 16. Jahrhundert.

Schneewittchendorf
Laut dem Autor Eckhard Sander soll Margaretes Vater mehrere Kupferminen besessen haben, in denen überwiegend Kinder arbeiteten. Sander zufolge ließen sich die sieben Zwerge im Märchen auf die Kinderarbeit im Bergbaudorf Bergfreiheit zurückführen, heute ein Stadtteil von Bad Wildungen, das sich selbst als Schneewittchendorf bezeichnet. Ähnlich wie die Zwerge im Märchen lebten die jungen Arbeiter dort in großen Gruppen, oft bis zu 20 Kinder in einem einzigen Raum.

Metamorphosen
Was den ursprünglichen Impuls für die Entstehung von Schneewittchen betrifft, verweisen andere Wissenschaftler und Volkskundler auf die römische Legende der Chione, zu Deutsch "Schnee", die in Ovids "Metamorphosen" überliefert ist.

Ähnlicher Inhalt
Die Grimm'sche Fassung von Schneewittchen aus dem Jahr 1812 enthielt bereits viele der Elemente, die wir heute mit der Geschichte verbinden, darunter der magische Spiegel, der vergiftete Apfel, der gläserne Sarg sowie die Figuren der bösen Königin und der sieben Zwerge.

Broadway-Debut
Hundert Jahre später, am 31. Oktober 1912, feierte "Snow White and the Seven Dwarfs" am Broadway Premiere. In der Hauptrolle spielte Marguerite Clark das Schneewittchen. Die bis dahin namenlosen sieben Zwerge erhielten erstmals individuelle Namen: Blick, Flick, Glick, Snick, Plick, Whick und Quee.

"Snow White" (1916)
Das Theaterstück wurde ein großer Erfolg und diente als Vorlage für den Stummfilm "Snow White" von 1916, ebenfalls mit Marguerite Clark in der Hauptrolle.

Schneewittchen beflügelt Walt Disneys Fantasie
Unter den Kinobesuchern, die Schneewittchens ersten Auftritt auf der Leinwand sahen, war auch ein junger Walt Disney. Er sollte das Märchen später bekanntlich in animierter Form neu erschaffen, und damit Filmgeschichte schreiben.

"Schneewittchen und die sieben Zwerge" (1937)
Walt Disneys "Schneewittchen und die sieben Zwerge" war ein großer Erfolg. Der Film gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte und markiert den Beginn der sogenannten Goldenen Ära der Animation.

Unterschiede
Zwischen dem Originalmärchen und der Disney-Version von 1937 gibt es mehrere entscheidende Unterschiede. Vor allem ist der Film deutlich leichter und freundlicher im Ton als die düsteren Untertöne, die bei den Brüdern Grimm mitschwingen. Und natürlich singt Schneewittchen im Film.

Die sieben Zwerge umbenannt
In der Verfilmung von 1937 wurden die sieben Zwerge umbenannt. Ihre Namen in der deutschen Version lauteten Fröhlich, Chef, Brummbär, Seppl, Pimpel, Schlafmütz und Hatschi.

Reaktion auf das Live-Action-Remake
Disneys gefeierte Verfilmung von Schneewittchen aus dem Jahr 1937 war schon immer ein schwer zu übertreffender Meilenstein. Doch warum wird das Live-Action-Remake von 2025 so stark kritisiert?

Kontroverse um Rachel Zegler
Die Besetzung von Rachel Zegler als Schneewittchen sorgte von Anfang an für Aufsehen. Dass eine Schauspielerin mit kolumbianischen Wurzeln die Disney-Prinzessin verkörpern sollte, stieß bei vielen auf Kritik und löste eine breite Debatte aus.

Veraltetes Original
Zegler wies den Originalfilm von 1937 als veraltet zurück und äußerte sich in einem Interview mit Variety sogar dahingehend, dass der Prinz darin "ein Typ ist, der sie buchstäblich stalkt". Diese Aussagen sorgten für weiteren Wirbel und erhitzte Gemüter.

Neue Version
Zegler ergänzte, dass ihre Version sich nicht an der traditionellen Märchenerzählung einer hilflosen Prinzessin orientiere, die auf die Rettung durch einen Prinzen wartet. Stattdessen liege der Fokus auf Selbstfindung und Führungsstärke.

Respektlos Disney gegenüber
Ihre Aussagen verärgerten viele Disney-Fans und Liebhaber klassischer Filme, die Zeglers Bemerkungen als respektlos gegenüber dem Original-Animationsfilm und dem Erbe Disneys empfanden.

Ein Streit entfaltet sich
Sowohl Rachel Zegler als auch Gal Gadot, die in der neuen Verfilmung die böse Königin spielt, äußerten sich unterschiedlich zum Krieg in Gaza. Zegler sprach sich öffentlich für Palästina aus. Da Gadot israelische Jüdin ist, sorgte dies zusätzlich für angespannte Diskussionen rund um die Produktion.

Toxische Atmosphäre
Weitere Kritik hagelte es für Zegler, nachdem sie mehrfach Beiträge über ihre Erfahrungen am Set der Disney-Neuverfilmung teilte, dabei jedoch Gal Gadot mit keinem Wort erwähnte. Die beiden sind hier im März gemeinsam bei der 97. Oscarverleihung abgelichtet.

Ein kleines großes Problem
Disney geriet zusätzlich in die Kritik, als bekannt wurde, dass die sieben Zwerge im neuen Film mithilfe von CGI anstelle echter Schauspieler dargestellt werden. Das Studio erklärte, man habe sich mit Vertretern der Kleinwüchsigen-Community beraten, um "keine Vorurteile aus dem Originalfilm zu wiederholen".

"Migräneauslösende KI-Fantasie"
Insgesamt wurde das Remake von vielen als schlichtweg misslungener Film verrissen. Ein Kritiker des Guardian bezeichnete die Produktion als "Fremdscham-induzierend schrecklich" und schrieb, sie sehe aus "wie eine migräneauslösende KI-Fantasie".

Zu "woke" für einige
Die HuffPost bezeichnete den Film als "vielleicht das seltsamste, chaotischste Durcheinander unter all den modernen Remakes", merkte jedoch an, dass die offensichtlichen Änderungen in der Handlung zwar für manche zu "woke" wirken könnten, die modernisierte Story an sich aber durchaus funktioniere.

Nicht die Schönste im ganzen Land
Die wohlwollendste Rezension stammt von der Website des bekannten Filmkritikers Roger Ebert: "Einige Teile des Films funktionieren besser als andere, doch ihm fehlt schlicht und einfach der Charme und die Fantasie des Animationsklassikers. Dieses Schneewittchen ist nicht die Schönste im ganzen Land, sondern eben nur... ganz okay."
Quellen: (Variety) (New York Post) (Sky News) (HuffPost) (Time) (The Guardian)
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