Die Zukunft des Datings: Wie KI unsere Partnersuche transformiert
Würden Sie einem KI-Dating-Coach vertrauen?
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LIFESTYLE Künstliche intelligenz
Nach Angaben des Pew Research Center haben rund 46 % der US-AmerikanerInnen bereits sehr schlechte oder schlechte Erfahrungen mit dem Online-Dating gemacht, weshalb viele Menschen nach einem neuen Weg suchen, online einen Partner zu finden. Hier kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel. Von KI-basierten Partnervermittlungen bis hin zu persönlichen Dating-Beratern steht das Universum der Dating-Apps vor einem Wandel.
Aber mit diesen aufregenden neuen Möglichkeiten kommen auch einige Fragen auf: Können wir für bedeutungsvolle Beziehungen auf Algorithmen vertrauen? Und welche Schattenseiten gibt es, sich in so einem komplexen Lebensbereich wie der Liebe auf KI zu verlassen?
Klicken Sie weiter, um zu erfahren, wie KI auf aufregende und manchmal beunruhigende Weise die Welt der Partnersuche zu verändern droht.
Übernimmt die KI?
Auch wenn maschinelles Lernen die Funktionsweise von Dating-Apps schon seit einer Weile still und heimlich unterstützt, haben die Führungskräfte der Match Group, dem Mutterunternehmen von bekannten Plattformen wie Match.com, Tinder, Hinge und OkCupid, kürzlich auf die bevorstehende Einführung von neuen Verwendungsmöglichkeiten der KI hingewiesen.
Partnervermittlung
Bislang wird KI hauptsächlich dazu eingesetzt, Partnervorschläge zu machen. Fortschrittliche KI-Technologien haben das Potenzial, die Partnersuche zu revolutionieren, indem die Effektivität deutlich verbessert und innovative Ansätze eingeführt werden.
Beste Fotos
Abgesehen von den Match-Vorschlägen nutzt Tinder KI auch, um Nutzern bei der Auswahl ihres ansprechendsten Profilfotos zu helfen. Die KI analysiert die Interaktionsdaten von Nutzern, um die erfolgreichsten Bilder zu erkennen und vorzuschlagen, diese gut sichtbar auf dem Profil zu platzieren.
Maßgeschneiderte Empfehlungen
Gleichzeitig hat Bumble die Dating-App, auf der Frauen den ersten Schritt machen müssen, kürzlich seine "Für dich"-Funktion verbessert. Diese tägliche Auswahl an vier kuratierten Profilen nutzt nun fortschrittliche KI, die die Vorschläge an die individuellen Präferenzen und vergangene Interaktionen anpasst.
Nutzersicherheit
Bumble stellt die Sicherheit der Nutzer in den Vordergrund, indem mithilfe von KI explizite Bilder automatisch unscharf gemacht werden und Spam, Scams und Fake-Profile erkannt werden. Auch andere Dating-Apps nutzen KI-basierte Sicherheitswerkzeuge, um möglicherweise verletzende Sprache zu erkennen und regen Nutzer dazu an, unangemessenes Verhalten zu melden.
Was können wir noch erwarten?
Die Unternehmen der Dating-Apps und Start-ups testen bereits innovative KI-Anwendungen. Bei einer aktuellen Investorenveranstaltung diskutierten Branchenführer die aufregenden KI-Funktionen, mit denen Nutzer bald rechnen können.
Personalisiertes Coaching
Justin McLeod, der CEO von Hinge, deckte die KI-basierte ehrgeizige Zukunft des Unternehmens auf. Dazu gehören hochpersonalisierte Matches, Algorithmen, die lernen und sich mit jedem Nutzer entwickeln, und KI-basierte Coachings für die Partnersuche.
Geführte Reise
McLeod gab zwar zu, dass KI nicht die Komplexität der Liebe lösen kann, betonte jedoch, dass sie "die Erfahrung auf Dating-Apps transformieren wird, indem eine Do-it-yourself-Plattform in eine von Experten geführte Reise verwandelt wird, die zu viel besseren Ergebnissen und Mehrwert für unsere Dater führt", sagte er den Investoren.
Bedeutungsvolle Beziehungen
Lidiane Jones, CEO von Bumble, stellte ebenso das Potenzial für Innovation auf dem Dating-App-Markt heraus. In einem Interview mit CNN sagte sie, dass Bumble KI nutzen wird, um Nutzern beim Aufbau bedeutungsvoller Beziehungen zu helfen, während die Sicherheit und Eigenständigkeit von Frauen im Vordergrund steht.
Von Experten bestätigt
Einige ExpertInnen bestätigen das revolutionäre Potenzial von KI. Liesel Sharabi, außerordentliche Professorin an der Hugh Downs School of Human Communication der Arizona State Universität, stellt heraus, dass die Datingindustrie zwar noch am Anfang der Einführung von KI steht, aber "das Potenzial für Veränderung in diesem Bereich" nicht zu verleugnen ist.
Übers Swipen hinaus
Laut Sharabi muss sich die Dating-Industrie weiterentwickeln. Das Swipen bei Tinder war zwar 2012 revolutionär, ist aber mittlerweile überall verbreitet. Während immer mehr Nutzer ausbrennen und nach fortschrittlicheren Methoden für Verbindungen suchen, sind bedeutende Veränderungen in der Branche längst überfällig.
Dating-Concierge
Bumble Gründerin Whitney Wolfe Herd stellt sich eine Zukunft vor, in der KI als persönlicher Dating-Concierge dient. Dieser KI-Assistent würde die Nutzer durch den gesamten Dating-Prozess leiten von der Auswahl passender Matches und der Planung von Treffen bis hin zu Unterstützung beim Schreiben von Nachrichten.
Wingmen-Bot
Einige innovative Dating-Apps experimentieren mit KI-Chatbots, um die Nutzer bei ihren Interaktionen zu unterstützen. Diese Chatbots können dabei helfen, originelle Antworten zu verfassen und so die Konversation interessanter zu gestalten. In einigen Fällen können Nutzer sogar Screenshots von Unterhaltungen aus anderen Dating-Apps hochladen und die KI der Plattform generiert dann flirtende Antworten.
Aussortieren
Auch wenn die Vorstellung, dass Chatbots anfängliche Dating-Interaktionen abwickeln, seltsam anmuten mag, sind ExpertInnen der Meinung, dass dies den Prozess vereinfachen könnte. Durch die Konzentration auf am besten passende Matches könnten diese KI-basierten Tools die Zeit verringern, die mit weniger vielversprechenden Verbindungen verbracht wird.
Bessere Matches
Wie Sharabi erklärt, hat die Integration von KI in Dating-Plattformen das Potenzial, ein passendes Match zu finden, zu verbessern und so letztlich zu erfolgreicheren Treffen zu führen.
Dating-Coach
McLeod von Hinge kündigte an, den "kompetentesten Dating-Coach der Welt" zu entwickeln, der auf jahrelangen Daten und Erkenntnissen aus dem Dating-Prozess basiert und den Trend der Branche widerspiegelt, Nutzer beim Dating zu begleiten.
Herausforderungen
Viele Nutzer haben Mühe, ein erstes Match zu landen, und wissen oft nicht, warum. Liegt es an ihren Profilfotos? Senden sie nicht genug Likes? Zögern sie, um ein Date zu bitten? McLeod sagt, dass ein KI-gesteuerter Dating-Coach in diesem Fall mit personalisierten Vorschlägen einspringen kann.
Dating-Experte
Auch wenn das Konzept eines KI-Dating-Coaches ungewöhnlich erscheinen mag, ist Sharabi der Meinung, dass dies ein logischer Schritt ist. Wir suchen bei der Partnersuche oft Rat in unserem sozialen Umfeld, aber bei Dating-Apps fehlt diese entscheidende Unterstützung. Ein KI-Coach könnte als digitaler "Wingman" fungieren, der uns bei der digitalen Partnersuche individuell berät, meint sie.
Beschreibung eines perfekten Dates
Anstatt sich ausschließlich auf Profilfotos und frühere Matches zu verlassen, erklärt McLeod, dass Hinge eine Funktion entwickelt, die es den Nutzern ermöglicht, "in ihren eigenen Worten" zu kommunizieren und dem Algorithmus ihre Vorlieben und Prioritäten mitzuteilen. Dadurch wird die Plattform in der Lage sein, genauere und personalisierte Matches zu liefern.
Interaktionen zwischen Mensch und Maschine
Während einige Dating-Apps mit KI arbeiten, um menschliche Beziehungen zu erleichtern, stürzen sich andere Unternehmen auf ein eher kontroverses Gebiet: KI-Begleiter. Diese KI-gesteuerten Wesen bieten Begleitung und emotionale Unterstützung und lassen die Grenzen zwischen menschlicher Interaktion und künstlicher Intelligenz verschwimmen.
Menschlich?
KI-Begleiter sind so konzipiert, dass sie emotionale Unterstützung und Begleitung bieten und Gespräche führen, die menschliche Interaktion simulieren. Diese immer verfügbaren digitalen Kontakte werden aufgrund ihrer ständigen Verfügbarkeit und ihrer Bereitschaft, sich auf ein Gespräch einzulassen, immer beliebter.
Wachsender Trend
Die rasanten Fortschritte in der KI- und Chatbot-Technologie haben den Aufstieg der emotionalen KI-Begleiter vorangetrieben. Laut Sensor Tower haben die sechs wichtigsten KI-Begleiter-Apps eine geschätzte Nutzerbasis von rund 52 Millionen, was die wachsende Beliebtheit virtueller Begleiter unterstreicht.
Einen Partner erstellen
Einige KI-Begleiter-Apps ermöglichen es Nutzern, hochgradig personalisierte Charaktere zu erstellen, indem sie ihr Geschlecht, ihr Aussehen, ihre Ethnie, ihre Stimme und ihre Persönlichkeit anpassen. Andere richten sich an Nutzer, die eher fantasievolle Begleiter bevorzugen und sich von Filmen, Mangas oder Märchen inspirieren lassen.
Ideale Partner
Ein vom chinesischen Technologieunternehmen Baidu entwickelter KI-Chatbot richtet sich an Nutzer, die auf der Suche nach einem fantastischen Partner sind. Tufei, eine 25-jährige chinesische Büroangestellte, beschreibt ihren virtuellen Freund als den idealen Partner: nett, einfühlsam und immer für ein stundenlanges Gespräch zu haben. Der einzige Haken? Er ist vollständig KI-generiert.
Tiefgründige Gespräche
Replika, eine weitere beliebte KI-Begleiter-App, ermöglicht es den Nutzern, ihre digitalen Begleiter zu personalisieren und investiert gleichzeitig in die KI, um ansprechende und sinnvolle Unterhaltungen führen zu können. Berichten zufolge lernt und entwickelt sich die KI der App mit jeder Interaktion weiter und geht nahtlos von einer lockeren Plauderei zu tieferen Gesprächen über das Leben und Gefühle über.
Nächster Schritt
Einige Apps gehen sogar noch weiter. Intimate AI Girlfriend zum Beispiel ist auf Begleiter spezialisiert, die flirten und emotionale Unterstützung bieten. Andere, wie Linky AI, richten sich an Nutzer, die nach Nutzern mit beziehungsorientierten Interaktionen suchen.
Vorteile
Einige Experten argumentieren, dass KI-Begleiter als Antwort auf weit verbreitete Einsamkeit entstanden sind. Ihre Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit und ihre Anpassungsfähigkeit passen gut zu unserem schnelllebigen Alltag.
Vorteile
Für Menschen mit sozialen Ängsten bieten sie eine Möglichkeit, bei geringem Risiko Kommunikation zu üben. Außerdem sind sie durch ihre ständige Verfügbarkeit und dadurch, dass sie nicht verurteilen, für Menschen ansprechend, die sich einsam oder vernachlässigt fühlen.
Risiken
KI-Begleiter bieten zwar potenzielle Vorteile, werfen aber auch erhebliche ethische Bedenken und potenzielle Risiken auf. Die Nutzer können ungesunde emotionale Abhängigkeiten entwickeln, die zu einer Vernachlässigung realer Beziehungen führen und möglicherweise ihre Fähigkeit beeinträchtigen, sich in menschlichen Interaktionen zurechtzufinden.
Risiken
Eine ausgedehnte Interaktion mit idealisierten und stark personalisierten KI-Begleitern könnte zu unrealistischen Erwartungen an menschliche Beziehungen führen. In dem Maße, wie KI-Begleiter immer ausgefeilter werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Maschine und fühlendem Wesen, was ethische Fragen über das Bewusstsein und das Potenzial für emotionale Ausbeutung aufwirft.
Quellen: (CNN) (Forbes)
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