Gefahr in der Luftfahrt: Das Risiko durch Vogelschläge
Der tödliche Flugunfall in Südkorea wurde angeblich durch Vogelschlag verursacht
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LIFESTYLE Flugzeugunglücke
Der kürzliche tragische Absturz einer Passagiermaschine von Jeju Air in Südkorea hat Schockwellen durch die Luftfahrtindustrie geschickt. Auch wenn die Untersuchungen noch andauern, scheint ein Vogelschlag zu den Hauptursachen zu gehören.
Laut dem Deutschen Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr (DAVVL) kam es 2023 in Deutschland zu 1.779 Vorfällen von Vogelschlag. Die Schäden werden vom Portal Aero Report auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Aber welche Vogelarten stellen die größte Gefahr dar? Und welche Maßnahmen werden ergriffen, um diese gefährlichen Zusammenstöße zu vermeiden?
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Aufgefrischte Diskussion
Der tragische Flugzeugabsturz in Südkorea hat erneut den Fokus auf die Sicherheit in der Luftfahrt gelenkt. Es werden die möglichen Faktoren, die zum Absturz geführt haben könnten, untersucht, von Problemen mit dem Fahrwerk bis zu einem möglichen Vogelschlag. Dies hat die Sorgen der Passagiere über die Risiken von Vogel-Kollisionen aufleben lassen.
Häufiges Ereignis
Vogelschlag tritt in der Luftfahrt häufig auf, wie die US-amerikanische Federal Aviation Administration (FAA) in einem kürzlichen Bericht herausstellte. Von 1988 bis 2023 führten Zusammenstöße mit wilden Vogelarten in den USA tragischerweise zum Tod von 76 Menschen in der zivilen und militärischen Luftfahrt.
Was ist Vogelschlag?
Ein Vogelschlag tritt dann auf, wenn ein Flugzeug während des Fluges mit einem Vogel kollidiert. Diese Kollisionen können gefährlich werden, da Tiere, die in die Triebwerke geraten, große Schäden anrichten können, was zu einem möglichen Triebkraftverlust führen kann.
Wie häufig kommt das vor?
2023 kam es in Deutschland zu 1.779 Vorfällen von Vogelschlag. Die meisten gehen glimpflich aus. Zu den meisten Vorfällen kommt es zwischen Mai und August, denn dann sind die meisten Jungtiere unterwegs.
Wie häufig kommt das vor?
Im Vereinigten Königreich wurden 2022 mehr als 1.400 Vogelschläge registriert. Eine ähnlich hohe Zahl, über die die Daten der zivilen Luftfahrtbehörde jedoch aufdecken, dass sich nur etwa 100 dieser Vorfälle tatsächlich auf den Flug auswirkten.
Weltweite Zahl
Laut Marco Chan, ehemaliger Pilot und leitender Dozent für Luftfahrtbetrieb an der Buckinghamshire New University, berichtet die Internationale zivile Luftfahrtsorganisation (ICAO) jedes Jahr von über 13.000 Vogelschlägen weltweit.
Aus der Vogelperspektive
Wenn man jedoch berücksichtigt, dass vor der Pandemie jährlich rund 40 Millionen kommerzielle Flüge durchgeführt wurden, wie die International Air Transport Association (IATA) berichtet, betont Chan, dass Vogelschläge relativ selten vorkommen und nur etwa einen von 3.000 Flügen betreffen.
Darüber hinweg fliegen
Auch wenn Vogelschlag ein Risiko für Flugzeuge darstellen, besonders durch eine mögliche Drosselung oder Abschaltung der Motoren, führen sie nur selten zu tödlichen Abstürzen. PilotInnen werden in der Regel für den Umgang mit solchen Vorfällen geschult und können sichere Notlandungen durchführen.
Zusätzliche Risiken
Moderne Flugzeuge sind größtenteils darauf ausgelegt, die meisten Vogelschläge ohne signifikante Schäden zu überstehen. Dennoch können bestimmte Faktoren das Risiko von größeren Konsequenzen erhöhen, so Chan.
Zusätzliche Risiken
Kollisionen mit größeren oder mehreren Tieren stellen ein größeres Schadensrisiko dar, besonders wenn wichtige Bereiche wie die Triebwerke, Frontscheiben oder wichtige Systeme wie Kontrolloberflächen und Hydraulik betroffen sind.
Wie kommt es dazu?
Die hohen Geschwindigkeiten, mit denen Flugzeuge unterwegs sind, erhöhen die Auswirkungen eines Vogelschlags. Die Kollisionen treten häufig in kritischen Phasen des Flugs wie bei Start und Landung auf, wenn die Reaktionszeit begrenzt ist.
Was ist davon betroffen?
Direkte Auswirkungen auf das Fahrwerk durch einen Vogelschlag treten weniger häufig auf, da dieses in der Regel im Vergleich zu Triebwerken oder Frontscheiben geschützter angebracht und gebaut ist. Es kann jedoch indirekt durch Beschädigung an zentralen Bauteilen wie Hydraulikleitungen und Kontrollsystemen betroffen sein.
Vorbeugung von Vogelschlag
Wie Luftfahrtexperte und Professor Doug Drury betont, sind PilotInnen speziell dafür geschult, während der Hauptzeiten von Vogelflug wie früh am Morgen und zum Sonnenuntergang besonders aufmerksam zu sein.
Vorbeugung von Vogelschlag
Flughäfen und Luftfahrtkontrollzentren nutzen moderne Systeme, die dafür ausgelegt sind, Vogelaktivität proaktiv zu erkennen und so die Sicherheit in der Luftfahrt zu erhöhen.
Nicht unter dem Radar
2022 wurde am Flughafen Berlin-Brandenburg ein neues System zur Vorbeugung von Vogelschlag installiert. Dieses System nutzt 3D-Radar, um Vogelschwärme in bis zu 15 km Entfernung zu erkennen. Wenn ein Schwarm erkannt wird, wird ein Team am Boden zur Abschreckung aktiviert und Pyrotechnik abgefeuert, um die Tiere von den Start- und Landebahnen fernzuhalten.
Kreativ
Am St. Paul International Airport in Minneapolis nutzt das "Scare Wars"-Programm eine Vielzahl von Taktiken, wie elektronische Abschreckungsmittel und sogar einen Stoff-Koyoten namens Wily. Die vom US-Landwirtschaftsministerium bereitgestellte Koyotenattrappe wird an wechselnden strategischen Punkten des Flughafens aufgestellt, um die Vögel besonders während des Vogelzuges abzuschrecken.
Vogelbeobachtung
An anderen Flughäfen kommen trainierte Raubvögel zum Einsatz, um störende Arten zu vertreiben. Am Pearson International Airport in der Nähe von Toronto, Kanada, setzt der Falcon Environmental Services unter der Leitung von Rob Shevalier, Vizepräsident für Wildtierkontrolle, Falken ein, um Gänse, Enten und Möwen zu verscheuchen.
Raubtierflotte
Diese Technik kommt am JFK International Airport in New York erfolgreich seit den 1990ern zum Einsatz. Bild: Wildtierbiologe Steven Garber lässt als Teil des Programmes zum Umgang mit Vogelgefahr des JFK einen Wanderfalken frei.
Professionelle "Vogelerschrecker"
Um das Risiko von Vogelschlag zu verringern, nutzt der Wildtierdienst des US-Landwirtschaftsministeriums Pyrotechnik, um Vögel nahe des Denver International Airport abzuschrecken. Diese von Fachleuten für Wildtiere eingesetzten Werfer feuern laute Explosivkörper ab, um Vögel zu verscheuchen, insbesondere Raubvögel, die von den großen Kaninchenpopulationen angezogen werden.
Federvergleich
Das Programm "Bird Sleuth" des Smithsonian verfolgt einen einzigartigen Ansatz, um die Zunahme der durch Flugzeuge verursachten Vogelunfälle zu ermitteln. SpezialistInnen vergleichen akribisch Federn, die bei Flugzeugkollisionen geborgen wurden, mit Museumsexemplaren, wie dem Rotschwanzbussard (Bild).
Federvergleich
Durch die Feststellung der betroffenen Vogelarten können wichtige Einblicke in die Kollisionsmuster gewonnen werden, die letztlich eine wirkungsvollere Schutzstrategie gegen zukünftige Zusammenstöße ermöglichen.
Bemerkensweite Unfälle
Wenn auch selten, können Vogelschläge schwerwiegende Konsequenzen wie tragische Todesfälle haben. Klicken Sie weiter, um mehr über einige bemerkenswerte Vorfälle zu erfahren.
Air-Force-Basis in Alaska
Zu einem tragischen Beispiel kam es 1995 in der Nähe einer Air-Force-Basis in Alaska, bei dem ein Zusammenstoß mit einem Gänseschwarm zum Tod von allen 24 kanadischen und US-amerikanischen Luftfahrern an Bord führte.
Hudson
Am 15. Januar 2009 stieß der US-Airways-Flug 1549 kurz nach dem Start vom LaGuardia Airport in New York mit einem Schwarm Kanadagänse zusammen, was beide Triebwerke des Airbus A320 zerstörte.
Hudson
Kapitän Chesley Sullenberger traf die mutige Entscheidung, das Flugzeug im Hudson River zu landen. Das rasche und entschlossene Handeln der Besatzung in Verbindung mit der schnellen Reaktion der Rettungsdienste führte zur sicheren Evakuierung aller 155 Passagiere und Besatzungsmitglieder, was dem Vorfall den legendären Titel "das Wunder vom Hudson" einbrachte.
Lake Palourde Base
Am 4. Januar 2009 stürzte ein Hubschrauber des Typs PHC Sikorsky S-76C++ 19 km vom Lake Palourde Base Heliport in Louisiana ab und tötete acht der neun Menschen an Bord. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Zusammenstoß mit einem Rotschwanzbussard erhebliche Schäden an der Maschine verursacht hatte.
Ethiopian Airlines
Am 29. Oktober 1987 geriet ein Flug der Ethiopian Airlines in einen Vogelschwarm. Das Flugzeug brach daraufhin während einer Notlandung mit eingezogenem Fahrwerk auseinander, was zum tragischen Tod von 35 der 98 Passagiere führte. Sechs Besatzungsmitglieder überlebten das Unglück.
Winthrop Bay
Am 4. Oktober 1960 geriet der Eastern-Airlines-Flug 375, der vom Boston Logan International Airport startete, kurz nach dem Start in einen großen Schwarm Stare. Der Aufprall verursachte einen erheblichen Triebwerksschaden und brachte das Flugzeug zum Absturz in die Winthrop Bay. Tragischerweise überlebten nur 10 der 72 Menschen an Bord.
Südkorea
Der tödlichste Flugzeugabsturz in der Geschichte Südkoreas hat bei Luftfahrtexperten Zweifel an der Rolle eines möglichen Vogelschlags aufkommen lassen. Obwohl die Flugsicherung eine Vogelschlagwarnung herausgegeben hat, gefolgt von einem Notruf und einem Landeversuch, ist unklar, ob das Flugzeug tatsächlich mit einem Schwarm zusammengestoßen ist.
Südkorea
Es könnte zwar zu einem Vogelschlag gekommen sein, aber laut Spezialisten deutet die Schwere des Unfalls darauf hin, dass dies wahrscheinlich nicht die Hauptursache war. Angesichts der Tatsache, dass das Hauptproblem eine Fehlfunktion des Fahrwerks zu sein scheint, bezweifelt auch Professor Richard Curran von der City University of London, dass ein Vogelschlag einen so großen Schaden direkt verursacht haben könnte.
Quellen: (The New York Times) (Reuters) (BBC) (Simple Flying) (Anadolu Agency) (DAVVL)
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