Jane Goodall: Das faszinierende Leben der bekanntesten Primatenforscherin der Welt
Erfahren Sie mehr über die Frau, die vor allem für ihre Arbeit mit Schimpansen bekannt ist
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LIFESTYLE Biografie
Als sie in den späten 1950er Jahren zum ersten Mal Afrika besuchte, war Jane Goodall hingerissen. Sie hatte ein Land entdeckt, das sie liebte, und eine Tierwelt, die sie bewunderte. Aber es war eine bestimmte Tierart, die ihre Aufmerksamkeit erregte: der Schimpanse. Damals beschloss sie, ihr Leben dem Studium der Primaten und insbesondere der Schimpansen zu widmen. Heute ist sie die weltweit führende Autorität auf dem Gebiet der Schimpansen und hat in den letzten 60 Jahren dazu beigetragen, dass wir mehr über diese außergewöhnliche Kreatur wissen, ein Tier, das 98,8 % seiner DNA mit uns teilt. Doch was genau war der Moment, der ihr Interesse an den Primaten weckte, und wie ging es weiter?
Klicken Sie sich durch diese Galerie und erfahren Sie mehr über die berühmteste Primatenforscherin der Welt.
Jane Goodalls Leben unter Primaten
Jane Goodall gilt als die weltweit führende Expertin für Schimpansen und hat unser Wissen über das Verhalten dieser Tierart revolutioniert.
Eine lebensverändernde Begegnung
Vor etwa 60 Jahren spazierte die englische Primatologin durch ein Regenwaldreservat in Gombe in Tansania, als sie zufällig auf einen großen männlichen Schimpansen stieß, der auf Nahrungssuche war.
Ein außergewöhnlicher Moment
Sie beobachtete, wie der Schimpanse einen Zweig ergriff, ihn entblätterte, bog und ihn benutzte, um Termiten aus einem Nest in sein Maul zu löffeln.
Bahnbrechende wissenschaftliche Beobachtung
Jane Goodall war gerade Zeugin geworden, wie ein Primat nicht nur ein Werkzeug herstellte, sondern es auch benutzte – ein einfacher Vorgang, der sich jedoch als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Beobachtungen der Neuzeit erwies.
Eine lebenslange Leidenschaft
Jane Goodall reiste 1957 zum ersten Mal nach Afrika. Dort lernte sie den berühmten Anthropologen Louis Leakey kennen und freundete sich mit ihm an, den Wissenschaftler, dessen Fossilienfunde schließlich bewiesen hatten, dass die Wurzeln der Menschheit afrikanisch und nicht asiatisch waren. Leakey lud die junge Primatologin ein, Schimpansen in freier Wildbahn zu studieren.
Heirat mit Baron Hugo van Lawick
Anfang der 1960er Jahre ließ sich Goodall in Gombe nieder, wo sie ihre bahnbrechenden Forschungen zum Verhalten von Primaten begann. 1964 heiratete sie den Wildtierfotografen Baron Hugo van Lawick und wurde Baroness Jane van Lawick-Goodall. Mit seinen Fotos und Filmen trug Van Lawick dazu bei, das Studium der Schimpansen während der Forschung seiner Frau zu popularisieren.
Das Studium der Schimpansen
Während ihrer Forschung entdeckte Goodall, dass Schimpansen viele Merkmale teilen, die zuvor nur als menschlich galten. Dazu gehören Persönlichkeit, rationales Denken sowie Gefühle wie Freude und Trauer. Sie beobachtete auch Verhaltensweisen wie Umarmungen, Küsse, das Klopfen auf den Rücken und sogar Kratzen und Kitzeln. Zudem hatten Schimpansen bereits gezeigt, dass sie in der Lage sind, Probleme auf beeindruckende Weise mit Werkzeugen zu lösen.
Familienleben
Der Sohn des Paares, der ebenfalls Hugo heißt, aber als "Grub" bekannt ist, wurde in Gombe aufgezogen. Goodall verfeinerte ihre mütterlichen Fähigkeiten durch die Beobachtung von Schimpansenmüttern und der Art und Weise, wie sie sich um ihre Jungen kümmerten.
Die Entdeckung einer dunklen Seite
Indem sie ihr Leben mit Schimpansen teilte, lernte Goodall auch die dunklere, aggressivere Seite ihrer Schützlinge kennen. Sie entdeckte, dass Schimpansen systematisch kleinere Primaten jagen und fressen, was die Annahme widerlegte, dass die Tiere ausschließlich Vegetarier sind.
Kontroversen
Nicht alle in der akademischen Gemeinschaft waren mit Goodalls Methodik einverstanden. So gab sie beispielsweise einzelnen Schimpansen Namen, anstatt sie zu nummerieren. In den 1960er Jahren waren WissenschaftlerInnen sehr darauf bedacht, Tieren keine menschlichen Eigenschaften zuzuschreiben. Heute ist es jedoch für viele NaturschützerInnen und DokumentarfilmerInnen ganz normal, ihren Studienobjekten Namen zu geben.
Heirat mit Derek Bryceson
Goodall und Van Lawick ließen sich 1974 scheiden. Später heiratete sie Derek Bryceson (Bild), den damaligen Direktor der Nationalparks in Tansania. Als er 1980 an Krebs starb, war Goodall am Boden zerstört.
Das Jane-Goodall-Institut
Im Jahr 1977 rief Goodall das Jane-Goodall-Institut ins Leben. Es fördert nicht nur die Forschung in Gombe, sondern fungiert auch als internationale Organisation, die sich für den gemeinschaftsbasierten Naturschutz einsetzt.
Aktivismus
In den 1980er Jahren begann Goodall, ihre Energie darauf zu verwenden, die Öffentlichkeit über den gefährdeten Lebensraum der wilden Schimpansen aufzuklären. Im Rahmen dieser Bemühungen wurde sie 1985 zur Ehrenvorsitzende des World Wildlife Fund ernannt und kündigte den Start einer internationalen Kampagne an, um 1 Million US-Dollar zur Rettung der wilden Primaten zu sammeln.
Der Tyler-Preis für Umweltverdienste
1987 wurde sie mit dem Tyler-Preis für Umweltverdienste ausgezeichnet, der ihr während einer Zeremonie in Los Angeles überreicht wurde.
Schutz bedrohter Arten
Goodall, die inzwischen als weltweit führende Autorität in Sachen Schimpansen galt, war 1989 bei einer Pressekonferenz anwesend, die vom World Wildlife Fund in Washington, D.C., einberufen wurde, um die Entscheidung der USA zu verkünden, alle Schimpansen in Afrika als gefährdet im Rahmen des Endangered Species Act einzustufen.
Roots & Shoots
Im Jahr 1991 gründete Goodall Roots & Shoots, das Kernprogramm des Jane-Goodall-Institut. Roots & Shoots bringt Jugendliche vom Vorschul- bis zum Universitätsalter zusammen, um an globalen Umwelt-, Naturschutz- und humanitären Themen zu arbeiten.
Umweltschützerin
Als ausgesprochene Umweltschützerin hat Jane Goodall die Welt bereist, um die Auswirkungen des Klimawandels auf gefährdete Arten wie Schimpansen aufzuzeigen.
Dame Jane Goodall
Ihre Bemühungen wurden 2004 gewürdigt, als sie vom damaligen Prinzen von Wales (heute König Charles III.) im Buckingham Palace in London zur Dame ernannt wurde.
Ehrenlegion
Zwei Jahre später wurde die Primatologin und Anthropologin für ihre bahnbrechenden Forschungen und ihren unermüdlichen Einsatz für den Schutz von Lebensräumen mit der Ehrenlegion, dem höchsten französischen Verdienstorden, ausgezeichnet.
UN-Friedensbotschaftlerin
Als UN-Friedensbotschafterin steht Jane Goodall in einer Reihe mit zahlreichen anderen bedeutenden Persönlichkeiten, darunter Prominente wie Leonardo DiCaprio, hier mit Goodall während der Friedensglocken-Zeremonie anlässlich des 35. Jahrestages des Internationalen Tages des Friedens am 16. September 2016 bei den Vereinten Nationen in New York.
Eine Wegbereiterin
Der 2017 veröffentlichte Dokumentarfilm "Jane" von National Geographic enthielt nie zuvor gezeigte Aufnahmen von Goodall bei der Arbeit im Feld. Der Film, der als intimes Porträt einer Pionierin beschrieben wird, die trotz aller Widrigkeiten zu einer der weltweit am meisten bewunderten Naturschützerinnen wurde, erhielt viel Beifall und eine Reihe von Auszeichnungen. Jane Goodall half bei der Werbung für den Film in verschiedenen Städten mit ihrem Sohn "Grub" (im Bild).
Naturfreundlich
Jane Goodall äußert weiterhin ihre Besorgnis über die unethische Behandlung von Schimpansen, die zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Und sie reist immer noch viel, besucht Schimpansen-Rettungszentren in ganz Afrika und ermutigt afrikanische Länder, naturfreundliche Tourismusprogramme zu entwickeln.
Forderungen nach einem Jagdverbot
Während eines Besuchs im Tacugama-Schimpansenreservat in der Nähe von Freetown in Sierra Leone im Jahr 2019, bei dessen Gründung Goodall eine entscheidende Rolle spielte, sprach sie darüber, dass die Jagd auf Bushmeat eine der größten Bedrohungen für den stark gefährdeten westlichen Schimpansen darstellt.
Lebenswerkpreis
Im darauffolgenden Jahr nahm Goodall die Auszeichnung für ihr Lebenswerk per Videolink während der Verleihung der Green Awards auf dem Greentech Festival in Berlin entgegen. Das Greentech Festival ist das erste Festival, das grüne Technologien feiert und den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigt.
Eine nachhaltige Zukunft
Als engagierte Umweltschützerin beteiligt sich Jane Goodall aktiv an Programmen und Initiativen, die zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Im Jahr 2022 nahm sie gemeinsam mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau an der historischen Pflanzung des 10-millionsten Baumes von Greater Sudbury im Bell Park, Ontario, teil.
"Jane"
In den Vereinigten Staaten warb Goodall enthusiastisch für die Premiere der Serie "Jane" von Apple TV+ in Los Angeles. Die Serie folgt der angehenden Umweltschützerin Jane, einer Neunjährigen, die sich auf die Suche nach bedrohten Tieren macht.
"Reasons for Hope"
Ein weiterer Dokumentarfilm über Goodalls Karriere, "Reasons for Hope", wurde 2023 veröffentlicht. Sie warb für den Film, indem sie eine Reihe von Vorträgen hielt, die auf ihren vier Säulen der Hoffnung basierten: dem erstaunlichen menschlichen Intellekt, der Widerstandsfähigkeit der Natur, der Kraft und dem Engagement junger Menschen und dem unbezwingbaren menschlichen Geist.
Berühmtheitsstatus
Im April desselben Jahres erhielt Jane Goodall beim Weltforum in Den Haag einen herzlichen Empfang mit Standing Ovation.
90. Geburtstag
Die renommierte Primatenforscherin feierte ihren 90. Geburtstag in ihrem geliebten Afrika, wo sie während eines Besuchs auf der Farm Sanctuary in Franschhoek, Südafrika, von Gratulanten eine Torte erhielt.
Immer noch aktiv und leidenschaftlich
Jane Goodall ist immer noch so aktiv und leidenschaftlich in ihrer Arbeit wie eh und je. Im August 2024 hat sie ihre Botschaft der vier Säulen der Hoffnung in Medellín, Kolumbien, weiter verbreitet.
Eine neue Generation
Jane Goodall inspiriert heute eine neue Generation von WissenschaftlerInnen, NaturschützerInnen und engagierten BürgerInnen dazu, sich für den Schutz unseres zunehmend verletzlichen Planeten einzusetzen. Ihr unermüdlicher Einsatz für Schimpansen und Primaten im Allgemeinen ermutigt viele dazu, aktiv zu werden und sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen.
Quellen: (Biography) (The Guardian) (Jane Goodall Institute) (Newsweek)
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