In der klassischen Mythologie ist Amor der römische Gott der Liebe und der Begierde. Den alten Griechen zufolge ist er jedoch der Gott Eros.
Mit einem Bogen und einem Köcher voller goldener Pfeile bewaffnet, ist der geflügelte Amor die berühmte Verkörperung von Leidenschaft und Begierde. Doch das Bild ist irreführend.
Die Griechen stellten ihren Liebesgott Eros als gut aussehenden, schlanken Jüngling dar – einen leicht muskulösen Teenager, der die Herzen der Sterblichen und Götter eroberte und mit ihren Gefühlen spielte.
Dem Mythos nach war Amor entweder der Sohn von Merkur, dem geflügelten Götterboten, oder von Mars, dem schlecht gelaunten Kriegsgott, und Venus, der Göttin der Liebe.
Eros hingegen wird oft als Sohn von Ares, dem Kriegsgott, und Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der Lust, dargestellt.
Eros war einer der Eroten, einer Gruppe von geflügelten Liebesgöttern.
Eros galt als gut aussehend, aber auch als bedrohlich. Er benutzte goldene Pfeile, um Begehrlichkeiten zu wecken, und bleierne Pfeile, um Abneigung zu schüren. Manchmal wurde er in einer Rüstung wie die des Mars dargestellt, vielleicht um ironische Parallelen zwischen Krieg und Romantik zu verdeutlichen.
In der griechischen und römischen Mythologie standen die goldenen Pfeile, die sowohl Amor als auch Eros abfeuerten, für die Quelle ihrer Macht: Wurde eine Person oder sogar eine Gottheit von einem solchen Pfeil im Herzen getroffen, wurde sie augenblicklich von unkontrollierbarem Verlangen erfüllt. Wurde jedoch ein Bleipfeil abgeschossen, so wurde die gleiche Person von Abscheu und Ekel übermannt.
Gegen Ende der hellenistischen Periode – den drei Jahrhunderten der griechischen Geschichte zwischen dem Tod des makedonischen Königs Alexander des Großen im Jahr 323 v. Chr. und dem Aufstieg des Augustus in Rom im Jahr 31 v. Chr. – erlebte Eros eine erstaunliche Wandlung.
Die Römer übernahmen einen Großteil der griechischen Mythologie, die mit Eros verbunden ist. Dazu gehörte aber auch, dass sie den großen, muskulösen Gott der Liebe in einen pummeligen, schelmischen Säugling verwandelten. Sie nannten ihn Amor, ein Synonym für Eros, das auch mit "Begierde" übersetzt werden kann.
Amor wurde schnell zu einem Motiv der römischen Kunst, das oft in Form von Amoretten – dem Äquivalent zu den griechischen Eroten – auftritt.
Trotz seiner manchmal böswilligen Absichten – ein Charakterzug, der seiner manchmal boshaften Mutter Venus zugeschrieben wurde – wurde Amor im Allgemeinen als wohltätig angesehen, wenn es darum ging, Partner zu finden.
Doch in einer berühmten Allegorie ging Venus' Spielerei gründlich nach hinten los. Psyche, die jüngste Tochter eines Königs, war mit erstaunlicher Schönheit gesegnet. Eifersüchtig auf ihr Aussehen, befahl Venus (Aphrodite) ihrem Sohn Amor (Eros), den hässlichsten und verachtenswertesten Mann im Land zu finden und ihn mit Psyche zu verkuppeln.
Amor machte sich auf die Suche. Doch als er die sterbliche Psyche erblickte, fühlte er sein eigenes Herz von einem seiner goldenen Pfeile durchbohrt. Die beiden verliebten sich unsterblich ineinander und Amor hielt um ihre Hand an, wodurch Psyche zu seiner unsterblichen Frau wurde. Seit der Renaissance wurde Amor in der Kunst oft mit den Proportionen und Zügen eines Erwachsenen dargestellt, wie in dieser Skulptur von Amor und Psyche von Antonio Canova.
Sowohl in der antiken als auch in der modernen Kunst wird Amor häufig auf einem verspielten Delphin reitend dargestellt. Der Delphin galt traditionell als freundlich zu den Menschen und wurde als Symbol für Zuneigung angesehen. Amor rittlings auf einem dieser Kreaturen diente auch als Symbol für die Geschwindigkeit der Liebe.
In einer Geschichte aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. beklagt sich Amor bei seiner Mutter Venus darüber, dass er beim Stehlen von Honigwaben von Bienen gestochen wurde. Venus erinnert ihren Sohn daran, dass das Lebens mit Schmerz verbunden ist und dass normalerweise er es ist, der mit seinen Liebespfeilen Begehren weckt und damit neben Liebe auch Leid stiftet.
Ein schlafender Amor stellt den kleinen Gott der Begierde in Frieden und entwaffnet dar. Das Bild signalisiert gewöhnlich den Verzicht auf weltliche Vergnügungen.
Der Gott der Begierde erscheint auf einigen mittelalterlichen Tierkreiskarten, wahrscheinlich um die Entstehung des Sternbilds Fische nach der brutalen Niederlage der Titanen durch die olympischen Götter zu illustrieren. Venus und Amor werden von Fischen in Sicherheit gebracht, bevor Typhon, ein monströser Schlangenriese und eine der tödlichsten Kreaturen der griechischen Mythologie, sie in den sicheren Tod reißen kann.
Amor taucht in zahlreichen mittelalterlichen Bildhandschriften als Ehestifter auf, um Bündnisse wie dieses zwischen dem Gelehrten und Dichter Francesco Petrarca und einer unbekannten Frau zu illustrieren, die ihm später zwei Kinder gebar – einen Sohn Giovanni (geboren 1337) und eine Tochter Francesca (geboren 1343).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Amor auf allen möglichen Valentinstagskarten zu sehen, sogar als minderjähriger Autofahrer, wie hier auf dieser amerikanischen Karte aus dem Jahr 1906.
Als Amor zum "Gesicht" des Valentinstags wurde, entwickelte sich eine ganze Industrie. Dieses zarte Herzdeckchen aus Spitze wurde im Jahr 1900 hergestellt.
Dieser speziell entworfene Briefkasten steht in dem kleinen Dorf Lover im englischen Wiltshire.
Eine der bekanntesten Statuen des Liebesgottes ist die Figur, die den Shaftesbury Memorial Fountain am Piccadilly Circus in London überragt. Offiziell und im Volksmund als Eros bekannt und 1892 errichtet, handelt es sich bei der geflügelten Statue eigentlich um Anteros, den Rächer der unerwiderten Liebe und einen der Eroten.
Die Kommerzialisierung von Amor war wohl unvermeidlich. Seine jugendliche Unsterblichkeit lieferte den Herstellern von Schönheitsprodukten sicherlich ein ideales Vorbild. Hier wirbt der Gott der Begierde für die Hautlotion "Neigeline" von Aspinall, die Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt kam.
Doch manchmal gingen die Pfeile des pummeligen kleinen Bogenschützen daneben. Dieses Titelbild der Sonntagsausgabe des New York Tribune aus dem Jahr 1912 zeigt einen besorgten Amor, der erschrocken darüber ist, dass er seinen Einfluss auf eine junge Suffragette verloren hat, die sich mehr für den Urnengang als für die Liebe interessiert.
Der junge Mann hätte sich jedoch keine Sorgen machen müssen. Heute ist Amor so aktuell wie eh und je. Es gibt sogar so etwas wie Amors Bogenlippen – ein Gesichtsmerkmal, bei dem die Kurve der Oberlippe dem Bogen des Gottes der Liebe ähneln soll.
Und was ist mit Eros? Nun, 1898 entdeckte der deutsche Astronom Carl Gustav Witt einen Asteroiden, der sich auf einer exzentrischen Umlaufbahn zwischen Mars und Erde befindet. Er nannte ihn 422 Eros. Die Götter würden sich freuen.
Quellen: (History) (Time)
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Amor ist wohl am bekanntesten für seine Verbindung zum Valentinstag. Der Valentinstag, der jährlich am 14. Februar gefeiert wird, war bereits im 18. Jahrhundert populär, aber erst die Viktorianer haben den "Amor-Valentinstag" erfunden.
Amor, der geflügelte Gott der Begierde, wird oft als Engelskind dargestellt, das einen Bogen spannt, um einen Pfeil in ein ahnungsloses Herz zu schießen. Doch dieses Bild hängt davon ab, ob man sich der griechischen oder der römischen Mythologie zuwendet. Der griechische Gott der Liebe und der Leidenschaft war ein großer, muskulöser junger Mann mit dem Aussehen eines Filmstars. Die Römer hingegen haben ihr Gegenstück als niedlichen, aber etwas pummeligen kleinen Jungen gestaltet, der allerdings ebenso gut mit dem Bogen umgehen kann. Doch trotz seines Nachteils beim Aussehen hat sich der kleine Junge durchgesetzt. Der rotwangige Engel mit dem verschmitzten Grinsen ist der, den alle als Posterboy des Valentinstags kennen und lieben. Und es ist Amor, der den geschwungenen Rand der Oberlippe einer Frau nach sich benannt hat. Aber was wissen wir sonst noch über dieses Kind, das Menschen verkuppelt?
Klicken Sie sich durch die folgende Galerie und erfahren Sie mehr über den kleinen Cupido.
Amor: Was wissen wir über den Gott der Begierde?
Wer ist diese Gottheit, die so treffsicher ihre Pfeile verschießt?
LIFESTYLE Mythologie
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