Überraschende Dinge, die für Soldaten in Kriegszeiten verboten sind
Hier sind einige seltsame Regeln, die die Truppen befolgen müssen
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Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt? Na ja, nicht ganz, zumindest nicht im Krieg. In Kriegszeiten müssen SoldatInnen einer Reihe von Regeln folgen. Einige davon sind sogar ziemlich schwerwiegend und wer dagegen verstößt, muss mit einer Verurteilung wegen Kriegsverbrechen rechnen.
Das humanitäre Völkerrecht gilt gemeinhin als das Regelwerk für die Gesetze eines bewaffneten Konflikts und des Verhaltens in Kriegszeiten. Vor diesem Hintergrund listen wir Ihnen hier Dinge auf, die Soldaten im Krieg nicht tun dürfen. Klicken Sie weiter, um mehr zu erfahren.
Plünderungen zur persönlichen Bereicherung sind verboten
Plünderungen sind in Kriegszeiten nichts Neues, aber wir sind nicht mehr im Mittelalter. Artikel 52 des humanitären Gewohnheitsvölkerrechts besagt ausdrücklich, dass Plünderungen verboten sind.
Plünderungen zur persönlichen Bereicherung sind verboten
Dazu gibt es jedoch eine Einschränkung. Es ist zwar ausdrücklich verboten, ein Souvenir mit nach Hause zu nehmen, aber werden die Gegenstände jedoch aus militärischer Notwendigkeit heraus genommen, stellt dies keine persönliche Bereicherung dar. Artikel 49 des humanitären Gewohnheitsvölkerrechts besagt, dass "die Konfliktparteien militärische Ausrüstung des Gegners als Kriegsbeute beschlagnahmen können".
Keine Überraschungsangriffe auf zivile Gegenden
Zusätzlich muss vor Angriffen, von denen Zivilisten betroffen sein könnten, gewarnt werden. Artikel 20 besagt, dass "alle Konfliktparteien im Voraus vor Angriffen warnen müssen, die sich auf die Zivilbevölkerung auswirken, außer die Umstände lassen dies nicht zu".
Es dürfen nur militärische Ziele angegriffen werden
Truppen dürfen nur militärische Ziele angreifen. Artikel 16 besagt, dass Streitkräfte "alles Machbare dafür tun müssen, um sicherzustellen, dass die Angriffsziele militärischer Natur sind".
Die Evakuierung der Zivilbevölkerung hat Priorität
Vor einem Angriff müssen die Soldaten sicherstellen, dass Zivilisten sicher sind. In Artikel 24 steht, dass "alle Konfliktparteien das Mögliche tun müssen, Zivilisten und Objekte in ihrer Kontrolle aus der Umgebung von militärischen Zielen zu entfernen".
Keine Angriffe auf Krankenhäuser, Sicherheitszonen oder neutrale Zonen
Artikel 35 ist recht eindeutig über Angriffe auf Orte wie Krankenhäuser. Dort heißt es: "Ein Angriff auf ein Gebiet, dass dem Schutz von Verwundeten, Kranken und Zivilisten gilt, ist verboten".
Keine Angriffe gegen medizinische und religiöse Kräfte
Artikel 30 ist auch sehr klar, indem es heißt "Angriffe gegen medizinische und religiöse Kräfte und Gegenstände, die die unverwechselbaren Symbole der Genfer Konventionen im Einklang mit dem internationalen Recht tragen, sind verboten".
Journalisten sollten sicher sein ...
... außer sie greifen aktiv in den Krieg ein. Artikel 34 besagt, dass "zivile Journalisten in professionellen Missionen in Gebieten mit bewaffneten Konflikten respektiert und geschützt werden müssen, solange sie nicht direkt in die Kämpfe eingreifen".
Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht zerstört werden
Die Zerstörung der landwirtschaftlichen Flächen des Gegners ist tatsächlich ein Kriegsverbrechen. Die Zerstörung von Ernten, Viehbeständen, Wasserversorgung und irgendetwas anderem, das sich auf das Überleben der Zivilbevölkerung auswirken kann, steht in Kriegszeiten außer Frage.
Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht zerstört werden
Artikel 54 sagt eindeutig: "Angriffe, Zerstörung, Wegnahme oder Beseitigung von nutzlosen Objekten, die für das Überleben der Zivilbevölkerung unerlässlich sind, ist verboten."
Soldaten müssen die natürliche Umgebung respektieren
Laut Artikel 45 sind Methoden oder Maßnahmen der Kriegsführung verboten, die "der natürlichen Umgebung weitreichende, langfristige und schwere Schäden zufügen, verboten". Der Artikel besagt außerdem, dass "die Zerstörung der natürlichen Umgebung nicht als Waffe genutzt werden darf".
Hunger ist als Methode der Kriegsführung verboten
Das Überleben der Zivilbevölkerung ist wirklich wichtig und es ist nicht erlaubt, die Menschen verhungern zu lassen. Zusätzlich zum bereits genannten Artikel 54 gibt es auch noch Artikel 53, der besagt, dass "der Einsatz von Hunger als Waffe verboten ist".
Soldaten dürfen keine blauen Helme tragen
Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UN) tragen bekanntermaßen blaue Helme. Soldaten dürfen sich nicht als Teil der UN-Friedenstruppe ausgeben. Dies ist ein Kriegsverbrechen, das Perfidie genannt wird.
Es dürfen keine Symbole humanitärer Netzwerke verwendet werden
Das Tragen von blauen Helmen, um sich einen Vorteil zu verschaffen und den Feind zu täuschen, indem man vorgibt, in gutem Glauben zu handeln, wird als Perfidie gesehen. Dasselbe gilt für die Verwendung von Symbolen des Roten Kreuzes oder des Roten Halbmonds auf militärischen Fahrzeugen. Artikel 65 besagt, dass "die Tötung, Verletzung oder Gefangennahme von Gegnern durch Perfidie verboten ist".
Kein falscher Gebrauch der weißen Flagge
Artikel 58 besagt, dass "der unsachgemäße Einsatz der weißen Flagge verboten ist". Nach dem Statut des Internationalen Strafgerichtshofs gilt dies als Kriegsverbrechen "in internationalen bewaffneten Konflikten, wenn es zum Tod oder zu schwerer Körperverletzung führt".
Verkleidete Soldaten erhalten nicht den Status eines Kriegsgefangenen
"Kriegsteilnehmer müssen sich bei einem Angriff oder einer vorbereitenden Militäroperation von der Zivilbevölkerung unterscheiden. Tun sie das nicht, verlieren sie den Status eines Kriegsgefangenen", heißt es in Artikel 106.
Einige Bedrohungen sind verboten
Das Leben eines Feindes in der eigenen Gewalt zu verschonen ist eine Grundregel. "Zu befehlen, dass keine Schonung gewährt wird, dem Gegner damit zu drohen oder auf dieser Basis Gefechte zu führen ist verboten", besagt Artikel 46.
Einige Bedrohungen sind verboten
Soldaten müssen Gegner verschonen, die die Kampfhandlungen eingestellt haben, egal aus welchem Grund. Einen Feind unter solchen Umständen zu töten oder damit zu drohen, ihn zu töten, ist nicht erlaubt.
Einige Beleidgungen sind verboten
Ein Kriegsgefangener hat das Recht auf Essen, Unterbringung und eine humane Behandlung. Drohungen inklusive Beleidigungen werden als unmenschlich angesehen und sollten vermieden werden.
Keine Antipersonenminen
Soldaten sollten zwischen feindlichen Truppen und Zivilisten unterscheiden und jegliche Waffen, die nicht zwischen den beiden unterscheiden, dürfen nicht eingesetzt werden. Artikel 71 besagt, dass "der Einsatz von Waffen, die unterschiedslos wirken, verboten" ist.
Unterschiedslos wirkende Waffen sind verboten
Weitere Beispiele für Waffen, die von Natur unterschiedslos wirken, sind "chemische, biologische und nukleare Waffen, Minen, Gift, von Ballons abgeworfene Sprengstoffe, V-1- und V-2-Raketen, Streubomben, Scud-Raketen, Katjuscha-Raketen, Brandwaffen und Techniken zur Veränderung der Umwelt".
Keine Fallen in einem Hinterhalt
Fallen mit Köder sind ebenso unterschiedslos wirkende Waffen, aber das humanitäre Gewohnheitsvölkerrecht hat dafür einen gesonderten Artikel, da sie so schlimme Auswirkungen auf Zivilisten haben können. Artikel 80 gibt vor, dass Gegenstände oder Personen, die unter besonderem Schutz stehen (wie Lebensmittel oder Zivilisten) oder wahrscheinlich Zivilisten anziehen, nicht für einen Angriff verwendet werden dürfen.
Soldaten dürfen keine unnötigen Verletzungen oder Leiden verursachen
Artikel 70 besagt, dass "der Einsatz von Kriegsmitteln und Methoden, die unnötige Verletzungen und Leiden verursachen, verboten ist".
Soldaten dürfen keine unnötigen Verletzungen oder Leiden verursachen
Beispiele hierfür sind "Lanzen oder Speere mit Widerhaken, gezackte Bajonette, Expansions- und Explosivgeschosse, Waffen, die in erster Linie durch Splitter verletzen, die mit Röntgenstrahlen nicht zu erkennen sind, einschließlich mit Glasscherben gefüllter Geschosse, Brandwaffen und blendender Laserwaffen", um nur einige zu nennen.
Soldaten sollten immer pünktlich dort sein, wo sie sein sollen
Pünktlichkeit ist beim Militär extrem wichtig. In den USA ist dies im Uniform Code of Military Justice (UCMJ) in Artikel 86 geregelt. "Abwesenheit ohne Erlaubnis liegt gemäß Artikel 86 des UCMJ vor, wenn ein Militärangehöriger es versäumt, zu einem von der zuständigen Behörde angeordneten Zeitpunkt bei seiner/ihrer Einheit, Organisation oder dem Dienstort zu erscheinen."
Krankheit vorzuschützen ist nicht zulässig
Simulieren ist nicht akzeptabel. Artikel 83 des UCMJ besagt, dass "jede diesem Kapitel unterliegende Person, die in der Absicht, sich der Arbeit, dem Dienst oder der Dienstleistung zu entziehen, eine Krankheit, eine körperliche Behinderung, ein geistiges Versagen oder eine geistige Umnachtung vortäuscht oder sich absichtlich selbst Verletzungen zufügt, nach Maßgabe des Kriegsgerichts zu bestrafen ist". Vorschriften über militärisches Simulieren sind nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern in Kraft.
Keine Duelle
Duelle waren in der Vergangenheit eine verbreitete Praxis, wurden allerdings mittlerweile in den meisten Ländern verboten. Diese Regel gilt auch für das Militär. In Artikel 114 des UCMJ heißt es: "Jeder Untergebene dieses Kapitels, der ein Duell ausficht oder fördert, an einem Duell beteiligt ist oder es duldet, oder der, nachdem er Kenntnis von einer gesendeten oder bevorstehenden Herausforderung erlangt hat, es unterlässt, die Tatsache unverzüglich der zuständigen Stelle zu melden, wird nach Maßgabe eines Kriegsgerichts bestraft."
Quellen: (International Humanitarian Law Databases) (Uniform Code of Military Justice) (Grunge)
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Artikel 64 des humanitären Gewohnheitsvölkerrechts besagt, dass "der Abschluss einer Waffenstillstandsvereinbarung mit der Absicht, einen Überraschungsangriff auf den Gegner auszuführen, der sich auf die Vereinbarung verlässt, verboten ist".