Die General-Slocum-Katastrophe ereignete sich am 15. Juni 1904, als das Dampfschiff General Slocum Feuer fing und im East River von New York City sank. Bei der Tragödie kamen über 1.000 PassagierInnen ums Leben, hauptsächlich Frauen und Kinder aus dem Viertel Little Germany.

General Slocum war ein Passagierdampfschiff mit Seitenradantrieb, das seit 1891 in Betrieb war. Untersuchungen und Zeugenaussagen nach der Katastrophe zeigten, dass sich das einstmals ruhmreiche Schiff in einem schrecklichen Zustand befand.

Am Tag der Katastrophe befanden sich Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirche St. Mark (im Bild) auf dem Schiff, die zu ihrem jährlichen Picknickausflug unterwegs waren. Interessanterweise verließen zwei Familien das Schiff, bevor es ablegte, und behaupteten, sie hätten in der Nacht zuvor eine Vorahnung der Katastrophe gehabt.

Das Feuer auf der General Slocum brach in einem Lagerraum im vorderen Teil des Schiffes aus. Als Brandursache wurde eine weggeworfene Zigarette oder ein Streichholz vermutet, das Stroh und ölige Lappen entzündete.

Trotz anfänglicher Versuche der Besatzung, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, breitete es sich aufgrund der leicht entflammbaren Materialien an Bord und der schlechten Feuerlöschausrüstung schnell aus. Die Rettungswesten und Feuerschläuche des Schiffes erwiesen sich als defekt und in schlechtem Zustand.

In den darauffolgenden Tagen wurden zahlreiche Rettungsteams ausgesandt, um den Fluss nach Toten abzusuchen. Diese wurden alle zusammen mit den anderen Leichen am Flussufer abgelegt.

Die Opfer, etwa 1.021 Menschen, wurden in die Leichenhalle in der 26. Straße gebracht und der Öffentlichkeit ausgestellt, damit ihre Familien die verstorbenen Angehörigen abholen konnten.

Die General-Slocum-Katastrophe hat gravierende Sicherheitsmängel in der Schifffahrtsindustrie aufgezeigt. Inspektionen nach der Katastrophe ergaben, dass die Rettungsringe mit zerfallenem Kork und Eisengewichten gefüllt waren, was sie im Notfall unbrauchbar machte.

Auch die Besatzung des Schiffes war unzureichend ausgebildet und verfügte nicht über die nötige Erfahrung im Umgang mit Notfällen. Viele Besatzungsmitglieder ließen die PassagierInnen im Stich, um sich selbst zu retten, und Polizisten mussten eingreifen, um den Überlebenden zu helfen (Bild).

Der Kapitän des Schiffes, William Henry Van Schaick, wurde später wegen krimineller Fahrlässigkeit für schuldig befunden. Er wurde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, wurde jedoch aufgrund seines hohen Alters und gesundheitlicher Probleme nach weniger als vier Jahren auf Bewährung entlassen.

Die Katastrophe hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die deutsch-amerikanische Gemeinde von Little Germany (Kleindeutschland) in Manhattans Lower East Side. Der Verlust so vieler Menschenleben dezimierte das Viertel und veranlasste viele dazu, auf der Suche nach einem Neuanfang wegzuziehen. Nach dem Unglück versammelten sich die BewohnerInnen von Little Germany an den Docks, um die Toten zu betrauern.

Der öffentliche Aufschrei nach der Katastrophe führte zu erheblichen Änderungen der Sicherheitsvorschriften für den Seeverkehr. Die sogenannte "Steamboat Inspection Service" wurde reformiert und strengere Sicherheitsstandards für Passagierschiffe eingeführt.

Die Öffentlichkeit forderte auch Rechenschaft für die Katastrophe, was zum Rücktritt mehrerer Regierungsbeamter führte, die mit der Überwachung der Sicherheit im Seeverkehr betraut waren. Die Knickerbocker Steamship Company, der das Schiff gehörte, zahlte nur eine geringe Geldstrafe. Adella Wotherspoon (im Bild) war die jüngste Überlebende, die eine Entschädigung erhielt.

An mehreren Orten gibt es Denkmäler für die Opfer der General-Slocum-Katastrophe. Eines der bemerkenswertesten ist der Slocum-Gedenkbrunnen im Tompkins Square Park, der 1906 von der Sympathy Society of German Ladies errichtet wurde.

Die General-Slocum-Katastrophe bleibt eine der tödlichsten Schiffstragödien der Geschichte. Tatsächlich war es die schlimmste Schiffskatastrophe des 20. Jahrhunderts, bis die Titanic nur acht Jahre später im Atlantik sank. Beide Katastrophen wurden übrigens auf Fahrlässigkeit und unzureichende Rettungsmittel zurückgeführt.

Nach der Katastrophe der General Slocum reichten die Familien der Opfer zahlreiche Klagen ein. Viele dieser Klagen wurden außergerichtlich beigelegt und die daraus resultierende Entschädigung wurde oft als unzureichend für den erlittenen Verlust angesehen.

Untersuchungen zur General-Slocum-Katastrophe enthüllten weitverbreitete Korruption und Bestechung innerhalb des Steamboat Inspection Service. Die Inspektoren hatten Bestechungsgelder angenommen, um Sicherheitsverstöße zu übersehen, was erheblich zur Tragödie beitrug.

Das Feuer auf der General Slocum breitete sich unter anderem deshalb so schnell aus, weil das Schiff lackiertes Holz und andere leicht brennbare Materialien enthielt. Die PassagierInnen hatten kaum Zeit zu reagieren und sich in Sicherheit zu bringen.

Ähnlich wie bei der Titanic wurde auch die Tragödie der General Slocum durch die unzureichende Anzahl an Rettungsbooten an Bord verschärft. Einige Rettungsboote waren aufgrund des Feuers unzugänglich und andere waren nicht richtig gesichert, sodass sie im Notfall nutzlos waren.

Die General-Slocum-Katastrophe wird in der amerikanischen Geschichte oft von anderen Ereignissen überschattet, insbesondere vom Einsturz des World Trade Centers, der sich ebenfalls in New York ereignete. Aufgrund ihres Ausmaßes und der Änderungen, die sie bei den Sicherheitsbestimmungen im Seeverkehr nach sich zog, bleibt die Katastrophe jedoch ein bedeutendes Ereignis.

Die Rolle der Medien nach der Katastrophe war entscheidend, um die Öffentlichkeit auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Die umfassende Berichterstattung trug dazu bei, die Forderung nach Regulierungsreformen und stärkeren Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Der schnelle Bau der General Slocum in der wettbewerbsintensiven Dampfschiffindustrie des späten 19. Jahrhunderts führte zu Kostensenkungsmaßnahmen, die die Sicherheit beeinträchtigten. Diese Katastrophe und der Untergang der Titanic verdeutlichten die Gefahren, die entstehen, wenn Profit über die Sicherheit der PassagierInnen gestellt wird.

Aus dem Wrack der General Slocum geborgene Artefakte wurden in Museen ausgestellt und stellen eine greifbare Verbindung zur Tragödie her. Zu diesen Gegenständen gehören persönliche Gegenstände der PassagierInnen und sogar Teile des Schiffes.

Der Untergang der General Slocum ist ein ergreifendes Kapitel in der Geschichte der Stadt New York. Es veranschaulicht die Risiken des Transportwesens im frühen 20. Jahrhundert und die tiefgreifenden Auswirkungen industrieller Nachlässigkeit auf unschuldige Gruppen.

Die General-Slocum-Katastrophe führte zu einer Neubewertung der Passagierschiffkonstruktionen, wobei der Bedarf an feuerfesten Materialien und besserer Rettungsausrüstung hervorgehoben wurde. Diese Änderungen trugen zur allgemeinen Verbesserung der Sicherheit auf See bei.

Das Erbe der General-Slocum-Katastrophe zeigt nicht nur, wie wichtig Sicherheit überall auf der Welt ist, sondern auch, wie stark die betroffene Gemeinschaft war. Es ist eine wichtige Lektion darüber, wie wir aus vergangenen Tragödien lernen sollten, um zukünftige Unfälle zu verhindern.

Quellen: (New-York Historical Society) (New York Public Library) (National Archives) (Smithsonian Magazine)

Das könnte Sie auch interessieren: Diese erstaunlichen Naturwunder sind rein zufällig entstanden

Als das Feuer immer heftiger wurde, sprangen viele PassagierInnen über Bord, um den Flammen zu entkommen. Leider konnten viele von ihnen nicht schwimmen, und die schwere, mit Wasser vollgesogenen Kleidungsstücke der damaligen Zeit machten es schwierig, sich über Wasser zu halten. Die leblosen Körper dieser Opfer wurden schließlich ans Flussufer gespült.