Egel sind Würmer mit einer Vorliebe für Blut. Es wurden etwa 680 Arten von Egeln beschrieben, etwa 100 davon leben im Salzwasser, 480 im Süßwasser und der Rest an Land.
Diese parasitären Gürtelwürmer kommen bereits seit sehr langer Zeit auf der Erde vor. Die ältesten bekannten Egel-Fossilien sind 266 Millionen Jahre alt und zur Zeit des Perms entstanden.
Egel werden zwischen zwei und acht Jahren alt. Die meisten sind Blutsauger, das heißt, sie ernähren sich als blutsaugende Parasiten oder Raubtiere von bevorzugten Wirtstieren.
Je nachdem was zur Wahl steht, ernähren sich Blutegel von Wirbellosen oder Wirbeltieren, wie Fischen, Reptilien und Säugetieren. Sie haben aber auch eine besondere Vorliebe für den Menschen.
Seit Jahrtausenden ernähren sich die blutfressenden Blutegel von Menschen. Und jetzt kommt's: Sie können während einer Mahlzeit ein Mehrfaches ihres eigenen Gewichts an Blut zu sich nehmen.
Die meisten Blutegel saugen Blut vom Wirtstier, indem sie sich mit ihrem vorderen Saugnapf an ihrer Nahrungsquelle festsaugen.
Einige Arten wie zum Beispiel der Amazonas-Blutegel stechen ihre Wirtstiere mit einem Saugrüssel aus ihrem Mund, wie hier dargestellt.
Andere haben einen starken Kiefer, der mit mehreren Reihen an Zähnen ausgestattet ist, wodurch sie ganz einfach die Haut durchschneiden können.
Egel sind nicht gerade die schönsten Kreaturen dieser Erde. Und verständlicherweise stößt der Gedanke, von einem gebissen zu werden viele ab.
Wussten Sie jedoch, dass es ein medizinisches Prozedere gibt, bei dem es genau darum geht? Dies nennt sich Aderlass und wird seit mindestens 2.500 Jahren praktiziert.
Der Aderlass oder Phlebotomie geht bis in die Antike zurück. Die Ägypter, Griechen und Römer, so wie viele andere antike Völker, nutzten ihn als medizinische Behandlungsmethode.
Der Urvater der Medizin, Hippokrates, schwor auf dieses Prozedere, basierend auf der Humoralpathologie wie sie in den hippokratischen Schriften beschrieben ist. Diese besagt, dass die Gesundheit auf der Balance der vier Säfte beruht: Blut, Schleim, schwarzer und gelber Galle. Durch den Aderlass mithilfe von Blutegeln konnten die Ärzte das Gleichgewicht wieder herstellen, wenn ein Überschuss an Blut angenommen wurde.
Der Aderlass mit Blutegeln kam im Mittelalter in Mode. Dies gilt umso mehr nach der Entdeckung des Hirudo medicinalis, des europäischen medizinischen Blutegels.
Der medizinische Blutegel war der bevorzugte Blutsauger der Ärzte. Er ist eleganter, sanft auf der Haut und hat einen unersättlichen Appetit. Er wurde als Heilung für allerlei Gebrechen wie Gicht, verschiedene Hautkrankheiten und sogar psychische Erkrankungen verwendet.
Bald wurde der Aderlass in Blutegeltherapie umbenannt. Einige Ärzte gingen jedoch zu weit, als sie behaupteten, der Aderlass könne auch ernstere Krankheiten wie Tuberkulose und sogar Krebs heilen.
Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, wurde glauben gemacht, dass ihm die Blutegeltherapie beim Abnehmen helfen könnte. Stattdessen litt er am Blutverlust.
Im 19. Jahrhundert war die Nachfrage nach dem medizinischen Blutegel so hoch, dass er fast ausstarb. Die Verbreitung der Therapie über ganz Europa brachte den hochpreisigen Egel in Gefahr.
Die Blutegeltherapie schuf Arbeitsplätze. Egelsammler wateten durch matschiges, sumpfiges Wasser, um mit ihren nackten Armen und Beinen die Egel anzulocken.
Eine andere Methode, um Blutegel zu sammeln, war ein altes Pferd durch einen Sumpf oder Moor zu führen, um die Beine als Köder zu nutzen.
Einigen findigen Geschäftsleuten war der kommerzielle Wert der Haltung von Egeln nicht entgangen. Anstatt jemanden zu bezahlen, durch einen Teich zu stapfen, konnte man auch gleich seine eigenen Wasserbecken und Kanäle als künstliche Umgebung bauen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach dem Aderlass per Blutegel weiter an. In Frankreich gab der berühmte Arzt François-Joseph-Victor Broussais (1772–1838) an, dass alle Erkrankungen auch Krebs und die Pocken auf Entzündungen basierten, die durch Blutegel geheilt werden könnten. Sein Wort galt so viel, dass Frankreich 1833 über 40 Millionen medizinische Blutegel importierte. Die kleinen Kriecher wurden regelrecht belagert.
Apotheker ließen sich überall verzierte Blutegelgefäße herstellen. Daran ließ sich erkennen, ob der Apotheker vor Ort die Therapie anbot.
Zur gleichen Zeit setzte die Manie für Blutegel über den Atlantik über. Die Nachfrage nach dem Egel, der in Amerika nicht heimisch ist, war so groß, dass die amerikanische Regierung eine Belohnung für denjenigen aussetzte, der es schaffte, europäische Blutegel auf heimischen Boden zu züchten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Population des medizinischen Blutegels so sehr geschrumpft, dass sich Ärzte wieder konventionelleren, künstlichen Methoden zum Blutablass zuwandten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten Fortschritte in Sachen Bluttransfusionen zu einer Abnahme der Nachfrage nach Blutegeln. Auch der Niedergang der Humoralpathologie dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben.
Gelegentlich wurden Blutegel weiterhin verwendet, wie dieses Foto aus dem Jahr 1935 eines britischen Apothekers mit einer Schale voller Egel beweist.
In den 1980ern gab es eine Rückkehr der Blutegel. Ärzte hatten die Rolle der Spezies in der Medizingeschichte immer geschätzt und wandten sich ihr nun erneut zu, meist bei größeren Operationen. Aber warum?
Ein Bestandteil des Speichels von Blutegeln ist ein kleines Protein, namens Hirudin. Es wird als Entzündungs- und Gerinnungshemmer für die Behandlung von Blutgerinnungsstörungen eingesetzt.
Seit 2005 sind Blutegel in Deutschland als Fertigarzneimittel zugelassen, zum Beispiel für die Behandlung venöser Obstruktionen nach Operationen oder von Arthrosen.
Heute werden Blutegel in der modernen Medizin für die Behandlung von einer Reihe von chronischen und lebensbedrohlichen Erkrankungen verwendet, wie Herz-Kreislauf-Probleme, Krebs, Metastasen und Infektionskrankheiten.
Dieser einfache Wurm hat sogar Einzug in die plastische Chirurgie gehalten, wo er für kosmetische Behandlungen eingesetzt wird.
Quellen: (National Center for Biotechnology Information) (Britannica) (National Geographic) (Medical News Today) (BBC) (Healthline)
Auch interessant: Lebensrettend und lebensgefährlich: Das sind die riskantesten Operationen der WeltDer Blutegel ist eine sehr verschmähte Kreatur. Ein hässlicher Wurm mit einer Vorliebe für Blut, wofür soll so ein abstoßender Parasit schon gut sein? Na ja, Blutegel wurden seit Jahrhunderten zur Heilung von allerlei Gebrechen und Krankheiten eingesetzt. Bis heute gibt es Ärzte auf der ganzen Welt, die diese Kriechtiere zur Behandlung verwenden. Wie also haben es diese kleinen Blutsauger zu ihrem Ruf gebracht und welche Rolle spielen sie in der Medizingeschichte?
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Blutegel: Blutliebende Parasiten oder medizinisches Wunder aus dem Mittelalter?
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LIFESTYLE Blutegel
Der Blutegel ist eine sehr verschmähte Kreatur. Ein hässlicher Wurm mit einer Vorliebe für Blut, wofür soll so ein abstoßender Parasit schon gut sein? Na ja, Blutegel wurden seit Jahrhunderten zur Heilung von allerlei Gebrechen und Krankheiten eingesetzt. Bis heute gibt es Ärzte auf der ganzen Welt, die diese Kriechtiere zur Behandlung verwenden. Wie also haben es diese kleinen Blutsauger zu ihrem Ruf gebracht und welche Rolle spielen sie in der Medizingeschichte?
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