Wie Grabraub den Lauf der ägyptischen Geschichte veränderte
Ein dunkles Erbe, das eine ganze Zivilisation veränderte

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LIFESTYLE Geschichte
Seit Jahrhunderten hat das Plündern von Gräbern die Geschichte des alten Ägypten auf überraschende Weise beeinflusst. Diese Raubzüge waren mehr als nur einfache Diebstähle – sie führten dazu, dass die ÄgypterInnen ihre Gräber anders bauten, ArchäologInnen heute auf andere Weise Geschichte entdecken und auch Museen ihre Artefakte anders zeigen.
Die ÄgypterInnen glaubten, dass das Leben nach dem Tod eine Fortsetzung des irdischen Lebens war. Deshalb füllten sie die Gräber mit wichtigen Gegenständen für die Ewigkeit. Doch der Lockruf von Gold und wertvollen Relikten verführte GrabräuberInnen dazu, heilige Regeln zu brechen und schwere Strafen in Kauf zu nehmen. Kein Grab war sicher.
Die Folgen dieser Grabräuberei sind noch immer spürbar. Sie hat Lücken in unserem Wissen über das alte Ägypten hinterlassen. Neugierig? Klicken Sie durch diese Galerie, um zu sehen, wie Ägypten unter der Plünderung seiner heiligen Gräber gelitten hat.

Die Geschichte Ägyptens prägen
Grabraub war nicht nur ein Diebstahl – er veränderte auch den Verlauf der ägyptischen Archäologie. Ohne die Grabplünderung sähe unser Verständnis der ägyptischen Vergangenheit heute vielleicht ganz anders aus. Der Verlust von Artefakten hatte erhebliche Auswirkungen auf historische Aufzeichnungen, Glaubensvorstellungen und sogar den Erhalt der Kultur.

Das Jenseits und seine Schätze
Die alten ÄgypterInnen glaubten an ein Leben nach dem Tod, das dem Leben auf der Erde ähnlich war. Daher wurden Gräber mit wichtigen (und oft wertvollen) Gegenständen gefüllt. Doch RäuberInnen störten dieses Glaubenssystem, indem sie Güter stahlen, die für die Ewigkeit bestimmt waren, und so heilige Grabstätten zu lukrativen Zielen machten.

Die Geschichte der Grabräuberei
Kein Grab blieb lange unberührt, und selbst das gut erhaltene Grab von Tutanchamun wurde vor seiner offiziellen Entdeckung ausgeraubt. Der Raub war so weit verbreitet, dass er neben Grabbau und Archäologie zu einem festen Bestandteil der ägyptischen Geschichte wurde.

Besondere Fähigkeiten
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Dieben benötigten GrabräuberInnen umfangreiches Wissen, Werkzeuge und Teamwork. Das Einbrechen in Steingräber erforderte Zeit, Mühe und manchmal auch die finanzielle Unterstützung mächtiger Personen.

Stilles Stehlen
Viele Grabräuber gingen in Gruppen vor und stahlen über Jahre hinweg nach und nach Gegenstände. Sie taten dies in der Hoffnung, dass die Wächter des Grabes nichts von der Plünderung heiliger Gegenstände mitbekamen.

Gold waschen
RäuberInnen schmolzen Goldartefakte ein, um ihre Herkunft zu vertuschen, bevor sie sie verkauften. Als ArchäologInnen im 19. und 20. Jahrhundert die Gräber fanden, waren diese schon mehrfach geplündert worden und enthielten nur noch Reste der ursprünglichen Schätze.

Frühe Gräber
Von Anfang an hatten die ÄgypterInnen Probleme mit der Sicherheit ihrer Gräber. Prädynastische Gräber (erbaut vor 3100 v. Chr.) wurden kurz nach ihrer Errichtung ausgeraubt. Dies führte zu einer Änderung der Bautechniken, um Diebe abzuschrecken.

Täuschung
Um Diebstahl zu verhindern, entwarfen ägyptische ArchitektInnen Scheintüren, die zu falschen Kammern, versteckten Eingängen und irreführenden Wegen im Inneren der Pyramiden führten. Diese ausgeklügelten Tricks sollten Plünderer und Plünderinnen verwirren, doch im Laufe der Jahrhunderte konnten sie entschlossene RäuberInnen letztlich nicht aufhalten.

Die Große Pyramide
Die Große Pyramide von Gizeh, die in der vierten Dynastie des Alten Reiches (um 2600 v. Chr.) für Pharao Cheops erbaut wurde, verfügte über Barrieren aus Granitblöcken am Eingang, um Diebe fernzuhalten. Theoretisch war es unglaublich schwierig, in das Material zu hauen.

Die Pyramide knacken
Trotz der Granitblöcke kam es aber noch vor, dass RäuberInnen die Schätze der Großen Pyramide stahlen. Die Pyramide war mit schmalen Arbeitsschächten gebaut, die Diebe ausnutzten und im Laufe der Zeit kleine Gegenstände stahlen.

Ein Tor für Diebe
Schließlich gelang es RäuberInnen, durch eigene Eingänge in die Pyramide einzudringen und größere, wertvollere Artefakte zu entwenden. Interessanterweise wird derselbe Eingang zur Pyramide heute noch von BesucherInnen und ArchäologInnen genutzt.

Priester und Wächter
Die mit dem Schutz der Gräber betrauten Personen wurden oft zur größten Bedrohung. Priester, die mit den Bestattungsritualen und dem Bau der Gräber vertraut waren, stahlen kurz nach der Beisetzung der Verstorbenen wertvolle Gegenstände. Wächter konnten auch bestochen oder von mächtigen Persönlichkeiten angewiesen werden, wegzuschauen.

Die Ermutigung der Könige
Einige Pharaonen erlaubten Grabraub als Belohnung für ihre Soldaten. Menkaure, Herrscher des Alten Reiches bis etwa 2500 v. Chr., soll seinen Truppen die Plünderung von Grabstätten gestattet haben. Plünderungen waren tief in der ägyptischen Gesellschaft verwurzelt.

Übergangsperioden
In Zeiten politischer Instabilität blieben Gräber ungeschützt, was DiebInnen leichteren Zugang ermöglichte. Dies führte dazu, dass unzählige Artefakte aus ihren Ruhestätten gemeißelt wurden, trotz der Gefahr harter Strafen für die Ertappten.

Ein Netzwerk von Kriminellen
Grabraub erforderte mehr als nur die Diebe selbst. Korrupte Beamte, Schmuggler und Schwarzmarkthändler waren am Transport und Verkauf gestohlener Waren beteiligt. Diese Artefakte wechselten oft mehrmals den Besitzer, bevor sie wohlhabende Käufer erreichten.

Tutanchamuns Grab
Als Howard Carter 1922 das Grab von König Tutanchamun entdeckte, war es größtenteils intakt, doch Diebe waren bereits dort gewesen. Geöffnete Truhen und beschädigte Gegenstände bewiesen, dass frühere RäuberInnen schon lange vor der Ankunft der Archäologen wertvolle Schätze gestohlen hatten.

Löschen wichtiger historischer Details
Durch den Diebstahl der Artefakte war es HistorikerInnen nicht mehr möglich, wichtige Informationen über die ägyptische Vergangenheit zu finden. Wäre Tutanchamuns Grab völlig unberührt geblieben, hätte die Menschheit durch die fehlenden Gegenstände möglicherweise noch mehr Einblicke in sein Leben und seine Herrschaft erhalten.

Moderne Plünderung
Selbst gut erhaltene Gräber waren nicht vor Diebstahl sicher. Die 1939 entdeckte Nekropole von Tanis enthielt Goldartefakte, wurde aber später im Zweiten Weltkrieg geplündert. Kriege und geschwächte Sicherheitsvorkehrungen boten DiebInnen oft Gelegenheit zum Diebstahl.

Der Aufstieg der Ägyptomanie
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert führte die westliche Faszination für ägyptische Altertümer zu einer Zunahme von Plünderungen. TouristInnen und SammlerInnen suchten ägyptische Reliquien als Souvenirs, was zu einem Anstieg rücksichtsloser Ausgrabungen und illegalem Handel führte.

Tourismus oder Grabräuberei?
Um 1900 schrieben viele EntdeckerInnen über ihre Reisen nach Ägypten. Führungen zu Pyramiden und Ausgrabungen nahmen zu und Reisende der viktorianischen Zeit nutzten die Gelegenheit, Gräber zu plündern.

Mumien als Trophäen mitnehmen
In dieser Zeit kam es auch zu einem makabren Trend: Wohlhabende Reisende nahmen Mumienstücke als Andenken mit. Obwohl dies illegal war, trug es zum Verlust und zur Entweihung vieler ägyptischer Grabstätten bei.

Souvenirjagd
Westliche TouristInnen suchten in Ägypten nach Amuletten, Skarabäen und Juwelen und ignorierten dabei oft die Bedeutung dieser Objekte. Diese nachlässige Haltung gegenüber der Erhaltung erschwerte moderne Ausgrabungsbemühungen.

Museumskontroversen
Viele ägyptische Artefakte, die in Museen weltweit ausgestellt sind, wurden durch Diebstahl oder fragwürdige Mittel erlangt. Der Erwerb gestohlener Reliquien hat zu anhaltenden Debatten darüber geführt, ob diese Schätze an Ägypten zurückgegeben werden sollten.

Rückgabe von Artefakten
Ägypten hat wiederholt die Rückgabe von Kulturschätzen gefordert, wie etwa der Büste der Nofretete, die sich derzeit im Neuen Museum in Deutschland befindet. Das Argument lautet, diese Artefakte seien zu Unrecht entwendet worden und gehörten in ihr Herkunftsland, zumal sie für die Einheimischen einen hohen kulturellen Wert hätten.

Kolonialismus
Viele ägyptische Relikte gelangten aufgrund von Expeditionen aus der Kolonialzeit in ausländische Museen. Was einst als "Eroberung" oder "Aneignung" galt, gilt heute als Kulturraub, und viele ExpertInnen haben neue Debatten über die Rückgabe entfacht.

Der Rosetta-Stein
Eines der berühmtesten Artefakte Ägyptens, der Stein von Rosette, befindet sich trotz Forderungen nach seiner Rückgabe noch immer im British Museum. Der Stein ist entscheidend für die Entzifferung der Hieroglyphen und daher ein heiß umkämpftes Objekt. Das Museum weigert sich jedoch, den Besitz aufzugeben, da das Artefakt TouristInnen anzieht und Prestige weckt.

Über den Schwarzmarkt
Viele gestohlene ägyptische Artefakte wurden über illegale Handelsnetzwerke ins Ausland geschmuggelt. Im Laufe der Zeit landeten diese Relikte sowohl in privaten Sammlungen als auch in renommierten Museen, was ihre Herkunft schwer nachzuverfolgen macht. Nicht alle geplünderten Schätze konnten bisher wiedergefunden werden, und die ägyptische Regierung arbeitet weiterhin unermüdlich an ihrer Rückgabe.

Hollywoods Einfluss
Filme wie "Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes" (1981) und "Die Mumie" (1999) glorifizieren Grabraub und stellen ihn als spannendes Abenteuer statt als zerstörerisches Verbrechen dar. Diese Filme romantisierten den Grabraub auf gefährliche Weise.

Ein beunruhigendes Erbe
Grabraub hat unser Bild des alten Ägyptens tiefgreifend geprägt. Durch den Diebstahl wurden wertvolle historische Zeugnisse des alten Ägypten zerstört, die unwiederbringlich verloren gehen. Gleichzeitig hat er aber auch dazu beigetragen, die Ägyptologie zu dem zu machen, was sie heute ist: ein Forschungsgebiet voller Intrigen, Entdeckungen und Rätsel.
Quellen: (TheCollector) (Smithsonian Magazine) (World History Encyclopedia)
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