Die dritte Staffel von HBOs "The White Lotus" spielt im thailändischen Koh Samui, und Lorazepam, ein angstlösendes Medikament, rückt dabei überraschend stark in den Fokus. Parker Posey verkörpert Victoria Ratliff, eine Figur, die stark auf das Mittel angewiesen ist und es regelmäßig mit Alkohol kombiniert. Auch ihr Ehemann Timothy greift missbräuchlich zu Benzodiazepinen, und wirft damit ein Schlaglicht auf die oft unterschätzte Gefahr solcher Medikamente.
Zwar zeigt die Serie den Umgang mit Lorazepam größtenteils humorvoll, doch die Realität ist weitaus komplexer und riskanter. Was genau steckt hinter dem Medikament? Ist es wirklich so abhängig machend, wie dargestellt? Und wie gefährlich ist die Kombination mit Alkohol tatsächlich?
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Benzodiazepine (kurz: "Benzos") sind Medikamente, die bei Angstzuständen, Schlaflosigkeit, Muskelkrämpfen und epileptischen Anfällen verschrieben werden. Sie wirken, indem sie den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) verstärken, einen Botenstoff, der die Gehirnaktivität verlangsamt und dadurch beruhigend und entspannend wirkt.
Zu den häufigsten Benzodiazepinen zählen Xanax (Alprazolam), Valium (Diazepam), Ativan (Lorazepam) und Klonopin (Clonazepam). Sie sind zwar bei kurzfristiger Anwendung sehr wirksam, doch eine längere Einnahme kann zu Abhängigkeit, Toleranzentwicklung und teils schweren Entzugserscheinungen führen.
Benzodiazepine verstärken die beruhigende Wirkung von GABA und dämpfen so eine Überaktivität des Nervensystems. Das führt zu weniger Angst, innerer Unruhe und Muskelverspannungen. Deshalb kommen sie häufig bei Panikattacken und akuten Stresssituationen zum Einsatz.
Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an die ständige Anwesenheit von Benzodiazepinen und fährt die natürliche GABA-Produktion herunter. Dadurch entsteht eine Toleranz, das heißt, es werden immer höhere Dosen benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig entwickelt sich eine Abhängigkeit. Das Gehirn verlässt sich zunehmend auf die Medikamente, um überhaupt noch normal zu funktionieren.
Benzodiazepine wirken schnell, oft schon innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden, und sind daher besonders effektiv bei starker Angst oder schweren Schlafstörungen. Sie verschaffen rasch Linderung bei Panikattacken und fördern gleichzeitig die Muskelentspannung.
Trotz ihrer schnellen Wirkung gehen Benzodiazepine mit Nebenwirkungen einher, selbst bei kurzer Anwendung. Häufig treten Müdigkeit, Schwindel, eingeschränkte Koordination und Gedächtnisprobleme auf. Auch die geistige Leistungsfähigkeit kann vorübergehend beeinträchtigt sein. Besonders bei älteren Menschen steigt zudem das Risiko für Stürze deutlich.
Die tägliche Einnahme von Benzodiazepinen führt zur Toleranz, das bedeutet, dass mit der Zeit immer höhere Dosen nötig sind, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig wird das Gehirn zunehmend abhängig von der Substanz, wodurch es immer schwerer fällt, Stress und Angst ohne medikamentöse Unterstützung zu bewältigen.
Zwischen den Einnahmen kann es zu Entzugserscheinungen kommen. Die ursprünglichen Symptome kehren dabei oft noch stärker zurück. Das führt nicht selten dazu, dass Betroffene die Dosis erhöhen oder häufiger zum Medikament greifen, was einen Teufelskreis aus langfristiger Abhängigkeit in Gang setzt.
Benzodiazepine lindern zwar vorübergehend die Symptome, setzen aber nicht an den eigentlichen Ursachen von Angststörungen an. Anstatt langfristige Bewältigungsstrategien zu entwickeln, verlassen sich viele Betroffene zunehmend auf das Medikament, um emotional stabil zu bleiben, was eine echte Auseinandersetzung mit der eigenen Angst oft verhindert.
Eine langfristige Einnahme von Benzodiazepinen kann zu sogenannter paradoxer Angst führen. Dabei verstärken sich die Symptome mit der Zeit, statt sich zu bessern. Sobald die Wirkung des Medikaments nachlässt, reagiert das Gehirn mit einer Überkompensation, was zu noch stärkerer Angst führt. So entsteht ein Zyklus, in dem die Abhängigkeit immer weiter wächst.
Benzodiazepine und Alkohol wirken beide dämpfend auf das zentrale Nervensystem. Sie verlangsamen Atmung, Herzschlag und Gehirnaktivität. Werden sie gemeinsam eingenommen, verstärken sich diese Effekte gegenseitig, was das Risiko für eine Überdosierung erheblich erhöht.
Schon geringe Mengen Alkohol können in Kombination mit Benzodiazepinen zu starker Müdigkeit, Erinnerungslücken (Blackouts) und im schlimmsten Fall zu Atemstillstand führen. Viele versehentliche Überdosierungen passieren, weil Betroffene nicht wissen, wie gefährlich diese Mischung tatsächlich ist.
Ein abruptes Absetzen von Benzodiazepinen kann heftige Entzugserscheinungen auslösen, darunter Panikattacken, Halluzinationen und Krampfanfälle. Da das Nervensystem sich stark an das Medikament gewöhnt hat, gerät es ohne die beruhigende Wirkung aus dem Gleichgewicht und kämpft regelrecht darum, wieder eigenständig zu funktionieren.
Eine langsame, stufenweise Reduktion der Dosis ist notwendig, um gefährliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Die Einnahme sollte unter medizinischer Aufsicht verringert werden, um Entzugserscheinungen zu minimieren und den Ausstieg aus dem Medikament so sicher wie möglich zu gestalten.
Eine schrittweise Dosisreduktion über Wochen oder Monate hinweg gibt dem Gehirn die Möglichkeit, sich langsam und sicher umzustellen. Manche Ärztinnen und Ärzte empfehlen sogar, zunächst auf ein Benzodiazepin mit längerer Wirkungsdauer wie Diazepam umzusteigen, bevor die Dosis Stück für Stück verringert wird. Das kann Entzugserscheinungen abmildern und den gesamten Prozess stabiler und verträglicher machen.
Eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen entsteht, wenn der Körper das Medikament braucht, um sich normal zu fühlen. Betroffene nehmen oft höhere Dosen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, erleben Entzugserscheinungen zwischen den Einnahmen und haben das Gefühl, ohne das Mittel nicht mehr richtig funktionieren zu können.
Eine Sucht liegt vor, wenn der Konsum zwanghaft wird. Dies wird oft begleitet von Heimlichtuerei und riskantem Verhalten. Frühzeitig auf solche Warnzeichen zu achten, ist entscheidend, um rechtzeitig Hilfe zu suchen und eine Verschlimmerung der Abhängigkeit zu verhindern.
Langanhaltender Gebrauch von Benzodiazepinen kann zu Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwierigkeiten, emotionaler Abstumpfung und einem erhöhten Demenzrisiko führen.
Einige Nutzer erleben Reaktionen wie Unruhe, Aggressivität und Reizbarkeit. Diese unerwarteten Effekte machen Benzodiazepine unvorhersehbar und auf lange Sicht potenziell gefährlich.
Entzugserscheinungen können je nach Dosis und Dauer der Einnahme Wochen bis Monate andauern. Zu den häufigsten Symptomen zählen Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen, Reizbarkeit und verstärkte Angstgefühle.
In schweren Fällen kann der Entzug zu Krampfanfällen, Psychosen und anhaltenden psychischen Belastungen führen. Eine langsame, ärztlich begleitete Dosisreduktion ist entscheidend, um diese Risiken so gering wie möglich zu halten.
Zur Behandlung von Angststörungen bieten selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Prozac, Lexapro und Zoloft eine langfristige Linderung, ohne das Risiko einer Abhängigkeit. Eine weitere nicht abhängig machende Alternative ist Buspiron.
Bei Schlaflosigkeit können natürliche Mittel wie Melatonin, Magnesium und eine verbesserte Schlafhygiene unterstützend wirken. Bei chronischer Angst sind Therapien und Veränderungen im Lebensstil oft wirksamer als eine rein medikamentöse Behandlung.
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Angststörungen. Sie hilft dabei, negative Denkmuster zu erkennen und umzuformulieren, und kann so die Abhängigkeit von Medikamenten deutlich verringern.
Im Gegensatz zu Benzodiazepinen, die nur vorübergehende Linderung verschaffen, bietet Therapie nachhaltige Veränderung. Sie vermittelt Strategien, um mit Stress, Panikattacken und aufdringlichen Gedanken langfristig und wirksam umzugehen.
Regelmäßige Bewegung, Meditation und Atemtechniken beruhigen das Nervensystem auf natürliche Weise und lindern Angstsymptome ganz ohne Medikamente. Auch eine ausgewogene Ernährung trägt wesentlich zur psychischen Gesundheit bei.
Der Verzicht auf übermäßigen Koffein- und Alkoholkonsum, genug Schlaf und soziale Aktivitäten fördern die emotionale Widerstandskraft und das allgemeine Wohlbefinden.
Benzodiazepine können kurzfristig wirksam Linderung verschaffen, doch ihre langfristigen Risiken überwiegen den Nutzen. Abhängigkeit, geistige Beeinträchtigungen und Entzugserscheinungen machen sie für die Behandlung chronischer Angstzustände ungeeignet.
Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld mit einer Abhängigkeit von Benzodiazepinen zu kämpfen hat, kann ärztlicher Rat und die Suche nach sicheren Alternativen helfen, langfristige Schäden zu vermeiden. Die Risiken zu kennen, ist entscheidend, um bewusst mit dem Thema psychische Gesundheit umzugehen.
Quellen: (Everyday Health) (Healthline) (Verywell Health)
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Gesundheit Medikamente
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Zwar zeigt die Serie den Umgang mit Lorazepam größtenteils humorvoll, doch die Realität ist weitaus komplexer und riskanter. Was genau steckt hinter dem Medikament? Ist es wirklich so abhängig machend, wie dargestellt? Und wie gefährlich ist die Kombination mit Alkohol tatsächlich?
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