Die Farbe Blau: Warum sie in der Natur kaum vorkommt
Wussten Sie, dass weniger als eine in zehn Pflanzen blaue Blüten hat?
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LIFESTYLE Biologie
Die Farbe Blau ist für die Menschheit seit Jahrtausenden sowohl schwer fassbar als auch hypnotisierend und hat Wissenschaftler, Künstler und Träumer gleichermaßen fasziniert. Sie ist nicht nur der Spitzname für unseren Planeten, sondern laut einer Umfrage auch die beliebteste Farbe der Welt. Es ist ein Farbton, der mit Ruhe, Tiefe und endlosem Himmel assoziiert wird. Doch obwohl unsere Ozeane und der Himmel blau sind, kommt diese Farbe eigentlich nur selten vor. Sie ist sogar so selten, dass das Wort "Blau" in den Sprachen der Welt erst relativ spät auftaucht. Tatsächlich tauchte es erst nach den Wörtern für Rot, Gelb, Schwarz und Weiß auf.
Farbe hat überall auf der Welt eine große Bedeutung, doch im Reich der Natur ist echtes Blau fast unmöglich zu finden. Was macht diese Farbe so außergewöhnlich und selten? Und wie hat die Natur gelernt, sie zu erzeugen? Klicken Sie sich durch diese Galerie, um es herauszufinden.
Die Seltenheit von Blau
Im Tierreich sind blaue Tiere im Vergleich zu anderen Farben unglaublich selten. Es gibt keine blauen Tiger, Fledermäuse, Eichhörnchen oder Hunde, und selbst Blauwale sind nicht wirklich blau. Diese Seltenheit macht die wenigen blauen Tiere, die es gibt, ziemlich auffällig.
Denkwürdiger Auftritt
Trotz der Seltenheit der Farbe sind blaue Tiere in der Natur atemberaubend. Die Evolution hat diese spektakulären Farben durch faszinierende Mechanismen hervorgebracht, und Blau wird niemals gedämpft oder halbherzig präsentiert.
Färbung von Tieren
Um die Einzigartigkeit von Blau zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie Tiere ihre Farben erhalten, und zwar in der Regel zu Kommunikationszwecken. Schmetterlinge sind ein gutes Beispiel dafür, denn sie zeigen helle und vielfältige Muster, die der Signalgebung dienen.
Farbkommunikation
Schmetterlinge verwenden leuchtende Farben, um Botschaften zu übermitteln, z. B. um Raubtiere vor Giftigkeit zu warnen oder ihr Revier zu markieren. Ihre farbenfrohen Flügel sind ein anschauliches Kommunikationsmittel, das sich so entwickelt hat, dass es zu ihrem aktiven Tagesablauf passt.
Farblich abgestimmt
Schmetterlingsflügel bestehen aus winzigen Schuppen, die Farben auf zwei Arten erzeugen: durch Pigmente oder strukturelle Merkmale. Orange-, Rot- und Brauntöne entstehen durch Pigmente, die alle Farben absorbieren, außer denen, die sie darstellen.
Pigmentbasierte Farbtöne
Tiere (wie auch der Mensch) können die meisten Pigmente nicht selbst herstellen. Stattdessen nehmen sie diese Farben durch ihre Ernährung auf. So werden zum Beispiel Flamingos (die grau schlüpfen) durch die Aufnahme von Carotinoiden, die in Schalentieren vorkommen, rosa.
Blaue Farbe
Blau ist eine einzigartige Farbe, denn die meisten blauen Tiere haben keine natürlichen blauen Pigmente. Stattdessen werden Blautöne von der Struktur des Tierkörpers produziert, die das Licht so beeinflusst, dass es einen Blauton ergibt.
Blauer Morphofalter
Die schöne blaue Farbe des blauen Morphofalters hat ihren Ursprung in der mikroskopischen Struktur der Flügelschuppen. Diese Schuppen enthalten komplizierte Formen, die die Lichtwellen manipulieren und nur blaue Wellenlängen zu unseren Augen durchlassen.
Strukturelle Farbe
Die Anordnung der winzigen Kämme auf den Flügeln der Schmetterlinge werfen das Licht so zurück, dass nur die blauen Wellenlängen übrig bleiben. Die mikroskopischen Strukturen wirken wie ein Filter, der andere Farben ausblendet und das Blau verstärkt.
Lichtbrechung
Das blaue Aussehen der Flügel des Schmetterlings beruht auf der Lichtbrechung, wenn es aus der Luft auf die festen Flügel trifft. Werden die mikroskopisch kleinen Lücken in der Flügelstruktur der Schmetterlinge mit einer Flüssigkeit gefüllt (wie zum Beispiel Alkohol), dann verschwindet die Farbe, da das Licht nicht mehr richtig gebrochen wird.
Wasserresistent
Trotz dieser feingliedrigen Struktur sind die Flügel des blauen Morphofalters wasserresistent, was ihnen ihre leuchtende blaue Farbe auch in feuchten Umgebungen im Regenwald ermöglicht. Diese Anpassung ist für ihr Überleben unabdingbar.
Vogelfedern
Vögel wie der Blauhäher zeigen auch blaue Farben durch strukturelle Veränderungen. Ihre Federn weisen mikroskopische Wülste auf, die das Licht so brechen, dass nur die blauen Wellenlängen übrig bleiben und das ohne jegliche Pigmente.
Lichtbrechung
Anders als die geordnete Struktur der Schmetterlingsflügel erinnert die mikroskopische Anordnung der Vogelfedern an Schaum. Diese eher zufällige Struktur stellt sicher, dass die blaue Farbe aus verschiedenen Blickwinkeln gleich bleibt.
Pfauenfedern
Auch Pfauenfedern nutzen keine Pigmente, sondern verwenden eine geordnete, kristallartige Struktur. Diese Anordnung reflektiert das Licht, was die Blautöne intensiver und schillernder erscheinen lässt.
Säugetiere und Affen
Einige Säugetiere wie bestimmte Affenarten haben blaue Farben, die durch Hautstrukturen entstehen, die die Wellenlänge des Lichts verändern. Sie entstehen ganz ähnlich ohne tatsächliche blaue Pigmente.
Blaue Augen
Selbst menschliche blaue Augen sind das Ergebnis von lichtbrechenden Strukturen in der Iris anstelle von blauen Pigmenten. Außerhalb des Ozeans produziert kein Wirbeltier (sei es Vogel, Säugetier oder Reptil) blaue Pigmente. Wenn wir an diesen Tieren blaue Farbe entdecken, dann geht dies vollständig auf die Struktur zurück.
Ein wahres Pigment
Nur eine bekannte Schmetterlingsart, der Nessaea, produziert ein wahres blaues Pigment. Diese seltene Anpassung lässt die Art herausstechen, es ist jedoch nur wenig darüber bekannt, wie es zu dieser einzigartigen evolutionären Entwicklung kam.
Evolution
Die Wissenschaft ist sich unsicher darüber, warum die Farbe Blau bei Tieren so selten vorkommt, es wird jedoch darüber spekuliert, dass urzeitliche Vögel und Schmetterlinge die Farbe viel früher sehen, als sie produzieren konnten. Die Entwicklung von blauen Strukturen war ein signifikanter evolutionärer Schritt und hat neue Möglichkeiten zur Kommunikation und zum Überleben eröffnet.
Die Herausforderung
Um ein blaues Pigment zu erzeugen, hätten die Tiere ihre Körper mit Hilfe einer komplexen neuen Chemie verändern müssen. Letztendlich fand die Evolution es einfacher, die mikroskopischen Formen der Tierkörper subtil zu verändern, um Blau durch strukturelle Mittel zu erzeugen.
Ingenieurskunst
Tiere lösten die Herausforderung, Blau zu erzeugen, nicht mit neuen biologischen Pigmenten, sondern durch Technik. Indem sie die Oberflächen ihrer Körper so gestalteten, dass das Licht gebrochen wurde, erzeugten sie mit Hilfe physikalischer Prinzipien auf geniale Weise blaue Farben.
Farbspektrum
Ein weiterer Grund, warum Blau in der Natur so selten ist, ist das begrenzte Farbspektrum, das die meisten Tiere sehen können. Viele Säugetiere (darunter Katzen und Hunde) können nur wenige Farben sehen und neigen dazu, nur Pastelltöne von Blau und Gelb zu sehen.
Flora
Aber nicht nur in der Tierwelt ist Blau eine Seltenheit, auch in der Pflanzenwelt fehlt die Farbe. Im Gegensatz zu den Tieren sind die Pflanzen jedoch in der Lage, selbst Pigmente zu produzieren. Sie sind sogar dafür bekannt. Warum also ist Blau immer noch so selten?
Blaue Blätter und Blüten
Blaue Blüten sind bei Pflanzen sehr selten und es gibt so gut wie keine Pflanze auf der Welt mit blauen Blättern. Die einzigen sind auf dem Waldboden des tropischen Regenwalds zu finden.
Chlorophyll
Die Farben der Pigmente, die wir Menschen bei Pflanzen sehen, wird von der Farbe des Lichts erzeugt, das zurückgeworfen und nicht absorbiert wird. Das häufigste Pflanzenpigment ist grünes Chlorophyll und deshalb sind Pflanzen grün, weil das Chlorophyll das grüne Licht reflektiert und nicht absorbiert.
Blaues Licht
Pflanzen lieben blaues Licht, da es deutlich mehr Energie enthält als jedes andere Licht auf dem sichtbaren Spektrum. Deshalb produzieren Pflanzen keine blauen Pigmente, denn dann würden sie das blaue Licht reflektieren, statt es zu absorbieren, was ihr Wachstum einschränken würde.
Robert Hooke
In den 1600ern betrachtete der englische Physiker Robert Hooke Pfauenfedern unter einem der ersten Mikroskope und beschrieb die Farben als "fantastisch". Seine Faszination stellte den Beginn einer langen wissenschaftlichen Reise zum Verständnis von Farben und ihren Strukturen dar.
Isaac Newton
Selbst Isaac Newton (der häufig als der Vater der Physik bezeichnet wird) war von den ungewöhnlichen Eigenschaften von Blau in der Natur fasziniert. Seine Beobachtungen trugen zum wissenschaftlichen Verständnis von Licht und Optik bei.
In der Geschichte
Die früheste Verwendung von blauem Farbstoff fand vor etwa 6.000 Jahren statt, als die alten Ägypter aus Kupferoxid, Kalziumoxid und Siliziumdioxid ein lang anhaltendes blaues Pigment herstellten, das als irtyu bekannt ist. Blau ist eine so seltene Farbe, dass sie über Tausende von Jahren als eine Farbe mit hohem Status galt.
Wertvolle Farbe
Lapislazuli wurde häufig zu einem leuchtend blauen Pigment gemahlen, das als Ultramarin bekannt ist und im mittelalterlichen Europa so kostbar wie Gold war. Als solches war es in erster Linie für die Illustration von illuminierten Handschriften reserviert.
Moderne wissenschaftliche Studien
Auch heute noch erforschen WissenschaftlerInnen die blaue Färbung, nicht nur wegen der Physik, sondern auch wegen ihrer Schönheit. Die komplizierte Beziehung zwischen Licht, Struktur und Farbe bleibt ein Thema, das sowohl wissenschaftlich als auch ästhetisch fasziniert.
Quellen: (Live Science) (The University of Adelaide) (Popular Science) (HT School)
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