Die Bibel ist zwar kein Liederbuch, aber sie enthält überraschend viele Lieder. Insgesamt gibt es mindestens 185 Lieder im Heiligen Buch.

Es sei darauf hingewiesen, dass diese Gesamtzahl nur die ausdrücklich als Lieder erwähnten enthält. Es gibt viele Gebete und Gedichte, die gesungen worden sein könnten, sowie Verse, in denen erwähnt wird, dass Lieder gesungen wurden, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen. Man kann also argumentieren, dass es mehr Lieder in der Bibel gibt.

Die große Mehrheit der Lieder findet sich in den Psalmen. Tatsächlich sind die Psalmen ein einziges langes Liederbuch mit insgesamt 150 Hymnen.

Das längste Lied der Bibel hat satte 1.732 Wörter. Die Rede ist von Psalm 119!  Im Gegensatz dazu gibt es zwei Lieder, die aus je sieben Wörtern bestehen – es sind die kürzesten Lieder in der Bibel. Sie finden sich in 2. Chronik 5,13 bzw. 2. Chronik 20,21.

Wie bereits erwähnt, sind die Psalmen im Wesentlichen ein Liederbuch, sodass wir nicht alle 150 Lieder durchgehen werden. Stattdessen wollen wir einen Blick auf einige der berühmtesten Lieder der Bibel werfen, die nicht in den Psalmen stehen.

Das erste Lied in der Bibel findet sich in Exodus (dem 2. Buch Mose) 15,1-18, 21. Mose und Mirjam preisen Gott mit diesem Lied, nachdem sich das Rote Meer geteilt hatte und die Kinder Israels dem Heer des Pharaos entkommen konnten.

Die Israeliten wanderten lange Zeit durch die Wüste und erreichten einen Ort namens Beer, wo sie einen Brunnen fanden, um ihren Durst zu stillen. Das Ereignis wird im 4. Buch Mose 21,17-18 gefeiert. Das Lied geht so: "Da sang Israel das Lied: Brunnen, steige auf! Singet von ihm! Das ist der Brunnen, den die Fürsten gegraben haben; die Edlen im Volk haben ihn gegraben mit dem Zepter, mit ihren Stäben."

Mose ernennt Josua zum neuen Führer des gelobten Landes und besingt in Deuteronomium, dem 5. Buch Mose, 31,19-22, 30, 32,1-43 ihren Bund mit Gott: "Er ist ein Fels. Seine Werke sind unsträflich; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm; gerecht und fromm ist er."

Die Prophetin und Richterin Debora führt zusammen mit dem Herrscher Barak ein kleines israelitisches Heer an und besiegt die Kanaaniter und ihren bösartigen Anführer Sisera. Der Sieg wird in einem der ältesten Texte der Bibel gefeiert, dem "Lied der Debora", das in Richter 5 zu finden ist.

Die Frauen in den Städten besingen in 1. Samuel 18,7 den Sieg Davids über Goliath und die Rückkehr von König Saul: "Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend." Saul wurde deswegen ein wenig eifersüchtig auf David, und die Dinge zwischen den beiden liefen danach ziemlich aus dem Ruder.

Das erste Klagelied in der Bibel findet sich in 2. Samuel 1,17-27. Es ist ein trauriges Lied, das David geschrieben hat, nachdem Saul (der König von Israel) und Jonathan (Davids bester Freund) im Kampf gefallen waren. Die ersten Zeilen lauten: "Die Edelsten in Israel sind auf deiner Höhe erschlagen. Wie sind die Helden gefallen!"

Nach Sauls Tod kam es zu einem siebenjährigen Bürgerkrieg zwischen Juda (wo David zum König gesalbt wurde) und dem übrigen Israel. Das übrige Israel diente Sauls Sohn Isch-Boschet, der einen militärischen Anführer namens Abner hatte. Abner mag seinen Anführer nicht und schließt einen Pakt mit David, aber weil Abner einen von Davids Männern im Kampf getötet hat, rächt sich der Bruder des verstorbenen Soldaten und tötet Abner. David besingt den Tod Abners in 2. Samuel 3,33-34: "Mußte Abner sterben, wie ein Ruchloser stirbt? Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße waren nicht in Fesseln gesetzt; du bist gefallen, wie man vor bösen Buben fällt. Da beweinte ihn alles Volk noch mehr."

Wie bereits erwähnt, wuchs die Feindschaft zwischen Saul und David nach dem Lied, sodass Saul David beinahe zur Strecke brachte. Glücklicherweise rettete Gott David vor Saul, und davon handelt dieses Lied. Die ersten Zeilen lauten: "Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter. Gott ist mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor dem Frevel." Das Zitat findet sich sowohl in 2. Samuel 22 als auch in Psalm 18.

David beauftragte Asaph und seine Verwandten, die Familie der Gottesdienstleiter im Tempel zu sein. Asaph und seine Familie taten dies viele Jahre lang und schrieben in dieser Zeit 12 Lieder im Buch der Psalmen. Als der Tempel eingeweiht wurde, sangen sie dieses Lied: "Danket dem HERRN, prediget seinen Namen; tut kund unter den Völkern sein Tun! Singet und spielet ihm; dichtet von allen seinen Wundern!" (1. Chronik 16,8-9, Psalmen 105)

Und dann, als der Tempel vollendet und die Bundeslade hineingebracht war, besangen Asaphs Söhne die Herrlichkeit Gottes: "Er ist wirklich gut, denn seine Güte währt ewig." (2. Chronik 5,13).

König Joschafat ist in der Schlacht zahlenmäßig unterlegen und bittet um göttliche Hilfe. Nachdem er eine Botschaft von Gott erhalten hat, setzt Joschafat am nächsten Tag singende Männer an die Front, und Gott schenkt ihnen den Sieg. Sie sangen: "Dankt dem Herrn, denn seine Güte währt ewig". (2. Chronik 20,21).

Salomon ist einer der produktivsten Liederschreiber der Bibel. In 1. Könige 4,32 heißt es, er habe 1.005 Lieder geschrieben. Darunter auch das lange (und ziemlich explizite) Liebeslied "Hohelied". Darin wird im Wesentlichen die Verbindung zwischen einer Frau und einem Mann gefeiert.

Die Klagelieder 1-5 werden von manchen als drittes eigenes Liederbuch der Bibel angesehen (nach den Psalmen und dem Hohelied). Als die Bibel ins Griechische übersetzt wurde, bezeichnete man es als ein Buch der Klagelieder. Die Botschaft ist die der Trauer, nachdem Jerusalem an die Babylonier gefallen ist.

In Jesaja 5,1-2 sang der Prophet Jesaja dieses Lied für das Volk Israel, um ihm Gericht und Trost zu verkünden: "Wohlan, ich will meinem Lieben singen, ein Lied meines Geliebten von seinem Weinberge: Mein Lieber hat einen Weinberg an einem fetten Ort. Und er hat ihn verzäunt und mit Steinhaufen verwahrt und edle Reben darin gesenkt. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter darein und wartete, daß er Trauben brächte; aber er brachte Herlinge."

Jesaja prophezeit, dass das Land Tyrus 70 Jahre lang vergessen und verödet sein wird. " Nimm die Harfe, gehe in der Stadt um, du vergessene Dirne; mache es gut auf dem Saitenspiel und singe getrost, auf daß dein wieder gedacht werde!" (Jesaja 23,15-16).

Jesaja sang ein Lied, um Gott zu bitten, Juda vor seinen Feinden zu schützen. "Wir haben eine feste Stadt, Mauern und Wehre sind Heil", so beginnen die Zeilen in Jesaja 26,1-6.

Hesekiel beklagt in diesem Lied, das in Hesekiel 19,1-14 zu finden ist, die Vorsteher Israels. Die Verse lauten: "Da legten sich die Heiden aus allen Ländern ringsumher und warfen ein Netz über ihn und fingen ihn in ihren Gruben und stießen ihn gebunden in einen Käfig und führten ihn zum König zu Babel; und man ließ ihn verwahren, daß seine Stimme nicht mehr gehört würde auf den Bergen Israels."

Hesekiel sagt voraus, dass die Fürsten der Welt den Fall der Stadt Tyrus durch die Babylonier beklagen werden. "Ach, wie bist du so gar wüst geworden, du berühmte Stadt, die du am Meer lagst und so mächtig warst auf dem Meer samt deinen Einwohnern, daß sich das ganze Land vor dir fürchten mußte! Ach, wie entsetzen sich die Inseln über deinen Fall! ja die Inseln im Meer erschrecken über deinen Untergang." (Hesekiel 26,17-18).

Es gibt noch eine weitere Klage von Hesekiel über Tyrus. Sie ist in Hesekiel 27 zu finden. Sie lautet: "Deine Ruderer haben dich oft auf große Wasser geführt; ein Ostwind wird dich mitten auf dem Meer zerbrechen, also daß dein Reichtum, dein Kaufgut, deine Ware, deine Schiffsleute, deine Schiffsherren und die, so deine Risse bessern und die deinen Handel treiben und alle deine Kriegsleute und alles Volk in dir mitten auf dem Meer umkommen werden zur Zeit, wann du untergehst."

Es gibt zwei weitere Lieder über Tyrus. Das eine ist ein Klagelied von Seeleuten (Hesekiel 27,32-36) und das andere ist Hesekiels Klage über den König von Tyrus (Hesekiel 28,12-19). Wissenswertes: Tyrus (im heutigen Libanon) ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt.

Hesekiel liebte seine Klagelieder, und er schrieb auch eines für den Pharao, nachdem Gott sein Gericht über Ägypten gebracht hatte. "Du Menschenkind, mache eine Wehklage über Pharao, den König von Ägypten, und sprich zu ihm: Du bist gleich wie ein Löwe unter den Heiden und wie ein Meerdrache und springst in deinen Strömen und rührst das Wasser auf mit deinen Füßen und machst seine Ströme trüb." (Hesekiel 32,2).

Gott schickt einen Hirten namens Amos in das Nordreich Israel, um eine Botschaft zu überbringen, wie schlecht sie die Armen behandelt haben und wie sie dafür bestraft werden. Der Text lautet: "Die Jungfrau Israel ist gefallen, daß sie nicht wieder aufstehen wird; sie ist zu Boden gestoßen, und ist niemand, der ihr aufhelfe." (Amos 5,2).

Der Prophet Habakkuk schreibt das letzte Lied des Alten Testaments: "HERR, ich habe dein Gerücht gehört, daß ich mich entsetze. HERR, mache dein Werk lebendig mitten in den Jahren und laß es kund werden mitten in den Jahren. Wenn Trübsal da ist, so denke der Barmherzigkeit." (Habakkuk 3,2).

Johannes besingt die Zeit, in der das Lamm (Jesus) ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch in Gottes Thronsaal öffnen kann. "Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden." (Offenbarung 5,9-10).

Das Buch der Offenbarung enthält ein ähnliches Lied wie das erste Lied über den Durchzug Moses durch das Rote Meer. Obwohl sich die Worte unterscheiden, ist die Bedeutung ähnlich. In Offenbarung 15,3 heißt es: "Und sie sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wundersam sind deine Werke, HERR, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiden!"

Quellen: (Overview Bible) (Biblia) (Bible Gateway)

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