Es gibt nichts Menschlicheres, als vom Tod gequält zu werden. Es ist ein Thema, das uns fasziniert, das uns Angst macht und das uns in Bewegung hält. Alles, was der Mensch erfunden hat, entspringt dem Wunsch, zu überleben oder sein unausweichliches Schicksal hinauszuzögern.
Dasselbe Überlebensverhalten ist auch im Tierreich zu beobachten. Aber was wissen Tiere über den Tod, abgesehen von einem biologischen Überlebensinstinkt?
WissenschaftlerInnen und PhilosophInnen sind sich nicht einig, ob Tiere das Konzept des Todes verstehen. Diese Frage hängt mit größeren Themen darüber zusammen, wie Tiere denken und fühlen.
Im 20. Jahrhundert glaubten viele WissenschaftlerInnen, dass Tiere nicht wissen, was Leben und Tod bedeutet. Der Primatologe Solly Zuckerman schrieb 1932, dass Affen und Menschenaffen den Tod nicht erkennen, weil sie so auf ihre Artgenossen reagieren, als wären sie noch lebendig, aber einfach inaktiv.
Die vergleichende Thanatologie untersucht, wie Menschen und Tiere den Tod wahrnehmen und verstehen. Dieses Forschungsfeld ist noch relativ neu, und die ersten wichtigen Studien dazu wurden vor etwa zehn Jahren veröffentlicht.
Die bahnbrechende Forscherin und Primatologin Jane Goodall studierte in den 1960er Jahren jahrelang einen Schimpansenstamm in Tansania. Sie war die erste, die bei den Primaten menschenähnliche Verhaltensweisen feststellte, einschließlich ihrer offensichtlichen Trauer.
Goodall berichtete von einem Schimpansenbaby, das so sehr um seine Mutter trauerte, dass es schließlich starb. In einem anderen Fall trug eine Schimpansenmutter ihr totes Kind, bis es mumifiziert war. Eine Schimpansentochter blieb lange regungslos neben dem toten Körper ihrer Mutter stehen, als würde sie trauern.
Tierische Rituale und Reaktionen auf philosophische Themen wie Tod, Liebe und soziale Dynamik faszinieren ForscherInnen seit Jahren. In dem Buch "Wenn Tiere weinen" (1996) stellen die AutorInnen Jeffrey Masson und Susan McCarthy faszinierende Anekdoten vor, die überzeugende Beweise für tierische Emotionen liefern, von tanzenden Eichhörnchen bis hin zu boshaften Killerwalen.
Caitlin O'Connell hat 30 Jahre lang Elefanten studiert und ein Buch veröffentlicht, in dem ihre Rituale beschrieben werden, darunter auch die Trauer um verlorene Angehörige.
Die spanische Philosophin und Wissenschaftlerin Susana Monsó hat vor kurzem eines der ersten Bücher veröffentlicht, in dem sie das Verständnis des Todes bei verschiedenen Tierarten vergleicht und damit zu Fortschritten in diesem Bereich beiträgt. Sie beschäftigt sich eingehend mit Geschichten von Ameisen, die ihrer eigenen Beerdigung beiwohnen, von Schimpansen, die die Zähne ihrer Toten reinigen, und von Walen, die ihre Toten wochenlang tragen.
Monsó geht darauf ein, dass Studien zeigen, dass Tiere auf den Tod auf unterschiedliche Weise reagieren. Am einen Ende des Spektrums zeigen einige Tiere automatische, fest verankerte Verhaltensweisen, wie den Abwehrmechanismus "sich tot stellen".
Die Autorin zeigt am Beispiel des Opossums, wie Tiere den Tod auf ihre eigene Weise wahrnehmen. Wenn das Opossum bedroht wird, erstarrt es komplett. Seine Körpertemperatur, seine Atmung und sein Herzschlag verlangsamen sich erheblich, und sein Geruch erinnert sogar an einen verwesenden Kadaver.
Auf der anderen Seite scheinen Tiere auch ein tieferes Verständnis von Tod zu haben, was zu komplexeren Reaktionen führen kann. Monsó und andere Forschende haben zahlreiche Belege dafür, dass Tiere solche individuellen Reaktionen zeigen.
In ihrem Buch beschreibt O'Connell eine Gruppe junger Elefanten, die an den Ort zurückkehren, an dem ein anderes Mitglied der Gruppe gestorben ist. Mehrere Monate lang kehren sie immer wieder zurück und berühren mit ihren Rüsseln sanft das verstorbene Tier, ein Verhalten, das an eine Totenwache erinnert.
Wenn der Körper eines verstorbenen Elefanten beginnt, sich zu zersetzen, nehmen die anderen Elefanten den umgebenden Sand auf und legen ihn auf ihren Körper, um so ein Stück ihres verstorbenen Freundes bei sich zu tragen. Dieses Verhalten erinnert an den Umgang mancher Menschen mit der Asche eines geliebten Verstorbenen.
Monsó weist darauf hin, dass Trauer ein nützlicher Indikator für starke emotionale Bindungen, einschließlich Liebe, aber nicht unbedingt ein Konzept des Todes ist. Diese beiden Ansätze, Trauer und Tod, können sich überschneiden, aber sie treten nicht immer zusammen auf.
Die ForscherInnen scheinen sich einig zu sein, dass es vier Komponenten gibt, die das Verständnis des Todes bei Erwachsenen prägen: Unvermeidlichkeit, Irreversibilität, Nichtfunktionalität und Kausalität.
Selbst Menschen brauchen Zeit, um solch komplexe Konzepte zu begreifen. Kinder entwickeln nicht von heute auf morgen ein Konzept für den Tod; sie brauchen dafür mehrere Jahre – bis zu 10 Jahre, wie EntwicklungspsychologInnen sagen.
Kinder lernen im Alter von vier bis sieben Jahren, dass der Tod nicht vorübergehend oder reversibel ist. Laut einer 2004 in der Zeitschrift Cognition veröffentlichten Studie verstehen Kinder den Tod als "dauerhaften Verlust der Handlungsfähigkeit".
Als Erwachsene übernehmen wir oft abstraktere und kulturell geprägte Vorstellungen vom Tod. Um die Sichtweisen von Erwachsenen zu vermeiden, nutzte Monsó eine Liste mit sieben Kriterien, die EntwicklungspsychologInnen bei Kindern verwenden, um das Verständnis von Tieren für den Tod einzuschätzen.
Ihre Forschungen deuten darauf hin, dass Tiere mit großen Gehirnen durch die wiederholte Konfrontation mit dem Tod wahrscheinlich diese beiden Komponenten verstehen: Nichtfunktionalität (Erkennen, dass die Toten keine geistigen und körperlichen Funktionen mehr haben) und Irreversibilität (Verstehen, dass die Toten nicht mehr ins Leben zurückkehren können).
Wie Menschen scheinen auch Tiere kurz vor dem Tod eine "terminale Klarheit" zu erleben, einen Ausbruch von Energie und Klarheit. Dies könnte einen evolutionären Nutzen haben, so der Biologe Rupert Sheldrake. "In freier Wildbahn kann sich ein Tier, das instinktiv weiß, dass es stirbt, von seinem Rudel lösen und dorthin gehen, wo sein Kadaver keine Krankheiten verbreitet.
Es ist schwer zu beweisen, dass Tiere dieses grundlegende Verständnis haben. Die Forschenden können die Tiere nicht direkt befragen, aber sie können ihre hormonellen Veränderungen messen. Zum Beispiel steigt bei Pavianen der Cortisolspiegel, wenn sie ein enges Gruppenmitglied verlieren.
Es gab einige Versuche, mit Menschenaffen, die auf die amerikanische Zeichensprache trainiert sind, sprachlich über den Tod zu kommunizieren.
In einer renommierten wissenschaftlichen Studie wurde das Baby der Schimpansin Washoe nach einer tödlichen Krankheit aus ihrer Obhut genommen. Als der Forscher Roger Fouts zurückkehrte, sah Washoe ihn an und signalisierte: "Baby?"
Fouts antwortete: "Baby tot, Baby weg, Baby fertig." Laut Fouts "ließ Washoe ihre Arme auf ihren Schoß fallen. Sie bewegte sich in eine entfernte Ecke und schaute weg, ihre Augen waren leer.
Die vergleichenden ThanatologInnen haben noch nicht alle Antworten. Sie möchten herausfinden, ob Tiere begreifen können, dass alle Lebewesen sterben, einschließlich ihrer selbst, und ob sie die biologischen Ursachen des Todes verstehen.
Angesichts der bisherigen Ergebnisse stellen sich die ForscherInnen auch die Frage, was dies für uns als Spezies in moralischer Hinsicht bedeutet.
Monsó will mit ihrer Forschung eine positive Botschaft vermitteln. Sie schlägt vor, dass wir besser mit unserer Sterblichkeit umgehen können, wenn wir unsere tierische Natur akzeptieren. "Es geht darum, den Tod zu normalisieren und zu verstehen, dass er eine Tatsache des Lebens ist und nichts Ungerechtes, das uns passiert. (...) Wenn man so tut, als würde der Tod nicht eintreten, wird die Angst davor größer, als wenn man sich ihm offen stellt und ihn so akzeptiert, wie er ist", erklärt sie.
Quellen: (The Guardian) (El País) (Cell Press) (The Week) (Vice) (The Inquisitive Biologist)
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Was wissen Tiere über den Tod?
Einige ihrer Reaktionen und Rituale im Zusammenhang mit der Sterblichkeit ähneln den unseren
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Was wissen Tiere über den Tod? Diese Frage hat sich schon Charles Darwin gestellt. "Wer kann schon sagen, was Kühe fühlen, wenn sie einen sterbenden oder toten Gefährten umringen und ihn aufmerksam anstarren", schrieb der Biologe. In der Tat haben Tiere eine komplexe Beziehung zum Tod, und neuere Studien deuten darauf hin, dass sie ihn möglicherweise besser verstehen, als wir dachten. Verhaltensweisen wie Ameisen, die an Beerdigungen teilnehmen, und Wale, die ihre Toten tragen, deuten auf ein tieferes Verständnis der Sterblichkeit hin. Sind Sie neugierig geworden? Stöbern Sie in der folgenden Galerie und entdecken Sie, wie sich verschiedene Tierarten mit diesem sensiblen Thema auseinandersetzen.