Es stimmt, dass viele Produkte (wie Handys, Computer und Kleidung) schneller kaputt gehen als erwartet. Als Gesellschaft müssen wir infragestellen, was passiert und ob wir es schaffen uns von dem stetig wachsenden Berg aus Müll zu befreien.
Hersteller konzentrieren sich bei der Gestaltung eines neuen Produkts traditionell auf drei Aspekte: Funktionalität, Aussehen und Bedienerfreundlichkeit. Diese Faktoren sollten ausgeglichen sein, aber kürzliche Änderungen in der Herstellung haben dies aus dem Gleichgewicht gebracht.
Eine dieser Änderung betrifft Kleidung. Wo die Menschen einst für maßgeschneiderte Stücke zahlten, sind heute Massenproduktion und Online-Shopping zur Norm geworden, was den Fokus von Langlebigkeit und Qualität zu Bequemlichkeit und kleinen Preisen gelenkt hat.
Durch den einfachen Zugang zum Online-Shopping kaufen die Menschen häufiger. Diese häufigen Käufe bilden nicht nur eine Änderung der Kaufgewohnheiten, sondern auch der Erwartungen der Menschen an die Lebensdauer und Qualität eines Produktes ab.
Der amerikanische Marketingdirektor Elmo Calkins entwarf in den 1930er Jahren die Idee des "Consumer Engineering", die die Vorstellung verbreitete, dass man die Menschen dazu anregen sollte öfter zu kaufen, indem die Produkte schnell aus der Mode kommen.
Calkins legte die Grundlage für das, was wir heute "geplante Obsoleszenz" nennen, wodurch Produkte absichtlich so gebaut werden, dass sie nach kurzer Zeit kaputt gehen.
Abgesehen von Produkten, die kaputt gehen, werden viele aufgrund von sich ändernden Trends ersetzt. Die Anziehung des "Neuen" treibt unseren Wunsch an ständig zu kaufen. Dieses Verhalten wurde jahrzehntelang besonders von der Modeindustrie befördert.
Moderne Trendzyklen sind häufig an ein Nischenpublikum gerichtet und ändern sich schnell. Ein Beispiel dafür sind die Hydro Flasks, die vor allem in den USA in "Stanley Cups" umbenannt wurden, um ein anderes Publikum anzusprechen.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz kaufen die Deutschen durchschnittlich 60 Kleidungsstücke pro Jahr, während jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie getragen wird.
Der Wunsch der Verbraucher zu sparen hat zur Nachfrage nach billigeren Produkten geführt. Dies übt Druck auf die Hersteller aus, die Kosten zu reduzieren, was häufig zur Verwendung von Materialien geringerer Qualität und Kosteneinsparungen in der Produktion führt.
Um mit der Nachfrage Schritt zu halten, sparen einige Firmen, indem sie günstigere Materialien verwenden oder das Design vereinfachen. Das bedeutet, dass anstelle von natürlichen Materialien synthetische oder weniger langlebige Nähmuster verwendet werden.
Zwar sind die Preise vieler Produkte nicht stark gestiegen, die Inflation hingegen schon. Damit ein Produkt erschwinglich bleibt, muss häufig etwas geändert werden. In der Regel wird die Qualität der Materialien oder der Herstellung verändert, was dazu führt, dass das Produkt nicht mehr so lange hält.
Das Problem ist nicht nur auf Kleidung begrenzt. Auch Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Trockner sind betroffen. Viele Verbraucher haben das Gefühl, dass diese Geräte nicht mehr so lange halten, wie früher.
In den Anfängen der Technik für jedermann, bedeutete jedes neue Gerät einen riesigen Fortschritt und es ergab daher Sinn, sie häufig zu ersetzen. Der technische Fortschritt ist jedoch langsamer geworden und dennoch wird weiterhin regelmäßig ausgetauscht.
Die Hersteller machen es den Verbrauchern häufig sehr schwer, Produkte selbst zu reparieren oder instand zu halten. Dies geschieht absichtlich, indem Produkte so gebaut werden, dass die Verbraucher sie nicht verstehen können.
Moderne Geräte enthalten komplexe Technik wie Chips und Platinen, wodurch sie ohne die Hilfe des Herstellers schwierig zu reparieren sind. Einige Firmen beschränken sogar den Zugang zu wichtigen Reparaturwerkzeugen und Ersatzteilen, sodass die Verbraucher stark von ihnen abhängig sind.
Viele moderne Geräte werden gebaut, ohne auf die Reparierbarkeit zu achten. Anstatt von Metall und Schrauben verwenden die Hersteller Plastik und Kleber, wodurch sie schneller kaputt gehen und schwerer zu reparieren sind.
Da immer mehr Alltagsgegenstände komplizierte elektronische Bauteile enthalten, wird es immer schwieriger diese ohne spezialisierte Werkzeuge zu reparieren. Dieser Trend hat zu einem starken Anstieg elektronischer Abfälle und einer stärkeren Abhängigkeit von den Herstellern geführt.
Neben den Kosten für die Umwelt bedeuten fehlende Möglichkeiten zur Reparatur auch, dass die Verbraucher Gegenstände häufiger austauschen müssen, was auf lange Sicht deutlich teurer ist.
Organisationen wie die Repair Association versuchen den Konsumenten ihr Recht auf Reparatur ihrer Produkte zurückzugeben. Dazu gehört der einfache Zugang zu Bauteilen, Werkzeugen und Anleitungen.
Trotz dieser Herausforderungen liegt deutlich mehr Macht in der Hand der Verbraucher, als sie vielleicht glauben. Die Menschen können Veränderungen anstoßen, indem sie sich einfach statt für kurzlebige Trends und Wegwerfartikel für Qualität und Langlebigkeit entscheiden.
Im April 2024 hat das Europäische Parlament das Recht auf Reparatur verabschiedet, das Hersteller in angemessenen Zeiträumen zur Reparatur verpflichtet und Verbrauchern das Recht auf Zugang zu Ersatzteilen, Werkzeugen und Reparaturinformationen gibt.
Verbraucher können den Zyklus des schnellen Konsums durchbrechen, indem sie Fast Fashion und Mikrotrends meiden. Durch bewusste Käufe und Pflege der Produkte können Verbraucher die Lebensdauer ihrer Gegenstände verlängern und Müll reduzieren.
Wenn man lernt, Gegenstände zu pflegen (z. B. die Pflegeetiketten auf der Kleidung zu beachten), kann man die Haltbarkeit verbessern und frühzeitigen Verschleiß verhindern. Die Einstellung zur Pflege kann dazu führen, dass Dinge seltener ausgetauscht werden müssen und weniger verschwenderisch konsumiert wird.
Durch die Vielzahl an billigen, kurzlebigen Produkten müssen Verbraucher kritischer werden. Indem sie sich für Qualität statt Quantität entscheiden, können sie zu nachhaltigen Gewohnheiten übergehen und eine Nachfrage nach langlebigeren Produkten schaffen.
Die Veränderung von Verbrauchsgewohnheiten erfordert keine radikalen Schritte. Kleine Schritte, wie vor dem Kauf zu überlegen, ob das Produkt wirklich nötig ist, können dabei helfen, die Qualität in den Vordergrund zu heben und die Abhängigkeit von billigen Wegwerfprodukten zu reduzieren.
Einer der wichtigsten Aspekte beim Kauf von Kleidung ist das Bewusstsein darüber, aus welchem Material sie besteht. Wenn auf dem Etikett nicht die Zusammensetzung des Materials steht, ist dies ein Warnzeichen.
Wenn ältere Geräte repariert und von Generation zu Generation weitergegeben werden (z. B. Küchengeräte) kann dies sogar eine gewisse Sentimentalität erzeugen. Diese Gegenstände haben einen viel höheren emotionalen Wert als billige Produkte, die aus einer Laune heraus gekauft wurden.
Die einzige Begrenzung bei Produkten, die die Verbraucher kaufen, ist ihr eigener Antrieb. Letztlich sollen die Produkte für die Menschen gemacht werden, nicht für die Hersteller, und deshalb müssen sich die Verbraucher darüber im Klaren sein, was sie wollen.
Quellen: (Vox) (MIT Libraries) (United Nations Environment Programme) (The Repair Association) (BMUV) (Europäisches Parlament)
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