Lockdowns in der Geschichte: Quarantäne und ihre berühmtesten Fälle
Schon lange vor dem Coronavirus standen ganze Städte unter Lockdown
© <p>Reuters</p>
Gesundheit Quarantäne
Die Welt wurde zwischen 2020 und 2022 Zeuge der größten Quarantäne der Menschheitsgeschichte. Über 46 Millionen Menschen befanden sich allein in China aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs unter Lockdown. Und wenngleich dies ein Fall von bisher unbekanntem Ausmaß war, sind Quarantänen in der Geschichte schon häufiger angewendet worden, um Krankheiten an einer Ausbreitung zu hindern. Infizierte Individuen zu isolieren hat sich als effiziente Maßnahme erwiesen, wenn es um die Eindämmung bestimmter Pandemien geht. Aus diesem Grund werden sie bis heute angewendet.
In dieser Galerie werfen wir einen Blick zurück auf die Ursprünge der Quarantänepraxis und die berühmtesten Fälle in der Geschichte. Klicken Sie sich durch die Galerie und erfahren Sie mehr.
Die Praxis der Quarantäne reicht bis ins antike Griechenland zurück
Der griechische Physiker und Mediziner Hippokrates schrieb bereits 400 v. Chr. über Epidemien.
Die Kranken zu isolieren ist nichts Neues
Die Bibel beschreibt, wie Menschen mit Lepra behandelt und geheilt werden können. Im Buch Levitikus wird auf die Quarantäne von Leprakranken hingewiesen.
Es begann alles in Venedig
Schiffe, die im Hafen von Venedig ankamen (ein wichtiger, internationaler Handelshafen zur damaligen Zeit) und auf denen erkrankte Personen vermutet wurden, mussten zu einer Quarantäneinsel segeln, wo sie für 40 Tage bleiben mussten.
Der Ursprung des Begriffs
Das Wort stammt vom Italienischen Qarantinario, obwohl es auch Bezüge zum Begriff Quaranta giorni gibt (beides bedeutet "40 Tage").
Warum 40 Tage?
Dafür gibt es verschiedene Theorien. Eine Version verweist auf die Texte von Hippokrates, eine andere bezieht sich auf die pythagoräische Zahlentheorie und dann ist da natürlich auch noch die Bibel.
Andere europäische Städte folgten und implementierten Quarantäneregeln
London hielt vermutlich Pest-infizierte Schiffe an der Themsemündung auf. Dieser Praxis folgte Marseille 1683 dann ebenfalls.
Nordamerika beginnt mit Maßnahmen
Quarantäne wurde auch bei Gelbfieberausbrüchen in den Jahren 1688 und 1691 angewendet. Auch im 18. Jahrhundert hatten sich Menschen, die beispielsweise mit Pocken infiziert waren, zu isolieren.
Gelbfieberepidemie in Philadelphia 1793
Matrosen, die in der Stadt anlegten, wurden ins Philadelphia Lazaretto (einer Quarantänestation/Krankenhaus), gebracht. In diesem Fall war die Quarantäne allerdings nicht zielführend, da Gelbfieber von Moskitos übertragen wird.
Quarantäne des Schiffes Surry (oder Surrey) 1814 vor Australien
1814 erreichte ein englisches Schiff, das Gefangene nach Australien brachte, den Hafen von Sydney mit über 40 Toten an Bord. Alle waren an Typhus gestorben. Die folgende Quarantänestation war vermutlich die erste in der australischen Geschichte.
Typhusausbruch 1892 in New York City
Typhus-infizierte russisch-jüdische Einwanderer kamen 1892 auf Ellis Island an. Es folgte ein Ausbruch der Cholera. Die Ereignisse führten dazu, dass ein Quarantänesystem eingerichtet wurde.
Pest in San Francisco 1900–1904
Eine Beulenpestepidemie veranlasste die Obrigkeiten dazu, Chinatown abzuschotten. Das hatte schwere Folgen für die chinesische Einwanderergemeinschaft, da viele Arbeiter ihre Jobs verloren und sich heftiger Diskriminierung gegenüber sahen.
Typhus 1907 in New York City
Mary Mallon, besser bekannt als "Typhus-Mary", war der erste registrierte asymptomatische Fall eines Typhusträgers in den USA.
Typhus 1907 in New York City
"Typhus-Mary war gegen die Krankheit immun und war für die Verbreitung der Krankheit während ihrer Arbeit als Köchin verantwortlich. Sie wurde unter Quarantäne gestellt und später auf der North Brother Island institutionalisiert.
Geschlechtskrankheit 1917 in den Vereinigten Staaten
Geschlechtskrankheiten waren während des Ersten Weltkriegs ein echtes Problem. Die "arbeitenden Mädchen" wurden inhaftiert, da die Soldaten aufgrund von Geschlechtskrankheiten erkrankten. Kondome wurden sogar verteilt, bevor die US-Soldaten nach Frankreich abtransportiert wurden.
Influenzapandemie 1918 (Spanische Grippe)
Über 50 Millionen Menschen starben weltweit an dieser Influenzawelle. Mit Maßnahmen wie Isolation und Quarantäne wurde versucht, die Krankheit einzudämmen.
Samoa-Quarantäne
Während der Spanischen Grippe verhängte Amerikanisch-Samoa eine Quarantäne über alle ankommenden Schiffe, was zu Null Grippe-Infektionen führte. Das von Neuseeland regierte Westsamoa hingegen wurde von einer Infektionsrate von 90 % betroffen.
Astronauten in Quarantäne
1969 wurden die Astronauten der Apollo 11 nach ihrer Rückkehr zur Erde in Quarantäne gebracht, um eine potenzielle Kontamination mit lunaren Mikroorganismen zu verhindern.
Pockenausbruch 1972 in Jugoslawien
Der Ausbruch infizierte 175 Menschen und tötete 35. Es wurde das Kriegsrecht verhängt und zahlreiche Quarantänen verhängt. Daraufhin führte die Weltgesundheitsorganisation eine massive Impfkampagne durch.
2003 SARS-Ausbruch (Severe Acute Respiratory Syndrome)
Der SARS-Ausbruch 2003 führte dazu, dass in Kanada rund 100 Menschen rund um jeden bestätigten Fall in Quarantäne beobachtet wurden. Allein in Toronto wurden rund 30.000 Menschen in Krankenhäusern und ihren Häusern festgehalten.
H1N1-Pandemie 2009
Die auch als Schweinegrippe bekannte Pandemie nahm seinen Anfang in Mexiko und führte zu diversen Quarantänen rund um den Globus.
H1N1-Pandemie 2009
In Hongkong wurden über 280 Menschen, darunter Gäste und Mitarbeiter, im Metropark Hotel unter Quarantäne gestellt.
H1N1-Pandemie 2009
Auch wurden beispielsweise über 2.000 Passagieren eines Kreuzfahrtschiffes in Australien in Quarantäne gebracht.
Beulenpest in China 2014
Im Jahr 2014 durften 30.000 Einwohner von Yumen die Stadt nicht verlassen, und 151 Personen wurden in Quarantäne gebracht, nachdem ein Mann an der Beulenpest gestorben war.
Ebola in Liberia und Sierra Leone 2014
In Liberia befand sich das Viertel West Point für 10 Tage in Quarantäne. In Sierra Leone wurde eine dreitägige Quarantäne angeordnet und die Menschen mussten zuhause bleiben.
Obligatorische 21-Tage-Quarantänen
Im Jahr 2014 wurde Kaci Hickox, eine Krankenschwester aus Maine in den USA, nach ihrer Ankunft in New Jersey in Quarantäne gebracht. Ein neues, obligatorisches Quarantänegesetz war kurz vorher in Kraft getreten.
Obligatorische 21-Tage-Quarantänen
Hickox hatte Ebola-Patienten in Sierra Leone behandelt. Sie focht die Quarantänebestimmungen an und begann einen Rechtsstreit mit der Regierung.
Quarantäneflagge
Die einfache gelbe Flagge (bekannt als "Quebec" oder "Q" unter den internationalen Seefahrtssignalflaggen) zeigte früher eine Quarantäne an, signalisiert heutzutage aber eigentlich das Gegenteil – sie bedeutet, dass die gesamte Besatzung gesund ist.
Quarantäneflagge
Aktuell zeigt die "Lima-Flagge", auch bekannt als "Yellow Jack" an, dass ein Schiff im Hafen unter Quarantäne steht.
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Schwarzer Tod
Die Beulenpest wütete im 14. Jahrhundert in Europa. Die Städte versuchten, sich vor der Krankheit zu schützen, indem sie mit verschiedenen Maßnahmen den Kontakt mit kranken Menschen verhindern wollten.