Von Autismus kann zwar jeder betroffen sein, Männer wie Frauen gleichermaßen, aber Mädchen und Frauen werden häufig übersehen und alarmierend oft nicht diagnostiziert. Mit der richtigen Unterstützung lässt sich mit dieser Störung gut umgehen, aber was, wenn man gar nicht weiß, dass man sie hat? Die Autismusforschung hat Mädchen und Frauen in der Geschichte zumeist verleugnet, und dafür zahlen sie heute den Preis.
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Autismus, auch als Autismus-Spektrum-Störung bekannt, beschreibt mehrere neurologische Entwicklungsstörungen.
Autismus kann Menschen weltweit unabhängig von Herkunft, Ethnie, Kultur oder wirtschaftlichen Hintergrund betreffen. Auch wenn die Auswirkungen sich von Person zu Person unterscheiden, kann jeder davon betroffen sein.
Laut den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wird Autismus häufiger bei Jungen diagnostiziert als bei Mädchen. Tatsächlich trat bei einer Studie aus dem Jahr 2016 unter Elfjährigen an elf Orten in den USA eine 4,3 zu 1 Verteilung zwischen Jungen und Mädchen auf.
Genetische Faktoren tragen schätzungsweise zwischen 40 % und 80 % zum Autismusrisiko bei. Diese Genvariationen können sich zusammen mit Umweltfaktoren wie Komplikationen bei der Geburt oder dem Alter der Eltern auf das individuelle Risiko für Autismus auswirken.
Die Untersuchungen auf Autismus-Spektrum-Störung wurden ursprünglich hauptsächlich auf Männern und Jungen basierend entwickelt. Deshalb sind einige der Tests nicht sensibel genug, um festzustellen, wie sich Autismus bei Frauen und Mädchen zeigt.
Verschiedene Menschen bevorzugen unterschiedliche Begriffe, wenn es um Autismus geht. Manche sagen zum Beispiel "autistische Mädchen und Frauen", während andere lieber "Mädchen und Frauen mit Autismus-Spektrum-Störung" verwenden.
Die aktuelle Forschung beschränkt sich auf Cisgender, also Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Während die Symptome von Autismus sich in der Regel nicht zwischen Mädchen und Jungen unterscheiden, können sich diese jedoch sehr unterschiedlich ausdrücken.
Wenn die Symptome subtil sind, werden die Geschlechterunterschiede bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung leichter übersehen. Dies kommt bei Mädchen mit mildem Autismus vor, da ihre Symptome häufig weniger offensichtlich sind.
Wiederholende Verhaltensweisen und Fixiertheit sind bei Mädchen schwerer zu erkennen. So kann es zum Beispiel so aussehen, als ob ein kleines Mädchen mit Puppen spielt, wenn man aber genauer zusieht, organisiert sie stattdessen die Puppen und Kleidungsstücke immer wieder.
Zu den Symptomen von Autismus können Unterschiede im Augenkontakt, Schwierigkeiten bei der Verwendung von Gesten und der Kommunikation und vieles mehr gehören.
Mädchen mit Autismus halten sich womöglich stark an Routinen und reagieren schlecht auf Veränderungen.
Bestimmte sensorische Reize wie laute Geräusche, verschiedene Beschaffenheiten und die Art und Weise, wie Kleidung sitzt, kann sich auf eine autistische Person auswirken.
Ein weiteres sicheres Anzeichen für Autismus sind wiederholende Verhaltensweisen wie das Stapeln von Spielzeug oder Sortieren von Objekten.
Einige Mädchen konzentrieren sich auf bestimmte Interessen, Themen oder Gegenstände häufig zulasten anderer Interessen.
Die Symptome können bei Mädchen weniger offensichtlich sein. Dies trifft besonders auf Mädchen mit mildem Autismus zu.
Die Werkzeuge zur Diagnostik basieren hauptsächlich auf Studien, die an autistischen Jungen und Männern durchgeführt wurden. Das kann dazu führen, dass Autismus bei Frauen unbehandelt bleibt.
Aufgrund einer Mischung aus sozialer Konditionierung und kulturellen Normen neigen Mädchen stärker zu Camouflaging oder Masking, also der Unterdrückung autistischer Verhaltensweisen.
Mädchen mit Autismus können sich ihrer sozialen Schwierigkeiten stärker bewusst sein und daran arbeiten, die Reaktionen von anderen Mädchen zu beobachten, um dazuzugehören. So blieben in einer Studie Mädchen mit Autismus, die lieber allein spielten, dennoch näher an der Gruppe.
Ob bewusst oder unbewusst, das Masking kann bedeuten, dass viele Mädchen und Frauen nicht die Hilfe bekommen, die sie brauchen, weil sie sich ihrer Störung nicht bewusst sind.
Autismus kann mit anderen Störungen wie Schlafproblemen, Fütterungsproblemen, Epilepsie und psychischen Herausforderungen einhergehen.
Falls Sie sich Sorgen machen, dass Ihr Kind nicht so häufig auf andere eingeht oder in sozialen Situationen Schwierigkeiten hat, gibt es Hilfe.
Es wird dazu geraten, mit einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin zu sprechen, um zu verstehen, welche Meilensteine Ihr Kind in unterschiedlichem Alter erreicht haben sollte.
Fehlende oder verzögerte Entwicklung der gesprochenen Sprache, wiederholte Nutzung der Sprache und/oder Bewegungseigenarten wie das Schlagen mit den Händen oder Herumschleudern von Objekten, wenig bis kein Augenkontakt, fehlendes Interesse in Beziehungen zu Gleichaltrigen und weitere.
Anders als beim Autismus zeigen sich beim Asperger-Syndrom keine frühen Sprach- oder Entwicklungsverzögerungen, was häufig zu einer späteren Diagnose führt, da die Kinder zwar die Meilensteine erreichen, aber soziale Probleme haben.
Bislang gibt es keine Medikamente speziell für die Behandlung der zentralen Symptome von Autismus. Falls jedoch Verhaltensweisen wie Selbstverletzung, Stimmungsinstabilität oder Aggressionen auftreten, kann eine medikamentöse Behandlung hilfreich sein.
Ein Symptom des Autismus sind sensorische Sensibilitäten. Häufig sind Geräusche zu laut, das Licht zu grell und das Kind kann durch bestimmte Gerüche, Texturen und Geschmäcker sehr stark verstört werden.
Quellen: (Clevland Clinic) (Healthline) (Medline Plus) (Autism Speaks)
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Von Autismus kann zwar jeder betroffen sein, Männer wie Frauen gleichermaßen, aber Mädchen und Frauen werden häufig übersehen und alarmierend oft nicht diagnostiziert. Mit der richtigen Unterstützung lässt sich mit dieser Störung gut umgehen, aber was, wenn man gar nicht weiß, dass man sie hat? Die Autismusforschung hat Mädchen und Frauen in der Geschichte zumeist verleugnet, und dafür zahlen sie heute den Preis.
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