Insekten als Waffe: Ein Blick in die Geschichte der Kriegsführung
Ein faszinierender Blick auf die Entwicklung der entomologischen Kriegsführung

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LIFESTYLE Insektenkriegsführung
Biologische Kriegsführung wird seit vielen Jahren eingesetzt. Eine besondere Art davon, die entomologische Kriegsführung, also der Einsatz von Insekten im Krieg, gibt es bereits seit Jahrtausenden. Jahrhundertelang wurden Insekten als biologische Waffen genutzt, die Krankheiten verbreiten und Ernten zerstören. Sie wurden sogar schon als Waffen im wörtlichen Sinn eingesetzt, nämlich durch ihre Bisse und Stiche.
In dieser Galerie beschäftigen wir uns mit der Geschichte der entomologischen Kriegsführung und wie Insekten im Laufe der Zeit als Waffen eingesetzt wurden. Klicken Sie weiter, um mehr zu erfahren.

Biologische Kriegsführung
Wir neigen dazu den Begriff "biologische Kriegsführung" mit Bakterien, Viren, Giften und anderen Organismen in Verbindung zu bringen, die dem Menschen schaden können. Der Einsatz von Insekten ist eine Art der biologischen Kriegsführung.

Entomologische Kriegsführung
Diese besondere Art der biologischen Kriegsführung wird entomologische Kriegsführung genannt. Insekten können dem Feind auf verschiedene Art und Weisen schaden. Sie können als Pflanzenschädlinge, zur Verbreitung von Krankheiten und als Waffen im wörtlichen Sinn eingesetzt werden.

Käfer
Es wird angenommen, dass die Parthier in ihren tierischen Bomben auch Kurzflügler einsetzten. Diese Käfer aus der Gattung Paederus sondern Pederin ab, das auf der Haut für Dermatitis und Blasen sorgen kann.

Bienen
Während des Dritten Mithridatischen Krieges ordnete König Mithridates VI. von Pontus an, "mit Grayanotoxin belasteten Honig, der von Rhododendron sammelnden Honigbienen erzeugt wurde", für die Römer an den Straßen zu hinterlassen. Im Grunde genommen war der Honig mit einem Giftstoff verseucht.

Honig
Die römischen Soldaten, die diesen Honig zu sich nahmen, wurden krank und litten unter Halluzinationen. Sie tauften ihn deshalb "Verrücktenhonig".

Stichangriff
Die Mithridates waren Pioniere der entomologischen Kriegsführung. Sie gruben auch Pioniertunnel unter den Schlachtfeldern und ließen Bienen und Hornissen frei, um die Römer anzugreifen.

Pestflöhe
Die Beulenpest raffte im 14. und 15. Jahrhundert Millionen von Menschen dahin. Es wird angenommen, dass die mongolischen Tataren für die Ausbreitung nach Europa verantwortlich waren. Bei der Belagerung der Stadt Kaffa (heute Feodossija) schleuderten sie pestverseuchte Leichen über die Mauern.

Pestflöhe
Die Krankheit verbreitete sich durch Flöhe und die Stadt fiel 1346. Einigen Menschen gelang die Flucht, und es wird angenommen, dass sie die Pest nach Europa eingeschleppt haben.

Amerikanischer Bürgerkrieg
Die Konföderation beschuldigte die Union, die Harlekin-Wanze (Murgentia histrionica) in den Süden eingeschleppt zu haben, um ihre Ernten zu schädigen. Diese Behauptung wurde jedoch nie bewiesen.

Zweiter Weltkrieg: Japan
Die Einheit 731 war eine verdeckte japanische Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für biologische Waffen. Dort bauten Forscher tatsächlich eine Bombe, die mit pestinfizierten Flöhen gefüllt war, und warfen sie als Test in Changde und Ningbo in China ab.

Zweiter Weltkrieg: Japan
Dies war ein Test für die Operation Kirschblüten bei Nacht (auch bekannt als Operation PX). Ziel war es, die pestinfizierten Flöhe über Teilen Kaliforniens abzuwerfen. Glücklicherweise kapitulierte Japan zwei Wochen vor dem geplanten Angriff.

Zweiter Weltkrieg: Deutschland
Hitler war davon überzeugt, dass die Amerikaner den Kartoffelkäfer einsetzen würden, um die deutschen Ernten zu vernichten, und ließ ihn daher züchten, um ihn untersuchen zu können. Das Experiment der Nazis wurde schnell zu einem offensiven Plan, der auf Feldern in Speyer getestet wurde.

Zweiter Weltkrieg: Die Alliierten
Wie sich herausstellte, waren Hitlers Bedenken nicht unbegründet. Tatsächlich schickten die USA 1942 15.000 Käfer zur Untersuchung als biologische Waffen nach Großbritannien. Berichten zufolge hatten die Franzosen die Käfer seit 1939 erforscht und Freisetzungsversuche durchgeführt.

Käfer nach dem Krieg
Im Jahr 1950 beschuldigte die Regierung der DDR die Amerikaner, Kartoffelkäfer über ihren Feldern abzuwerfen, um ihre Ernten zu sabotieren. "Die Geschichte mit den Yankee-Käfern entbehrt jeder sachlichen Grundlage", sagt Erhard Geissler, Experte für biologische Kriegsführung am Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin.

Koreakrieg
Während des Koreakrieges behaupteten die Chinesen, dass die Amerikaner "krankheitsübertragende Blumenfliegen, Springschwänze und Steinfliegen mit P-51-Jägern" verbreiteten. Die USA haben diese Behauptungen stets bestritten.

Operation Das große Kratzen
Im Jahr 1954 testete das US-Militär, ob Flöhe in Bomben eingebaut und aus der Luft abgeworfen werden können. Die Operation Big Itch (Das große Kratzen) wurde auf dem Dugway Proving Ground in Utah durchgeführt.

Operation Das große Kratzen
Für den Test wurden zunächst uninfizierte tropische Rattenflöhe verwendet. Zum Glück übertrugen diese keine Krankheiten, denn die Piloten, Co-Piloten und das Flugpersonal wurde von einigen entkommenen Flöhen gebissen.

Operation Das große Kratzen
Die Operation war schließlich erfolgreich, und die Empfehlung lautete, dass "die weitere Erforschung der biologischen Kriegsführung mit Arthropoden-Vektoren offenbar gerechtfertigt ist", wie es in den offiziellen, nicht klassifizierten Akten heißt. Da sich Flöhe jedoch als zu schwierig zu bekämpfen erwiesen, konzentrierten die USA ihre Forschung auf Mücken.

Operation Das große Surren
Die Operation Big Buzz (das große Surren) fand 1955 statt. Das Ziel war einen Angriff durch Mücken zu simulieren. Dazu wurden Tausende Aedes aegypti Mücken (oder auch Gelbfiebermücken) auf ein Gebiet in Georgia abgelassen. Diese Mücken waren jedoch nicht infiziert.

Operation Das große Surren
Als Testsubjekte wurden sowohl Meerschweinchen als auch menschliche Freiwillige eingesetzt. Der Test verlief erfolgreich, ein echter Kriegseinsatz wäre jedoch laut einem Bericht der amerikanischen Armee von 1981 sehr teuer.

Operation Das große Surren
Der Bericht stellte fest, dass für einen Angriff auf ein Bataillon rund 225.000 infizierte Mücken nötig wären. Dies würde umgerechnet auf heutige Währungen um die 120.000 Euro kosten.

Bioterrorismus
1989 besorgte ein Ausbruch der Mittelmeerfruchtfliege die Behörden in Kalifornien. Die Mittelmeerfruchtfliege sorgte für einen Millionenschaden und zahlreiche Programme zur Ausrottung wurden eingeführt. Es handelte sich dabei jedoch nicht um einen gewöhnlichen Befall.

Bioterrorismus
Im Dezember 1989 erhielten einige kalifornische Politiker und Medien einen Brief der Gruppe "The Breeders", die angab für den Ausbruch verantwortlich gewesen zu sein. Der Angriff war eine Vergeltung der Schäden, die durch das Versprühen des Insektizids Malathion durch die Behörden verursacht wurden.

Bioterrorismus
Im Brief stand: "Jedes Mal, wenn die Helikopter zum Versprühen in die Luft steigen, werden wir auf unbetroffenem Gelände oder in bereits infizierten Gegenden mindestens mehrere Tausend blauäugige Mittelmeerfruchtfliegen freilassen. Wir sind organisiert, geduldig und entschlossen."

Bioterrorismus
Im März 1990 beendete der Bundesstaat sein Malathion-Sprühprogramm und ließ stattdessen sterilisierte Mittelmeerfruchtfliegen frei, um die Population zu kontrollieren.

Krieg gegen die Drogen
1990 wollte die Bush-Regierung Eloria noyesi, einen Trägspinner, im Kampf gegen die Drogen einsetzen. Die Idee bestand darin, Millionen Raupen des Schmetterlings, die sich von der Koka-Pflanze ernähren, auf Kokafeldern in Bolivien und Peru abzuwerfen.

Krieg gegen die Drogen
Bolivien wies die Idee jedoch aufgrund der Schäden für das lokale Ökosystem zurück. In Kolumbien beschäftigte man sich später mit der Idee, verwarf sie jedoch aus den gleichen Gründen. Es gibt keine Belege dafür, dass die USA diesen Plan jemals umgesetzt haben.

Insect Allies
Insect Allies ist ein Programm der U.S. Defence Advanced Research Project Agency (DARPA). Dort wird der Einsatz von Insekten als Vektoren für Genveränderungen erforscht. Das bedeutet, dass Insekten möglicherweise als Überträger für Viren eingesetzt werden können, die Anbaukulturen genetisch verändern.

Insect Allies
Auch wenn das Programm vielversprechend erscheint, gibt es Bedenken, dass es für die Entwicklung biologischer Waffen missbraucht werden könnte.
Quellen: (Montana State University) (History) (Entomology Today) (The Smoking Gun) (The Guardian) (BBC) (Grunge)
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