Die versteckte Gefahr: Mikroplastik und unsere Aufnahme über Lebensmittel
Wie viel Plastik nehmen wir wirklich über Lebensmittel und Getränke auf?
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Gesundheit Menschlicher körper
Die meisten von uns sind sich der Gefahr der Plastikverschmutzung bewusst. Die Auswirkungen auf die Umwelt und das Tierreich sind weitreichend nachgewiesen. Was aber deutlich weniger bekannt ist, sind die Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Körper. Studien haben gezeigt, dass sich diese winzigen Plastikteile in wichtigen Organen wie dem Gehirn, Herz und in der Lunge ansammeln. Aber wie gelangt dieses möglicherweise schädliche Mikroplastik in den Körper und beläuft sich die verschluckte Menge wirklich auf die vielbesagte Kreditkarte Plastik pro Woche?
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Mikroplastik und der menschliche Körper
Ein Bericht im Guardian aus dem August 2024 deckte auf, dass es immer mehr wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass sich Mikroplastik in wichtigen menschlichen Organen ansammelt.
Angesammeltes Risiko
Studien deuten darauf hin, dass winzige Bruchstücke und Plastikkörnchen in menschlichen Gehirnen, Herzen, Lungen, Plazentas, Geschlechtsorganen, Lebern, Nieren, Knie- und Ellenbogengelenken, Blutgefäßen und Knochenmark gefunden wurden.
Gehirngewebe am anfälligsten
Eine Untersuchung von Lebern, Nieren und Gehirnen bei Autopsien ergab, dass alle Organe Mikroplastik enthielten, wobei das menschliche Hirngewebe am anfälligsten für die Plastikverschmutzung ist.
Höhere Konzentrationen
So wiesen die Gehirne nach Angaben der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH im Vergleich zu den Leber- oder Nierenproben höhere Konzentrationen von Mikro- und Nanoplastik auf.
Plastikaufnahme aus der Natur
Auch wenn die Gesundheitsgefahren von Mikroplastik im menschlichen Körper nicht gut erforscht sind, dienen die Ergebnisse des NIH dazu, eine frühere Studie, die die Plastikaufnahme von Menschen aus der Natur untersuchte, hervorzuheben.
Plastikkonsum
Die Studie "No Plastic in Nature: Assessing Plastic Ingestion from Nature to People" wurde 2019 vom WWF in Auftrag gegeben und von der Universität Newcastle in Australien durchgeführt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass wir jede Woche etwa 2.000 winzige Plastikstücke aufnehmen. Dies entspricht rund 21 Gramm pro Monat oder etwas mehr als 250 Gramm pro Jahr.
Eine Kreditkarte an Plastik
Die AutorInnen der Studie veranschaulichten die Zahlen noch mehr, indem sie bekannt gaben, dass wir durchschnittlich rund 5 Gramm Mikroplastik pro Woche aufnehmen, was dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht.
Wie wird Mikroplastik definiert?
Mikroplastik ist definiert als Plastikpartikel mit weniger als 5 mm Durchmesser.
Primäres und sekundäres Mikroplastik
Primäres Mikroplastik ist Plastik, das direkt in Form von kleinen Partikeln in die Umwelt abgegeben wird (Duschgel-Mikroperlen, Reifenabrieb etc.), wohingegen sekundäres Mikroplastik aus dem Abbau größerer Plastikteile stammt (z. B. abgebaute Plastiktüten).
Wie viel nehmen wir auf?
Die Studie zeigte, dass der Konsum von verbreiteten Lebensmitteln und Getränken je nach Konsumgewohnheiten zu einer wöchentlichen Aufnahme von etwa 5 Gramm Plastik führen kann.
Größte Menge
Von den untersuchten Lebensmitteln befand sich die größte Menge Plastik in Wasser, Meeresfrüchten, Bier und Salz.
Wasser ist die größte Aufnahmequelle
Ein durchschnittlicher Verbraucher nimmt bis zu 1.769 Plastikpartikel pro Woche allein durchs Wasser auf (sowohl aus der Leitung als auch aus der Flasche). Tatsächlich ist die größte Aufnahmequelle von Plastik Trinkwasser, denn Plastik ist überall auf der Welt im Grund-, Oberflächen- und Leitungswasser zu finden.
Meeresfrüchte
Durch das Essen von Meeresfrüchten wie zum Beispiel Muscheln und Austern können pro Woche bis zu 182 Plastikpartikel aufgenommen werden. Dies liegt daran, dass Meeresfrüchte als Ganzes inklusive ihrer Verdauungsorgane nach einem Leben in plastikverseuchten Meeren gegessen werden.
Bier
Bierkonsum wirkt sich in Form von einer möglichen Aufnahme von zehn Plastikpartikeln pro Woche aus. Gerste und Hopfen, die für das Bierbrauen nötig sind, sind anfällig für Plastikverschmutzung.
Salz
Und außerdem weist die Studie darauf hin, dass das Essen von Salz für eine unbewusste Aufnahme von elf Plastikpartikeln pro Woche verantwortlich ist. Meersalz gilt als Überträger von Mikroplastik auf den menschlichen Körper.
Ein universelles Problem
Die Ergebnisse des Berichts zeigen, dass das Problem von Mikroplastik universell ist und sich überall auf Menschen auswirkt.
Globale Bedrohung
Mikroplastik konnte überall nachgewiesen werden vom tiefsten Punkt des Planeten im Marianengraben bis zum Gipfel des Mount Everest.
Plastikmeer
Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums werden über 90 % des Plastiks nie recycelt und landen 8 Millionen Tonnen Plastikmüll jedes Jahr in den Ozeanen.
Regionale Unterschiede
In der Studie der Universität Newcastle wurden größere regionale Unterschiede aufgedeckt, denn in den USA oder Indien wurde zwei Mal so viel Plastik nachgewiesen wie in europäischen oder indonesischen Gewässern.
Von Plastik ernährt
Viele Fischarten, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, aus dem Pazifik, Atlantik, dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer, ernähren sich von Mikroplastik, obwohl nur ein bis zwei Mikroplastikpartikel pro Fisch festgestellt wurden.
Andere Kontaktmöglichkeiten
Neben dem Verzehr von Lebensmitteln und Getränken ist auch die Einatmung ein möglicher Kontakt, wie Mikroplastik in die Atemwege sowie die Lunge gelangen kann.
Einatmung von Mikroplastik
In der Regel sind synthetische Textilen für 35 % der Einatmung von Mikroplastik verantwortlich, Autoreifen für 28 %, Staub in der Stadt für 24 %, Straßenmarkierungen für 7 % und Schiffslacke für 3,7 %.
Wo wird Mikroplastik freigesetzt?
Die restlichen 2,3 % entfallen auf Wasch- und Geschirrspülmittel, Körperpflegeprodukte, Kunststoffpellets, Feuchttücher, Teebeutel, Zigarettenkippen und Kunststoffabfälle aus Haushalten.
Giftige Kombination
Plastik wird aus einer komplexen chemischen Zusammensetzung inklusive Zusatzstoffen, die für Stärke und Flexibilität sorgen, hergestellt. Sowohl Plastik als auch die chemischen Zusätze können giftig sein.
Bedenken
Eine Analyse der American Chemical Society hat über 10.000 einzigartige Chemikalien festgestellt, die in Plastik verwendet werden, von denen über 2.400 möglicherweise bedenklich sind. Außerdem sind darunter auch 901 Chemikalien, die in einigen Regionen nicht für die Verpackung von Lebensmitteln zugelassen sind.
Auswirkungen der Aufnahme
Es sind jedoch besonders die Auswirkungen der Aufnahme des Plastiks durch den Menschen, die für die WissenschaftlerInnen die größte Herausforderung darstellen.
Auswirkungen abgrenzen
Die Allgegenwärtigkeit von Plastik in unserem täglichen Leben erschwert es, die Auswirkungen einer bestimmten Kontaktmöglichkeit von anderen möglichen Ursachen abzugrenzen, so der WWF.
Schlechte Luft
Bisher haben Studien gezeigt, dass, wird ein bestimmtes Niveau von Kontakt überschritten, die Einatmung von Mikroplastik zu leichten Entzündungen der Atemwege führen kann.
Tödlich für Meereslebewesen
Für Meereslebewesen sind die Folgen jedoch ganz andere. Höhere Konzentrationen von Mikroplastik in ihrem Verdauungs- und Atemsystem können zu einem verfrühten Tod führen.
Vorbeugende Maßnahmen
WissenschaftlerInnen drängen darauf, dass die womöglich beste Maßnahme darin besteht, zu verhindern, dass Plastik überhaupt in die Umwelt gelangt. Dies würde uns allen zugutekommen.
Quellen: (The Guardian) (CNN) (ResearchGate) (ScienceDirect) (World Economic Forum) (World Wildlife Fund) (NIH) (American Chemical Society)
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