Sanfte Erziehung: Was bedeutet das und was wird daran häufig missverstanden?
Ist Gentle Parenting für Sie und Ihr Kind das Richtige?
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LIFESTYLE Erziehung
Die Grundidee vom Gentle Parenting, zu deutsch "sanftes Erziehen", gibt es bereits seit Jahrzehnten, hat jedoch in den letzten Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten, besonders in den sozialen Medien. Der Begriff wurde 2015 geprägt und dreht sich um eine Erziehung ohne Scham, Tadel oder Bestrafungen. Einige Kinderärzte und Kinderpsychologinnen sind der Meinung, dass sich diese Erziehungsmethode positiv auf das Kind auswirkt, es gibt jedoch auch Grenzen und diese Art von Erziehung ist nicht für alle Familien geeignet.
In dieser Galerie sehen wir uns genauer an, was Gentle Parenting bedeutet und was eben nicht und was viele darüber falsch verstehen. Wenn Sie mehr erfahren wollen, klicken Sie weiter.
Was spricht für Gentle Parenting?
Viele Menschen sind der Meinung, dass Erziehungsmethoden auf der Basis von Strafen und Scham die Kinder zwar kurzfristig dazu bringen, sich zu benehmen, ihnen aber auf lange Sicht nicht beibringen, warum sie freundlich und respektvoll sein sollten.
Was spricht für Gentle Parenting?
Für viele ist Gentle Parenting der Gegenpol zu einem autoritären Erziehungsstil. Bei einer authoritären Erziehung werden hohe Erwartungen an die Kinder gestellt, strenge Regeln ohne Erklärung aufgestellt und von den Kindern erwartet, ohne Widerrede zu gehorchen.
Was ist Gentle Parenting?
Auch wenn die Beliebtheit der Methode steigt, sind die Grundideen des Konzepts nicht neu, besonders abseits westlicher Kulturen.
Was ist Gentle Parenting?
Der Begriff Gentle Parenting wurde von Sarah Ockwell-Smith mit ihrem ersten Buch "The Gentle Parenting Book: How to Raise Calmer, Happier Children From Birth to Seven" im Jahr 2015 geprägt.
Was ist Gentle Parenting?
Die klinische Psychologin Nanika Coor gibt an, dass eine "gegenseitig respektvolle Eltern-Kind Dynamik" in Kulturen von Ureinwohnern vorkam, "bevor brutale Kolonisationspraktiken diese zu beseitigen versuchten".
Was macht Gentle Parenting aus?
Beim Gentle Parenting werden Kinder als vollwertige Personen angesehen, die Respekt verdienen. Eltern versuchen die Welt aus der Sicht des Kindes zu verstehen.
Ein anderer Ansatz zu Disziplin
Beim Gentle Parenting wird gutes Verhalten gelobt, anstatt Kinder mit Bestrafungen und Drohungen dazu zu zwingen.
Ein anderer Ansatz zu Disziplin
Gentle Parenting konzentriert sich darauf, zu verstehen, warum das Kind etwas tut, und ihm beizubringen, wie es stattdessen etwas anderes tun kann. Wenn man auf die Bedürfnisse eingeht, die dem Verhalten zugrunde liegen, anstatt das Kind anzuschreien, fühlt es sich verstanden.
Gentle Parenting und Wutanfälle
Wenn ein Kind seine Gefühle nicht regulieren kann (also einen Wutanfall bekommt), geht es beim Gentle Parenting darum, die Gefühle anzuerkennen, anstatt sie abzuwiegeln oder dafür zu bestrafen.
Gentle Parenting vs. freigiebige Erziehung
Gentle Parenting ist keine freigiebige Erziehung. Bei einer freigiebigen Erziehung fehlen Regeln oder Strukturen. Die Eltern geben dabei den Forderungen des Kindes nach, lassen es zum Beispiel lange aufbleiben, was zwar zu einer Verbesserung des Verhaltens führt, ihm aber nicht beibringt, mit Enttäuschungen umzugehen.
Fehler machen
Eltern dürfen nicht von sich erwarten, die Ziele des Gentle Parenting jederzeit zu erfüllen. Manchmal schreien sie vielleicht oder sagen etwas, das sie später bereuen. Ein Teil des Gentle Parenting dreht sich auch darum, in diesen Momenten Wiedergutmachung zu leisten.
Fehler machen
Wenn Eltern ihre Reizpunkte kennenlernen und aussprechen, dass sie eine Minute für sich brauchen, um wieder runterzukommen, gibt dies den Kindern eine Strategie an die Hand, die sie nutzen können.
Gentle Parenting übertreiben
Wenn man zu sehr darauf bedacht ist, Gentle Parenting richtig zu machen, erzeugt man Druck und untergräbt den ganzen Zweck. Einige Psychologen sind der Meinung, dass ein Ausbruch und dessen Bewältigung den Kindern zeigt, dass es in Ordnung ist, das Gleiche zu tun, und dass es zum Menschsein dazugehört.
Gentle Parenting übertreiben
Wenn Kinder in Haushalten aufwachsen, in denen nie geschrien wird, aber stille, unausgesprochene Wut herrscht, kann sich dies auf ihre Fähigkeit, mit Konflikten in zukünftigen Beziehungen umzugehen, auswirken.
Das Ziel des Gentle Parenting
Das Ziel des Gentle Parenting ist ein glückliches, gut angepasstes Kind, indem ihnen beigebracht wird, ihre Gefühle auszudrücken und ihr Verhalten in altersgerechter und sozial akzeptierter Weise zu kontrollieren.
Das Ziel des Gentle Parenting
Gentle Parenting stärkt Kinder, indem es ihnen Wahlmöglichkeiten gibt, sie in die Entscheidungsfindung einbezieht und sich darauf konzentriert, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Das Ziel des Gentle Parenting
Gentle Parenting kann außerdem zum persönlichen Wachstum der Eltern beitragen und ihre Empathie und Gefühlsregulierung in Beziehungen zu Freunden und Familie verbessern.
Unrealistische Erwartungen
In seiner Extremform kann Gentle Parenting jedoch die Realität moderner Elternschaft aus dem Blick verlieren. Berufstätige Eltern haben oft keine Zeit, ein ideales Töpfchentraining durchzuführen oder geduldig darauf zu warten, bis das Kind eine Entscheidung über etwas getroffen hat.
Einheitsansatz
Jedes Kind ist einzigartig mit seinen eigenen Bedürfnissen, Temperament und Art und Weisen, wie es auf seine Umwelt reagiert. Beim Gentle Parenting wird ein einheitlicher Ansatz verwendet, der womöglich nicht zu jedem Kind passt.
Gentle Parenting ist nicht der einzige Weg
Eine gute Erziehung ist auch möglich, ohne Gentle Parenting oder einen autoritären Erziehungsstil zu praktizieren. Sie müssen sich nicht zwischen den beiden Ansätzen entscheiden (entgegen dessen, wie es häufig dargestellt wird).
Gentle Parenting bei Teenagern
Gentle Parenting ist bei kleinen Kindern relativ simpel, es kann jedoch schwieriger werden, wenn es darum geht, ältere Kinder und besonders Teenager sanft zu erziehen.
Gentle Parenting und Stress
Gentle Parenting kann Eltern, besonders Mütter, bei jeder Interaktion mit ihrem Kind unter einen enormen Druck setzen, was zusätzlichen Stress bei der Erziehung verursacht.
Die Wirkung der sozialen Medien
Die sozialen Medien verbreiten eine perfektionierte Form des Gentle Parenting, was zu Scham und Schuldgefühlen bei den Eltern führt.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Kinder verhalten sich nicht wie Erwachsene. Sie verhalten sich manchmal irrational und unlogisch und ihr Fehlverhalten rechtfertigt keine tiefere emotionale Nachforschung.
Bindung und Konsequenzen
Beim Gentle Parenting werden Bestrafung und Disziplin häufig miteinander verwechselt. Disziplin zeigt den Kindern Konsequenzen auf, ermöglicht ihnen aber dennoch eine Bindung zu den Eltern.
Gentle Parenting bei ängstlichen Kindern
Gentle Parenting ist möglicherweise kein idealer Erziehungsansatz für ein ängstliches Kind, denn wenn man die Sorgen des Kindes so ernst nimmt und sie so sehr verarbeitet, kann man diese Sorgen fälschlicherweise verstärken.
Fokus auf das Kind
Beim Gentle Parenting wird sich auf das Verständnis und die Anerkennung der Gefühle des Kindes konzentriert und weniger darauf, wie sich dessen Taten auf andere auswirken.
Forschung
Die Methode ist bislang in der Psychologie noch nicht anerkannt und untersucht, sodass es kaum Beweise für die Wirksamkeit des Gentle Parenting gibt.
Autonomy-Supportive-Parenting
Das Autonomy-Supportive-Parenting, also eine autonomieunterstützende Erziehung, nutzt das Beste des Gentle Parenting (der Fokus auf Empathie, die Einnahme der Perspektive des Kindes und die Priorisierung der Eltern-Kind-Beziehung), aber mit mehr Flexibilität und weniger Scham und Schuldgefühlen.
Quellen: (Huff Post) (Psychology Today) (Motherly)
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