So bauen Sie Ihren Garten ohne Erde an
Ihr Gemüse lässt sich auch anders anbauen
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LIFESTYLE Gärtnern
In einer Welt, in der die Landschaft immer mehr im Beton verschwindet, wird es schwieriger, genügend Platz für Pflanzen und Gemüse zu finden. Aber selbst in Zeiten wachsender Städte und schrumpfender Gärten findet in der Landwirtschaft eine stille Revolution statt: erdlose Anbaumethoden.
Sie fragen sich vielleicht, ob Pflanzen wirklich ohne Erde wachsen können und falls dem so sein sollte, wie viel dies im Vergleich zu traditionellen Anbaumethoden wirklich besser ist. Klicken Sie für Antworten auf diese und weitere Fragen durch die Galerie, in der wir all die Mysterien dieser schwer greifbaren Gärtnermethode aufdecken.
Ursprünge
Erdlose Landwirtschaft ist definitiv keine neue Erfindung. Tatsächlich wurden erste Vorläufer der Technik bereits in den Schwimmenden Gärten in China und den Hängenden Gärten von Babylon entdeckt. Es gibt drei verschiedene Methoden, lassen Sie uns diese gemeinsam durchgehen.
Hydrokultur
Hydrokulturen nutzen ein wasserbasiertes System zur Aufzucht von Pflanzen, bei dem die Wurzeln in einer nährstoffreichen Wasserlösung stehen. Manchmal werden auch zusätzliche Substrate wie Tonkugeln oder Steine hinzugefügt, um den Wurzeln einen festen Untergrund zu geben, an dem sie sich festklammern können.
Aeroponik
Bei der Aeroponik werden Pflanzen in die Luft gehängt und ihre Wurzeln freigelassen, die dann durchgehend mit Wasser und Nährstoffen benebelt werden.
Aquaponik
Aquaponik ist eine Kombination aus Aquakultur (Aufzucht von Fischen) und Hydrokultur, bei der Pflanzen und Fische in einer symbiotischen Beziehung gehalten werden. Die Ausscheidungen der Fische liefern den Dünger für die Pflanzen, und deren Wurzeln filtern das Wasser für die Fische.
Vertikale Landwirtschaft
Die drei genannten Techniken werden je nach Pflanzenart und Methode unterschiedlich stark genutzt. In manchen Fällen nutzt die vertikale Landwirtschaft diese Techniken, um Pflanzen nach oben in übereinander liegenden Ebenen oder Regalen anzubauen. Dies eignet sich besonders für urbane Umgebungen und kleine Räume.
Pflanzentürme
Eine weitere erdlose Struktur, die verwendet werden kann, um Pflanzen auf kleinem Raum anzubauen, sind Pflanztürme. Die Türme sind innen hohl und liefern den Pflanzen das nötige Wasser und Nährstoffe.
Tröpfchenbewässerung
Eine Tröpfchenbewässerung liefert mithilfe einer Pumpe und einer Zeitschaltuhr eine exakte Menge an Wasser direkt an die Wurzeln jeder Pflanze. Bei guter Planung kann diese Technik mit wenig Aufwand zu unglaublichen Ergebnissen führen.
Ebbe-Flut-System
Je nach Ausführung kann ein Ebbe-Flut-System sehr einfach oder unglaublich komplex sein, die Funktionsweise ist jedoch immer die gleiche. Dabei wird ein Behälter mit einer Wasser-Nährstofflösung gefüllt und anschließend geleert, um die Wurzeln an die Luft zu bringen. Diese Methode wird normalerweise für Obstkulturen verwendet.
Deep Water Culture
Bei einem Deep-Water-Culture-System werden die Pflanzen an der Oberfläche einer Wasser-Nährstofflösung gehalten, der durchgehend mithilfe einer Pumpe Sauerstoff zugeführt wird. Diese Technik eignet sich besonders für Blattgemüse und Kräuter.
Nährlösungsfilm-Technik
Die Nährlösungsfilm-Technik ist etwas komplizierter als andere erdlose Anbaumethoden. Dabei werden Pflanzen in einem dünnen Film aus nährstoffreichem Wasser gehalten, das konstant abfließt und mithilfe einer Pumpe ausgetauscht wird. So wird sichergestellt, dass die Pflanzen durchgängig wichtige Nährstoffe zur Verfügung haben, aber das Wasser nicht steht.
Dochtbewässerung
Dies ist eine der einfachsten Anbaumethoden, die kaum Eingreifen erfordert und sich daher gut für Anfänger eignet. Bei einer Dochtbewässerung werden Dochte (wie die in einer Kerze) an den Wurzeln der Pflanzen befestigt und dann mit dem anderen Ende ins Wasser gehängt. Mit der Zeit saugen sich die Dochte mit Wasser voll und liefern die Nährstoffe an die Pflanze.
Bioponik
Bei der Bioponik wird Hydrokultur mit den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft verbunden, indem biologische Nährstofflösungen aus natürlichen Quellen wie kompostiertem Tee verwendet werden. Bei diesem Ansatz wird die Nachhaltigkeit in den Vordergrund gestellt, während gleichzeitig die Vorteile des erdlosen Anbaus genutzt werden.
Kokosnussschalen
Eine weitere erdlose Anbaumethode ist, die Pflanzen direkt in leere Kokosnussschalen zu setzen, da diese das Wasser halten und so sie Wurzeln bewässern.
Perlit
Perlit ist ein leichtes und poröses vulkanisches Glas, das als Ersatz für Erde verwendet werden kann. Aufgrund seiner optimalen Entwässerungseigenschaften, die dem Verrotten der Wurzeln vorbeugen, wird Perlit gerne von Gärtnern eingesetzt.
Mineralwolle
Mineralwolle ist wohl eine der beliebtesten Grundlagen für Hydrokulturen. Sie wird hergestellt, indem Gestein geschmolzen, zu Fasern gesponnen und zu Platten gepresst wird. Da Mineralwolle gute Belüftungs- und Wasserhalteeigenschaften hat, lieben Gärtner diesen Grundstoff.
Kies
Pflanztöpfe können auch mit Kies ausgefüllt werden, der nicht nur den Wurzeln Stabilität verschafft, sondern auch noch für Belüftung und Entwässerung sorgt. Kies wird normalerweise zusammen mit Tröpfchenbewässerung oder Ebbe-Flut-Systemen und hauptsächlich für aride Pflanzen wie Kakteen und Sukkulenten eingesetzt.
Wassereinsparung
Auch wenn es am logischsten erscheint, Pflanzen in die Erde zu setzen, haben erdlose Anbaumethoden viele Vorteile für die Landwirtschaft. Dabei wird deutlich weniger Wasser als bei traditionellen Methoden verwendet, was besonders in Ländern mit geringen Wasserressourcen eine wichtige Rolle spielt.
Krankheiten
Ein weiterer Vorteil ist die Minimierung oder gar Auslöschung von bodenbürtigen Krankheiten. Dies führt zu gesünderen Pflanzen und damit zu höherem Ertrag.
Schnelleres Wachstum
Bei erdlosen Anbautechniken nehmen die Pflanzen die Nährstoffe schneller und effizienter auf, wodurch sie schneller wachsen. Außerdem enthält Obst und Gemüse im Vergleich zu Anbaumethoden im Boden mehr Nährstoffe.
Kontrolle
Wer erdlose Anbaumethoden nutzt, hat eine größere Kontrolle über die Anbaubedingungen wie den pH-Wert oder den Nährstoffgehalt. So lässt sich das Pflanzenwachstum optimieren.
Welt ohne Jahreszeiten
Da diese Anbaumethoden im Innenbereich durchgeführt werden, kann das ganze Jahr über gegärtnert werden. Die Pflanzen sind so unabhängig von den Wetterbedingungen und werden nicht extremen Klima- oder Temperaturschwankungen ausgesetzt.
Pestizide
Aufgrund der kontrollierten Umgebung minimiert die erdlose Landwirtschaft den Gebrauch von Pestiziden und Herbiziden. Dies birgt auch für die Umwelt und die Menschen in der Umgebung Vorteile.
Unkraut
Bei erdlosen Anbaumethoden sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung von Unkraut oder invasiven Arten auf so gut wie Null.
Barrierefreiheit
Erdlose Landwirtschaft ist außerdem für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen leichter zugänglich, da sie auf Hüfthöhe oder höher durchgeführt werden kann.
Großer Maßstab
Erdlose Anbaumethoden können sowohl in kleinen Gärten zu Hause als auch in kommerziellen Maßstäben genutzt werden. In den letzten Jahren gab es eine steigende Anzahl an Unternehmen, die sich diesen Methoden widmen.
Automatisierung
Da diese Art von Landwirtschaft kaum menschliches Eingreifen benötigt und hauptsächlich durch Sensoren und Zeitschaltuhren kontrolliert wird, gibt es ein großes Potenzial, diese Systeme vollständig von Computern kontrollieren zu lassen. Dies minimiert den Arbeitseinsatz, hilft mehr Lebensmittel zu produzieren und Abfall zu reduzieren.
Unwirtliche Umgebungen
Da bei dieser Methode keine Erde benötigt wird, kann auch nicht genutztes oder kontaminiertes Land für die Landwirtschaft genutzt werden. Selbst in Lagerhallen lassen sich so Lebensmittel anbauen.
Vorteilhaft für alle
In den letzten Jahren hat die Wissenschaft aufgrund des nachhaltigen und innovativen Ansatzes von Lebensmittelproduktion massiv in erdlose Anbaumethoden investiert. Bei einer wachsenden Weltbevölkerung könnten diese Methoden die Menschheit ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen.
Quellen: (National Agricultural Library) (Agritecture) (ForFarming) (Louis Bonduelle Foundation) (Britannica)
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