Die turbulente Geschichte der Wall Street
Vom Börsencrash bis zum Sklavenmarkt – die überraschende Geschichte der Wall Street

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Donald Trumps globale Zölle auf Stahl und Aluminium haben den weltweiten Handelskrieg verschärft und erneut für Chaos in den Finanzmärkten gesorgt. In den USA ist die Wall Street angespannt – die New Yorker Börse verzeichnet Milliardenverluste.
Doch Turbulenzen sind hier nichts Neues. 1929 erschütterte ein dramatischer Börsencrash die Märkte und führte zur Weltwirtschaftskrise. 1987 folgte die erste globale Finanzkrise der modernen Zeit, als der Dow Jones in den freien Fall geriet.
Die Geschichte der Wall Street ist geprägt von Auf und Abs. Aber wie wurde sie zu dem, was sie heute ist? Und welche Rolle spielten ein Sklavenmarkt und eine alte Platane dabei? Klicken Sie sich durch die Galerie und lassen Sie uns einen genaueren Blick auf diese berühmte Straße in New Yorks Lower Manhattan werfen.

Der globale Handelskrieg verschärft sich
Donald Trumps Zollentscheidungen haben InvestorInnen verunsichert und die US-Börse stark fallen lassen, nachdem er sich nicht klar dazu geäußert hat, ob eine Rezession droht. Inzwischen hat sich sein Handelskrieg auf die ganze Welt ausgeweitet – mit 25 % Zöllen auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA. Das Weiße Haus betont, dass der Präsident sowohl die Wall Street als auch die breite Bevölkerung im Blick habe. Doch seine widersprüchliche Handelspolitik sorgt für Verwirrung und Unsicherheit im Finanzzentrum Amerikas.

Die Wall Street reagiert
Die New Yorker Börse ist einer der weltweit größten Handelsplätze für Wertpapiere und andere börsengehandelte Anlagen. Sie befindet sich an der Wall Street im Finanzdistrikt Lower Manhattan in New York City.

Handelszentrum
Die Wall Street ist das Herz des Handels und hat sowohl wirtschaftlich als auch kulturell eine große Bedeutung. Hier sitzen einige der größten und wichtigsten Banken und Finanzunternehmen der Welt. Außerdem steht der Begriff "Wall Street" für die gesamte US-Finanzbranche und die wirtschaftliche Macht der USA.

Frühe Geschichte
Die Geschichte der Wall Street reicht bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1652, während der Englisch-Niederländischen Seekriege, befürchteten niederländische Siedler auf der Insel Manhattan (die damals Neu-Amsterdam hieß) einen bevorstehenden Angriff der Briten.

Eine Verteidigungsmauer
Zur Verteidigung der Siedlung errichteten sie eine Holzmauer. Sie wurde aus Brettern und Erde errichtet, war 713 Meter lang und 2,5 Meter hoch und erstreckte sich zwischen zwei Toren, eines an der heutigen Ecke Wall Street und Pearl Street, das andere an der Ecke Wall Street und Broadway. Die Niederländer nannten sie "de Waal Straat".

Nutzung und Abriss
Die Mauer stand fast ein halbes Jahrhundert lang, danach verfiel sie. 1693 wurde sie restauriert, um eine mögliche französische Invasion abzuwehren. 1699 wurde sie endgültig abgerissen.

Der Sklavenmarkt an der Wall Street
Ende 1711 wurde die Wall Street zum Standort eines staatlich genehmigten Sklavenmarktes. Er befand sich an einem der ursprünglichen Stadttore in der Pearl Street und war bis 1762 in Betrieb.

Kapitalgewinne
Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien war New York von 1785 bis 1790 die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Die City Hall wurde in Federal Hall umbenannt und im April 1789 legte George Washington dort, dem ersten Kapitol der USA, seinen Amtseid ab. Die Federal Hall wurde 1812 abgerissen. Auf diesem Bild sind das Gebäude und die Trinity Church, die noch heute ein markantes Wahrzeichen der Wall Street ist, zu sehen.

Die Platanen-Händler
1791 trafen sich Händler unter einer Platane an der Wall Street, um Wertpapiere zu verkaufen. Ein Jahr später machten sie ihre Zusammenarbeit offiziell – das war der Beginn der New Yorker Börse. Die Platanenart heißt heute auch Amerikanische Platane.

Ein geschäftiges Handelszentrum
Im späten 18. Jahrhundert entwickelte sich Lower Manhattan zu einem Zentrum des Handels. Das Tontine Coffee House (links im Bild, mit der Flagge) beherbergte die Büros der ersten Platanen-Händler. Zehn Jahre später zog der Vorstand in das Gebäude der Merchants' Exchange in der Wall Street 55 um (rechts abgebildet).

Gründung der New Yorker Börse
Die New Yorker Börse wurde am 17. Mai 1792 gegründet. Das Finanzinstitut hieß ursprünglich New York Stock and Exchange Board und hatte eine strenge Kleiderordnung; die Mitglieder trugen Zylinder und Frack.

Der Große Brand von New York im Jahr 1835
Im Dezember 1835 brach in Lower Manhattan ein großes Feuer aus, das viele Gebäude zerstörte. Über 700 Häuser brannten nieder, auch an der Wall Street. Zu den verlorenen Gebäuden gehörten das Tontine Coffee House und das Merchants' Exchange-Gebäude.

Samuel Morse und der Morseschreiber
Moderne Technologie war schon immer wichtig für die Wall Street. 1837 präsentierte Samuel Morse seinen neuen Morseschreiber. Die Börsenmakler waren begeistert und seine Erfindung kam an der Wall Street zum Einsatz.

Edward Calahan und der Börsenfernschreiber
Dreißig Jahre später erfand Edward Calahan den ersten Börsenfernschreiber. Die Maschine bestand aus Rädern mit schmalen Papierstreifen, die Transaktionen detailliert aufzeichneten. Der Börsenfernschreiber revolutionierte die Finanzmärkte, da er Informationen von den Börsenplätzen kontinuierlich und gleichzeitig über geografische Entfernungen hinweg übermittelte.

Die Wall Street erstrahlt im Licht
Ein weiteres technologisches Highlight war 1882, als Thomas Edison das erste Elektrizitätswerk der Welt in der Pearl Street eröffnete. Das Werk versorgte 7.200 Lampen an der Wall Street mit Strom.

Dow-Jones-Index
Charles Dow und Edward Jones sind zwei Namen, die für immer mit der Wall Street verbunden sind. 1884 begann Charles Dow mit der Aktienanalyse. Nachdem er den Statistiker und Journalisten Edward Jones kennengelernt hatte, gründeten die beiden zusammen mit Charles Bergstresser den Verlag Dow Jones & Company. Besonders bekannt sind die beiden Männer jedoch für den Dow-Jones-Index.

Das Wall Street Journal
Der Dow-Jones-Index, der zur Darstellung der Aktienentwicklung dient, war der beliebteste Abschnitt im Wall Street Journal. Die von Dow Jones & Company herausgegebene Zeitung erschien erstmals am 8. Juli 1889.

Die neue NYSE
Die Eröffnung der neuen New Yorker Börse (NYSE) im Jahr 1903 war beeindruckend wegen ihrer Größe und Pracht. Sie machte New York zu einem der größten Finanzzentren der Welt und stärkte die Wall Street als Symbol des Kapitalismus und Lower Manhattan als wichtigen Handelsplatz.

New York City profitiert von seinem Ruf
Tatsächlich galt New York City 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als globales Finanzzentrum und hatte London (siehe Bild) in den Schatten gestellt. Doch nach jedem Hoch kommt auch ein Tief ...

Der Bombenanschlag an der Wall Street
Am 16. September 1920 explodierte gegenüber dem J. P. Morgan-Gebäude im Herzen der Wall Street eine Bombe. Dreißig Menschen kamen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Zahlreiche Pferde kamen ums Leben, und mehrere Gebäude wurden zerstört.

Eine nie aufgeklärte Gräueltat
Das Bureau of Investigation (der Vorgänger des FBI) vermutete die J.P. Morgan Bank als Ziel und beschuldigte schließlich eine italienische anarchistische Gruppe. Allerdings wurde niemand wegen des Angriffs angeklagt, und der Fall wurde nie aufgeklärt.

Boom und Pleite
In den "goldenen" 1920er Jahren stiegen die Aktienkurse stark an. Von 1920 bis 1929 vervierfachten sich die Aktienwerte. Viele Anleger und Spekulanten nahmen hohe Kredite auf, um noch mehr Geld zu investieren. Doch dann platzte die Blase plötzlich.

Panik!
Am 24. Oktober 1929 endete der riesige Boom in einem katastrophalen Zusammenbruch. Bis zum 28. Oktober, dem sogenannten "Schwarzen Dienstag", brach Panik aus, und 16 Millionen Aktien wurden verkauft. Die Wall Street befand sich im freien Fall.

Der Wall-Street-Crash
Bis Mitte November hatte der Dow fast die Hälfte seines Wertes verloren. Tausende Sparer strömten in den New Yorker Finanzdistrikt und standen vor den Banken Schlange, in der verzweifelten Hoffnung, ihre Ersparnisse abheben zu können. Doch die Wall Street war zusammengebrochen.

Wertlose Aktie
Investoren gingen über Nacht pleite. Hier versucht ein Spekulant, seinen Luxus-Roadster zu verkaufen, nachdem er beim Börsencrash sein gesamtes Geld verloren hat.

Die Weltwirtschaftskrise
Der Börsencrash von 1929 läutete die Weltwirtschaftskrise ein, in deren Verlauf ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung arbeitslos wurde. Suppenküchen, massenhafte Zwangsvollstreckungen von Häusern und Unternehmen sowie fallende Preise wurden zur neuen Normalität.

Der Glass-Steagall-Act
Amerika erholte sich erst in den 1930er Jahren von der Weltwirtschaftskrise. 1933 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt den Glass-Steagall-Act. Dieser Gesetz verpflichtete Geschäftsbanken, keine riskanten Investitionen mehr zu tätigen, um die Ersparnisse der Menschen vor Verlusten durch spekulative Aktiengeschäfte zu schützen.

Stagnation und Niedergang
Während dieser Zeit stagnierte die Entwicklung des New Yorker Finanzdistrikts. Die Wall Street war alarmiert, denn die amerikanische Öffentlichkeit hatte das Vertrauen in ein Bankensystem verloren, das sie für gierig und unreguliert hielt.

Eine neue Ära
Die 1960er Jahre waren geprägt von wachsender Volkswirtschaft und Wohlstand, und die Wall Street erholte sich. Die NYSE gewann nicht nur das Vertrauen der Anleger und der Öffentlichkeit zurück, sondern trug auch dem veränderten kulturellen Wandel Rechnung, indem sie mit Muriel Siebert die erste Frau an die Spitze eines ihrer Mitgliedsunternehmen aufnahm. Am 28. Dezember 1967 wurde sie in die Mitte der 1.365 männlichen Mitgliedern der Börse aufgenommen.

NASDAQ gestartet
1971 wurde die NASDAQ gegründet. Die NASDAQ-Börse nahm als erste elektronische Börse der Welt ihren Betrieb auf. 1998 war sie die erste Online-Börse in den USA und zog während der Dotcom-Blase viele Unternehmen an. Ihr wichtigster Index ist der Nasdaq Composite, ein Aktienmarktindex, der fast alle an der Nasdaq-Börse notierten Aktien umfasst.

Einläuten des Wohlstands
1985 schrieb Ronald Reagan Geschichte, als er als erster amtierender Präsident die Eröffnungsglocke an der NYSE läutete. Die Glocke zu Beginn und Ende des Handels geläutet. Im Laufe der Jahre hat sich das Ritual zu einer Feier des wirtschaftlichen Wachstums und des Fortschritts entwickelt. Zahlreiche Prominente und VIPs wurden eingeladen, die Glocke zu läuten, darunter Nelson Mandela und die Filmstars Tom Hanks und Arnold Schwarzenegger. Im Dezember 2024 läutete der designierte Präsident Donald Trump die Eröffnungsglocke, nachdem er vom Time Magazine zum zweiten Mal zur Person des Jahres gekürt worden war.

"Schwarzer Montag"
Die Erinnerung an das Jahr 1929 kam wieder auf, als am 19. Oktober 1987 die Wall Street einen riesigen Absturz erlebte. An diesem Tag verloren die Märkte weltweit 500 Milliarden US-Dollar (459 Milliarden Euro), und der Dow-Jones-Index fiel allein um mehr als 200 Punkte. Dieser Tag wird als "Schwarzer Montag" bezeichnet.

"Wall Street" (1987)
Zufälligerweise erschien 1987 Oliver Stones "Wall Street" in den Kinos. Der Film handelt vom skrupellosen und gierigen Börsenmakler Gordon Gekko (Michael Douglas), der mit illegalen Insiderinformationen an die Spitze gelangt. Die Fortsetzung "Wall Street: Geld schläft nicht" erschien 2010.

"The Wolf of Wall Street" (2013)
In Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street" spielt Leonardo DiCaprio Jordan Belfort, einen ehemaligen Börsenmakler, der nach einer Verurteilung wegen Betrugs und damit verbundener Straftaten im Zusammenhang mit Börsenmanipulationen im Gefängnis landete.
Quellen: (TheStreet) (History.com) (NYSE) (ShareAmerica) (Investopedia) (Associated Press) (CNN) (Reuters)
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