Amor: Was wissen wir über den Gott der Begierde?
Wer ist diese Gottheit, die so treffsicher ihre Pfeile verschießt?
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LIFESTYLE Mythologie
Amor, der geflügelte Gott der Begierde, wird oft als Engelskind dargestellt, das einen Bogen spannt, um einen Pfeil in ein ahnungsloses Herz zu schießen. Doch dieses Bild hängt davon ab, ob man sich der griechischen oder der römischen Mythologie zuwendet. Der griechische Gott der Liebe und der Leidenschaft war ein großer, muskulöser junger Mann mit dem Aussehen eines Filmstars. Die Römer hingegen haben ihr Gegenstück als niedlichen, aber etwas pummeligen kleinen Jungen gestaltet, der allerdings ebenso gut mit dem Bogen umgehen kann. Doch trotz seines Nachteils beim Aussehen hat sich der kleine Junge durchgesetzt. Der rotwangige Engel mit dem verschmitzten Grinsen ist der, den alle als Posterboy des Valentinstags kennen und lieben. Und es ist Amor, der den geschwungenen Rand der Oberlippe einer Frau nach sich benannt hat. Aber was wissen wir sonst noch über dieses Kind, das Menschen verkuppelt?
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Wer ist Amor?
In der klassischen Mythologie ist Amor der römische Gott der Liebe und der Begierde. Den alten Griechen zufolge ist er jedoch der Gott Eros.
Das ist Amor!
Mit einem Bogen und einem Köcher voller goldener Pfeile bewaffnet, ist der geflügelte Amor die berühmte Verkörperung von Leidenschaft und Begierde. Doch das Bild ist irreführend.
Das ist Eros!
Die Griechen stellten ihren Liebesgott Eros als gut aussehenden, schlanken Jüngling dar – einen leicht muskulösen Teenager, der die Herzen der Sterblichen und Götter eroberte und mit ihren Gefühlen spielte.
Sohn von Merkur und Venus
Dem Mythos nach war Amor entweder der Sohn von Merkur, dem geflügelten Götterboten, oder von Mars, dem schlecht gelaunten Kriegsgott, und Venus, der Göttin der Liebe.
Sohn von Ares und Aphrodite
Eros hingegen wird oft als Sohn von Ares, dem Kriegsgott, und Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der Lust, dargestellt.
Geflügelter Liebesgott
Eros war einer der Eroten, einer Gruppe von geflügelten Liebesgöttern.
Krieg und Romantik
Eros galt als gut aussehend, aber auch als bedrohlich. Er benutzte goldene Pfeile, um Begehrlichkeiten zu wecken, und bleierne Pfeile, um Abneigung zu schüren. Manchmal wurde er in einer Rüstung wie die des Mars dargestellt, vielleicht um ironische Parallelen zwischen Krieg und Romantik zu verdeutlichen.
Die Macht der Pfeile
In der griechischen und römischen Mythologie standen die goldenen Pfeile, die sowohl Amor als auch Eros abfeuerten, für die Quelle ihrer Macht: Wurde eine Person oder sogar eine Gottheit von einem solchen Pfeil im Herzen getroffen, wurde sie augenblicklich von unkontrollierbarem Verlangen erfüllt. Wurde jedoch ein Bleipfeil abgeschossen, so wurde die gleiche Person von Abscheu und Ekel übermannt.
Eros ändert sein Erscheinungsbild
Gegen Ende der hellenistischen Periode – den drei Jahrhunderten der griechischen Geschichte zwischen dem Tod des makedonischen Königs Alexander des Großen im Jahr 323 v. Chr. und dem Aufstieg des Augustus in Rom im Jahr 31 v. Chr. – erlebte Eros eine erstaunliche Wandlung.
Eros wird zu Amor
Die Römer übernahmen einen Großteil der griechischen Mythologie, die mit Eros verbunden ist. Dazu gehörte aber auch, dass sie den großen, muskulösen Gott der Liebe in einen pummeligen, schelmischen Säugling verwandelten. Sie nannten ihn Amor, ein Synonym für Eros, das auch mit "Begierde" übersetzt werden kann.
Amor als einer der Amoretten
Amor wurde schnell zu einem Motiv der römischen Kunst, das oft in Form von Amoretten – dem Äquivalent zu den griechischen Eroten – auftritt.
Amor als Verkuppler
Trotz seiner manchmal böswilligen Absichten – ein Charakterzug, der seiner manchmal boshaften Mutter Venus zugeschrieben wurde – wurde Amor im Allgemeinen als wohltätig angesehen, wenn es darum ging, Partner zu finden.
Amor und Psyche
Doch in einer berühmten Allegorie ging Venus' Spielerei gründlich nach hinten los. Psyche, die jüngste Tochter eines Königs, war mit erstaunlicher Schönheit gesegnet. Eifersüchtig auf ihr Aussehen, befahl Venus (Aphrodite) ihrem Sohn Amor (Eros), den hässlichsten und verachtenswertesten Mann im Land zu finden und ihn mit Psyche zu verkuppeln.
Die unsterbliche Frau
Amor machte sich auf die Suche. Doch als er die sterbliche Psyche erblickte, fühlte er sein eigenes Herz von einem seiner goldenen Pfeile durchbohrt. Die beiden verliebten sich unsterblich ineinander und Amor hielt um ihre Hand an, wodurch Psyche zu seiner unsterblichen Frau wurde. Seit der Renaissance wurde Amor in der Kunst oft mit den Proportionen und Zügen eines Erwachsenen dargestellt, wie in dieser Skulptur von Amor und Psyche von Antonio Canova.
Amor und die Delphine
Sowohl in der antiken als auch in der modernen Kunst wird Amor häufig auf einem verspielten Delphin reitend dargestellt. Der Delphin galt traditionell als freundlich zu den Menschen und wurde als Symbol für Zuneigung angesehen. Amor rittlings auf einem dieser Kreaturen diente auch als Symbol für die Geschwindigkeit der Liebe.
Amor und die Bienen
In einer Geschichte aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. beklagt sich Amor bei seiner Mutter Venus darüber, dass er beim Stehlen von Honigwaben von Bienen gestochen wurde. Venus erinnert ihren Sohn daran, dass das Lebens mit Schmerz verbunden ist und dass normalerweise er es ist, der mit seinen Liebespfeilen Begehren weckt und damit neben Liebe auch Leid stiftet.
Der schlafende Amor
Ein schlafender Amor stellt den kleinen Gott der Begierde in Frieden und entwaffnet dar. Das Bild signalisiert gewöhnlich den Verzicht auf weltliche Vergnügungen.
Amor in der Astrologie
Der Gott der Begierde erscheint auf einigen mittelalterlichen Tierkreiskarten, wahrscheinlich um die Entstehung des Sternbilds Fische nach der brutalen Niederlage der Titanen durch die olympischen Götter zu illustrieren. Venus und Amor werden von Fischen in Sicherheit gebracht, bevor Typhon, ein monströser Schlangenriese und eine der tödlichsten Kreaturen der griechischen Mythologie, sie in den sicheren Tod reißen kann.
Der mittelalterliche Amor
Amor taucht in zahlreichen mittelalterlichen Bildhandschriften als Ehestifter auf, um Bündnisse wie dieses zwischen dem Gelehrten und Dichter Francesco Petrarca und einer unbekannten Frau zu illustrieren, die ihm später zwei Kinder gebar – einen Sohn Giovanni (geboren 1337) und eine Tochter Francesca (geboren 1343).
Amor und der Valentinstag
Amor ist wohl am bekanntesten für seine Verbindung zum Valentinstag. Der Valentinstag, der jährlich am 14. Februar gefeiert wird, war bereits im 18. Jahrhundert populär, aber erst die Viktorianer haben den "Amor-Valentinstag" erfunden.
Amor auf dem Fahrersitz
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Amor auf allen möglichen Valentinstagskarten zu sehen, sogar als minderjähriger Autofahrer, wie hier auf dieser amerikanischen Karte aus dem Jahr 1906.
Amor als Spitze
Als Amor zum "Gesicht" des Valentinstags wurde, entwickelte sich eine ganze Industrie. Dieses zarte Herzdeckchen aus Spitze wurde im Jahr 1900 hergestellt.
Amor, der ultimative Liebhaber
Dieser speziell entworfene Briefkasten steht in dem kleinen Dorf Lover im englischen Wiltshire.
Der Shaftesbury Memorial Fountain
Eine der bekanntesten Statuen des Liebesgottes ist die Figur, die den Shaftesbury Memorial Fountain am Piccadilly Circus in London überragt. Offiziell und im Volksmund als Eros bekannt und 1892 errichtet, handelt es sich bei der geflügelten Statue eigentlich um Anteros, den Rächer der unerwiderten Liebe und einen der Eroten.
Amor wird vermarktet
Die Kommerzialisierung von Amor war wohl unvermeidlich. Seine jugendliche Unsterblichkeit lieferte den Herstellern von Schönheitsprodukten sicherlich ein ideales Vorbild. Hier wirbt der Gott der Begierde für die Hautlotion "Neigeline" von Aspinall, die Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt kam.
Ein Hoch auf die Liebe!
Die romantische Anziehungskraft von Amor ging auch der Getränkeindustrie nicht verloren. Dieses von dem französischen Künstler René Vincent entworfene Plakat im Art-déco-Stil erschien in den 1920er Jahren und warb für Portwein.
Amor verliert seinen Einfluss
Doch manchmal gingen die Pfeile des pummeligen kleinen Bogenschützen daneben. Dieses Titelbild der Sonntagsausgabe des New York Tribune aus dem Jahr 1912 zeigt einen besorgten Amor, der erschrocken darüber ist, dass er seinen Einfluss auf eine junge Suffragette verloren hat, die sich mehr für den Urnengang als für die Liebe interessiert.
Der Amorbogen
Der junge Mann hätte sich jedoch keine Sorgen machen müssen. Heute ist Amor so aktuell wie eh und je. Es gibt sogar so etwas wie Amors Bogenlippen – ein Gesichtsmerkmal, bei dem die Kurve der Oberlippe dem Bogen des Gottes der Liebe ähneln soll.
Eros ist da draußen
Und was ist mit Eros? Nun, 1898 entdeckte der deutsche Astronom Carl Gustav Witt einen Asteroiden, der sich auf einer exzentrischen Umlaufbahn zwischen Mars und Erde befindet. Er nannte ihn 422 Eros. Die Götter würden sich freuen.
Quellen: (History) (Time)
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