Als "Pizza-Effekt" wird eine Rückkopplungsschleife bezeichnet, die entsteht, wenn eine in einer Kultur unbedeutende Sache in einer anderen populär wird und dieser Erfolg dann in die ursprüngliche Kultur zurückfließt.

Dieses kulturelle Phänomen wird auch "Selbstorientalisierung" genannt.

Der Begriff "Pizza-Effekt" stammt aus dem Jahr 1970 und wurde von Agehananda Bharati geprägt, einem in Österreich geborenen hinduistischen Mönch und Professor für Anthropologie an der Syracuse University.

Der Ursprung des Begriffs ist eine Anspielung auf das bekannteste und offensichtlichste Beispiel für den "Pizza-Effekt". Natürlich geht es hier um die allseits beliebte italienische Pizza.

In Italien war Pizza ein einfaches Gericht und etwas, das die Armen aßen. Das änderte sich grundlegend, als Italiener in die USA auswanderten. Die Popularität der Pizza explodierte in ganz Amerika und wurde zu einem Grundnahrungsmittel, nicht nur für Italo-Amerikaner, sondern für das ganze Land.

Plötzlich war die Pizza ein kulinarischer Riesenerfolg, aus dem die Italiener immer noch Kapital schlagen. Jedes Jahr strömen Millionen von Touristen nach Italien, um eine echte italienische Pizza zu probieren, ein Gericht, das zum Synonym für das Land geworden ist.

Der Tag der Toten (Dia De Los Muertos) ist ein in Mexiko weithin gefeierter Feiertag. Seine Wurzeln reichen bis zu den Azteken zurück und vermischten sich später mit christlichen Traditionen. Die heutzutage stattfindende riesige Parade zum Tag der Toten ist eigentlich eine recht neue Sache.

Bis zum Erscheinen des James-Bond-Films "Spectre" im Jahr 2015 wurde der Feiertag relativ ruhig begangen. Man verbrachte Zeit mit der Familie, baute private Altare, besuchte die Gräber von geliebten Menschen und vieles mehr.

Nach dem Erscheinen des Films (in dem eine große fiktive Parade in Mexiko-Stadt zu sehen ist) hat das Land die Idee von Darstellern, riesigen Skeletten und Hunderten von kostümierten Menschen, die durch die Straßen ziehen, begeistert aufgenommen.

Vielleicht kennen Sie den traditionellen griechischen Tanz, bei dem die Männer ihre Arme ausstrecken und zu griechischer Volksmusik mit den Füßen stampfen. Es stellt sich jedoch heraus, dass dieser Tanz gar nicht so alt ist. Tatsächlich ist er erst nach 1964 bekannt geworden.

Dieser typisch griechische Tanz wurde 1964 von Mikis Theodorakis für den Film "Alexis Sorbas" komponiert. Die Bewegungen kombinieren Elemente aus zwei traditionellen Tänzen. Der Sirtaki gilt heute als typischer Tanz Griechenlands.

Der italienische Wissenschaftler Alberto Grandi sorgte 2023 für Aufsehen, als er behauptete, dass das sehr beliebte italienische Gericht Carbonara ebenfalls ein Beispiel für den "Pizza-Effekt" sei und darauf hinwies, dass es möglicherweise nicht einmal wirklich italienisch sei.

Laut Grandi ist Carbonara eigentlich ein amerikanisches Gericht, das erstmals während des Zweiten Weltkriegs den amerikanischen Soldaten serviert wurde.

Der italienische Wissenschaftler berief sich auf den Lebensmittelhistoriker Luca Cesari, Autor des Buches "Eine kleine Geschichte der Pasta", der die Geschichte des Gerichts näher untersuchte. Anscheinend wurde Carbonara von einem italienischen Koch in Riccione mit den Ei- und Speckrationen für Soldaten kreiert.

Wie in Mexiko die Parade zum Tag der Toten ist auch die Parade zum St. Patrick's Day in Irland ein weiteres Beispiel für den "Pizza-Effekt". Tatsächlich fand die erste offizielle St.-Patrick's-Day-Parade in Dublin erst 1931 statt (siehe Bild).

Auf der anderen Seite des großen Teichs war das ganz anders. Die Parade geht auf irische Soldaten zurück, die 1762 in New York stationiert waren. Sie zogen am St. Patrick's Day in grüner Kleidung und mit irischer Musik durch die Straßen. Die Paraden wurden schließlich zu jährlichen Veranstaltungen und fanden ihren Weg auf die Grüne Insel.

Die Salsa-Musik stammt eigentlich nicht aus einem lateinamerikanischen Land. Salsa wurde in den 1930er Jahren von puerto-ricanischen Einwanderern in New York entwickelt. Das Genre wanderte dann zurück in lateinamerikanische Gemeinschaften in Ländern wie Kuba und Puerto Rico.

Yoga ist in der Tat eine alte indische Tradition... nur war es nie ein so großer Teil der indischen Kultur wie heute. Indien ist der beliebteste Ort, um Yoga zu lernen und zu praktizieren, und noch nie gab es so viele Kursangebote im Land. Aber wann wurde es so populär?

Die wachsende Popularität von Yoga ist auf seinen Boom im Westen zurückzuführen, wo es von großen Persönlichkeiten wie Madonna unterstützt wird.

Japan liebt die amerikanische Kultur, und dies hat zu einem Beispiel des "Pizza-Effekts" geführt. Die Ivy-League-Mode, die in den späten 1950er Jahren in Amerika beliebt war, wurde später auch in Japan ein Hit. Das Phänomen trug tatsächlich dazu bei, dass die adrette Herrenmode Jahre später in Amerika wieder an Popularität gewann.

Die amerikanische Marke J. Press befindet sich seit den 1980er Jahren im Besitz eines japanischen Unternehmens. In der Tat gibt es mehrere japanische Marken, die heutzutage Kleidung im amerikanischen Stil an Amerikaner verkaufen.

Buddhistische und hinduistische Achtsamkeits- und Meditationspraktiken gelangten vom Osten in den Westen, und in den 1960er Jahren erfreuten sie sich weltweit großer Beliebtheit. Diese Praktiken wurden jedoch meist für sich allein angewandt (ohne religiöse oder philosophische Elemente).

Dieses Phänomen wurde von einigen Kritikern als "McMindfulness" bezeichnet. Doch die Wissenschaft im Westen begann tatsächlich damit, Achtsamkeit und Meditation als individuelles Werkzeug zur Förderung der Gesundheit zu untersuchen, und dieses Konzept kehrt nach Asien zurück. Heutzutage betrachten medizinische Fachleute im Osten diese aufbereiteten Formen als Instrumente, um Patienten zu helfen.

Bevor irische Einwanderer in Amerika begannen, an Halloween Kürbisse zu schnitzen, wurden in ihrer Heimat Laternen aus Rüben hergestellt. In Irland und Großbritannien wurden im Laufe der Zeit Kürbisse zur Norm.

Der Blues hat die Musikgeschichte geprägt. Das Genre entstand im tiefen Süden und führte schließlich zum Rock 'n' Roll. Doch in den 1960er Jahren war er bereits Geschichte. Das heißt, in Amerika.

Auf der anderen Seite des großen Teichs wurden Bands wie die Rolling Stones und die Beatles, neben vielen anderen, vom amerikanischen Blues beeinflusst. Nach der "British Invasion" in den 1960er Jahren erlebte der Blues in Amerika ein Revival, und zahlreiche Bands wurden von diesem Genre beeinflusst.

Sie kennen sie wahrscheinlich. Heute werden sie in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, von Yoga- und Meditationskursen bis hin zu Klangheilungsbehandlungen und allem, was dazwischen liegt. Tibetische Klangschalen werden also schon seit langem in spirituellen Kontexten verwendet, oder? Nun, nicht ganz.

Die historischen Belege für die Verwendung dieser Schalen als spirituelle Objekte sind nicht sehr eindeutig. Klar, sie wurden in Nepal und Nordindien häufig als Essensschalen verwendet, aber ihre Verwendung für andere Zwecke bleibt bis heute unklar.

Es ist möglich, dass Westler diese Schalen zu spirituellen Objekten gemacht haben und dass sie später von den Tibetern als solche übernommen wurden.

Die Filme der Apu-Trilogie des indischen Filmemachers Satyajit Ray sind ein weiteres Beispiel für den "Pizza-Effekt". Ursprünglich waren sie in Indien erfolglos, aber nachdem sie im Westen Preise gewonnen hatten, galten sie in ihrem Heimatland als Klassiker.

Quellen: (Listverse) (The Guardian) (NPR) (Saybrook University) (Smithsonian Magazine)

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