Neue Gefahren durch Atomwaffen: Ein Schritt ins dritte nukleare Zeitalter?
Die nuklearen Begrenzungen versagen und ein möglicher Atomkrieg rückt näher

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LIFESTYLE Massenvernichtungswaffen
Die Welt steht vor dem Abgrund eines neuen und gefährlichen nuklearen Zeitalters. Durch den Zusammenbruch von jahrzehntealten Abkommen zur Rüstungskontrolle und dem erneuten Aufkommen der Rivalitäten von Supermächten führt das sogenannte "dritte nukleare Zeitalter" zu noch nie da gewesenen Herausforderungen.
In diesem neuen Kapitel der Menschheitsgeschichte bröckeln langjährige Rüstungskontrollabkommen, Supermächte wie die USA, Russland und China drängen darauf, ihre Waffenarsenale zu modernisieren und zu erweitern, und Regionalmächte wie Nordkorea und der Iran gehen immer wieder an die Grenzen der nuklearen Entwicklung. Die Welt steht vor einer sehr unsicheren Zukunft.
Aber wie hat die Menschheit diesen Punkt in der Atomgeschichte erreicht? Womit müssen wir in diesem neuen nuklearen Zeitalter rechnen? Und was haben wir aus den zwei vergangenen Zeitaltern gelernt? Klicken Sie weiter, um mehr zu erfahren.

Obamas verblassender nuklearer Traum
Seit Barack Obamas bahnbrechender Rede 2009 in Prag, in der er sich eine Welt frei von Atomwaffen vorstellte, sind über 15 Jahre vergangen. Seine Vision war zwar inspirierend, es mangelte ihr jedoch an konkreten Schritten, und die geopolitische Realität hat seitdem die Hoffnung auf eine nukleare Abrüstung zerstört, was die Welt noch geteilter und verletzlicher zurückgelassen hat.

Das erste nukleare Zeitalter
Das erste nukleare Zeitalter, das den Kalten Krieg umfasste, wurde von der intensiven Konkurrenz zwischen den USA und der Sowjetunion bestimmt. Im Zuge der Abschreckungsstrategien der beiden Supermächte wie das "Gleichgewicht des Schreckens" wurden riesige Rüstungsarsenale aufgebaut, was einen direkten Konflikt durch die Angst vor der eigenen Vernichtung verhinderte.

Das zweite nukleare Zeitalter
Nach dem Zerfall der Sowjetunion war das zweite nukleare Zeitalter von Abrüstung und Maßnahmen zur Verhinderung der Weitergabe von Massenvernichtungswaffen geprägt. Wegweisende Abkommen wie "New START" und der Umfassende Atomteststoppvertrag stellten Fortschritt dar. Da die Spannungen zwischen den Supermächten gering waren, richtete sich die weltweite Aufmerksamkeit darauf, die Verbreitung von Atomwaffen und den Zugriff durch Terroristen zu verhindern sowie überschüssige Sprengköpfe abzubauen.

Das flüchtige goldene Zeitalter der Abrüstung
In der Zeit nach dem Kalten Krieg kam es zu Fortschritten in Sachen Abrüstung und der Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, dieser Optimismus ist nun jedoch verschwunden. Heute bevorzugen Staaten den Aufbau von Atomwaffen gegenüber von Diplomatie und schwächen die Abkommen, die einst die atomaren Spannungen stabilisierten, was die Angst vor eskalierenden globalen Bedrohungen wieder aufbringt.

Das ominöse dritte Zeitalter
Admiral Tony Radakin, Offizier in der britischen Navy, hat vor dem "dritten nuklearen Zeitalter" gewarnt, eine Zeit, die vom Zusammenbruch von Abkommen zur Rüstungskontrolle und der unkontrollierten Verbreitung von Waffen bestimmt wird. Diese gefährliche Zeit wird von neuen Atommächten und einer erhöhten Instabilität geprägt, die die Sicherheit der Welt bedroht.

Weltweite Beiträge
Das dritte nukleare Zeitalter wird von vielen Faktoren bestimmt, darunter die nukleare Aufrüstung der USA und Russland, der schnelle Aufbau des Waffenarsenals von China, das wachsende Arsenal Nordkoreas, die mögliche Entwicklung des Iran und die neuen Abwägungen der Verbündeten der USA über die Abhängigkeit von den amerikanischen Sicherheitsgarantien.

Putins gewagte Nuklearpolitik
Russlands Krieg in der Ukraine hat die Macht der Drohung durch Atomwaffen zur Schau gestellt. Die Drohungen von Putin und die Tests von Hyperschallwaffen haben die Gegner eingeschüchtert und gezeigt, wie ein Land seine nuklearen Fähigkeiten in aktiven Konflikten nutzen kann, ohne sie tatsächlich hochgehen zu lassen.

Die Kosten der Inaktivität in der Ukraine
Russlands nukleares Säbelrasseln hat die Verbündeten der Ukraine von einer direkten Intervention abgehalten, was zeigt, wie effektiv die Drohungen Russlands sind. Jedoch könnten aktuelle Entscheidungen des Westens, Langstreckenangriffe auf russisches Gebiet zu unterstützen, ein mögliches Signal wachsender Missachtung solcher Einschüchterungen sein.

Das nukleare Glücksspiel
US-amerikanische Geheimdienste schätzten einst die Wahrscheinlichkeit, dass Russland taktische Atomwaffen einsetzt, falls zentrale Gebiete fielen, auf 50 % ein. Russland verlor diese Gebiete tatsächlich, aber die ausgebliebene nukleare Eskalation unterstreicht, wie nah die Welt einer Katastrophe gekommen ist und wie dies nur dank feinfühliger Diplomatie verhindert wurde.

Unkontrolliertes nukleares Mobbing
Nukleare AnalystInnen legen nahe, dass Russland sein Arsenal ausgenutzt hat, um mit minimalen Konsequenzen Gegner einzuschüchtern. Dieses "nukleare Mobbing" etabliert ein besorgniserregendes Beispiel für andere Nationen und könnte diese dazu ermutigen, ihre eigenen Arsenale zu politischen und militärischen Zwecken zu nutzen.

Wandelndes Gleichgewicht
Von nur neun Ländern ist bekannt, dass sie im Besitz von Atomwaffen sind. 1986 bestand das weltweite nukleare Waffenarsenal aus ungefähr 70.300 Sprengköpfen, während diese Zahl heute auf 12.100 gefallen ist. Für fast 90 % des derzeitigen globalen Atomwaffenarsenals sind die USA und Russland verantwortlich. Dies wandelt sich jedoch sehr schnell.

Eintritt Chinas
Chinas schnelle Erweiterung des Waffenarsenals stellt einen strategischen Wandel in der weltweiten Rüstungsverteilung dar. In der Geschichte hat Peking sein Atomwaffenarsenal begrenzt, zeigt jedoch aktuell seine Absichten, den nuklearen Fähigkeiten der USA und Russlands etwas entgegenzusetzen, was von wahrgenommenen Bedrohungen und den Ambitionen, sich selbst als Weltmacht zu positionieren, angetrieben wird.

Ein Aufrüsten an drei Fronten
Das nukleare Gleichgewicht besteht nun nicht mehr länger zwischen den USA und Russland. Chinas Aufstieg als Atommacht erschwert die globalen Maßnahmen zur Rüstungskontrolle und hat diese zu einer dreiseitigen Herausforderung werden lassen, die die Aushandlung von Abkommen erschwert.

Chinas wachsendes Arsenal
ExpertInnen glauben, dass China bis 2035 1.500 nukleare Sprengköpfe besitzen könnte. Im Vergleich dazu haben die USA 5.044 Sprengköpfe und Russland ist im Besitz von 5.580 Stück.

Der Zerfall von bilateralen Abkommen
In der Geschichte waren Atomabkommen aufgrund der Gleichwertigkeit und der gemeinsamen Vergangenheit zwischen den USA und Russland erfolgreich. Das kleinere Arsenal von China verkompliziert jedoch die Verhandlungen, da sich Peking Rüstungsbegrenzungen widersetzt, die sein eigenes Wachstum begrenzen könnten und gleichzeitig die vorherige Abrüstung der USA verlangt.

Unfertige nukleare Diplomatie
Während seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump Gespräche zur dreiseitigen Waffenkontrolle mit Russland und China gesucht. Peking schlug diese Angebote jedoch aus, da man diese Abkommen als Falle sah, um seine strategische Entwicklung zu begrenzen, wodurch die diplomatischen Differenzen nicht angegangen wurden.

Die wachsenden Fähigkeiten Nordkoreas
Selbst Nordkoreas Atomwaffenarsenal ist weiterhin eine bedeutende Bedrohung mit rund 50 Sprengköpfen und fortschrittlicher Geschosstechnologie, die eine Reichweite bis in die USA hat. Die nuklearen Ambitionen von Kim Jong Un entwickeln sich immer weiter und fordern die globale Stabilität und die Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen heraus.

Gewagte Nuklearpolitik des Iran
Das Atomprogramm des Iran hat an Fahrt aufgenommen, seit die USA sich aus dem Atomabkommen von 2015 zurückgezogen haben. Die wachsenden Fähigkeiten Teherans mit ausreichend Uran, um innerhalb von Wochen eine Bombe zu bauen, befeuern regionale Spannungen und bringen Befürchtungen einer weiteren Verbreitung auf.

Der Zerfall nuklearer Leitschienen
Während Trumps erster Amtszeit wurden mehrere Abkommen zur Rüstungskontrolle aufgelöst, darunter das Atomabkommen mit dem Iran und der INF-Vertrag. Diese Verluste haben das weltweite Gefüge zum Umgang mit nuklearen Bedrohungen geschwächt und die Instabilität und das Risiko erhöht.

"New START" bedroht
Das New-START-Abkommen, das die Anzahl der Sprengköpfe der USA und Russlands begrenzt, wurde ursprünglich von Obama unterzeichnet und nähert sich seinem Ablauf im Jahr 2026. Da Russland seine Teilnahme aussetzt und kein Abkommen zum Ersatz in Sicht ist, brodelt das Risiko einer unkontrollierten Aufrüstung stärker als je zuvor.

Die Aufrüstung des Weltraums
Selbst der Weltraumvertrag von 1967, der den Einsatz von Massenvernichtungswaffen im All streng verbietet, wurde infrage gestellt. Geheimdienstinformationen deuten darauf hin, dass Russland eine Atomwaffe für den Orbit entwickelt, was der bereits komplexen nuklearen Landschaft eine neue Dimension hinzufügt.

Die Zunahme an Atomtests
Russlands Rücktritt aus dem Umfassenden Atomteststoppvertrag, der scharfe Atomwaffentests verbietet, und die möglichen kleinen Tests Chinas haben ebenfalls Jahrzehnte von Maßnahmen zur Beschränkung von Entwicklung und Verbreitung von fortschrittlichen Sprengköpfen unterwandert.

Das amerikansiche Dilemma der Modernisierung
Die USA befinden sich mitten in einem 30-jährigen, 1,5 Billionen US-Dollar schweren nuklearen Modernisierungsprogramm, mit dem sie ihre Triade aus Raketen, U-Booten und Bombern aufrüsten. Die wachsende Bedrohung durch Russland und China könnte jedoch weitere Investitionen erforderlich machen.

Das ukrainische Bedauern der Abrüstung
Die Entscheidung der Ukraine, ihre Atomwaffen aus der Sowjetzeit im Austausch für Sicherheitsgarantien aufzugeben, wird von vielen als Fehler angesehen. Der Einmarsch Russlands unterstreicht die Risiken, die entstehen, wenn man sich bei der nationalen Sicherheit ausschließlich auf internationale Vereinbarungen verlässt.

Trumps unkonventionelle Diplomatie
Trumps bisherige Nukleardiplomatie mit Führern wie Kim Jong Un hat gezeigt, dass er bereit ist, den traditionellen Rahmen zu sprengen. Seine Rückkehr ins Weiße Haus könnte zur Fortsetzung solcher Ansätze führen, auch wenn ihre langfristige Wirksamkeit ungewiss ist.

Das Schreckgespenst des Einsatzes von Atomwaffen
Das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes steigt. Von taktischen Nuklearwaffen in der Ukraine bis hin zu regionalen Spannungen in Asien und im Nahen Osten – globale Krisenherde rücken die Welt näher an eine unvorstellbare Katastrophe heran.

Neubewertung nuklearer Risiken
ExpertInnen warnen, dass die Selbstgefälligkeit in Bezug auf die Gefahren von Atomwaffen der beunruhigendste Trend des dritten nuklearen Zeitalters ist. Eine erneute Konzentration auf Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Lobbyarbeit ist unerlässlich, um die wachsenden Risiken einer nuklearen Katastrophe zu mindern.

Der Druck, Arsenale zu erweitern
Globale Trends deuten darauf hin, dass eine Erhöhung der Nuklearvorräte unvermeidlich ist. Die USA und ihre Verbündeten müssen die Notwendigkeit der Abschreckung mit den Gefahren eines Wettrüstens abwägen und sich um Stabilität in einer unbeständigen Zeit bemühen.

Eine unsichere nukleare Zukunft
Das dritte nukleare Zeitalter steckt voller Unsicherheiten. Da sich Länder mit neuen Herausforderungen und wachsenden Bedrohungen auseinandersetzen müssen, war die Notwendigkeit einer innovativen Diplomatie und einer erneuten Konzentration auf die Rüstungskontrolle noch nie so sehr gefragt wie heute.
Quellen: (Vox) (Arms Control Association) (Reuters) (Britannica)
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