Japans Maßnahmen gegen den Bevölkerungsrückgang
Das Land versucht verzweifelt die Bevölkerungszahlen zu erhöhen
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LIFESTYLE Japan
Die Nachrichten in Japan bringen jedes Jahr im Frühling dieselbe düstere Prognose über die stetig schrumpfende Bevölkerung des Landes. Mit dem Abfall der Wachstumsrate in den negativen Bereich versuchen ExpertInnen ständig neue Möglichkeiten zu finden, um zu verhindern, dass Japans Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten vollständig zusammenbricht. Das Land hat bereits einige Wege ausprobiert, um gegen das Problem vorzugehen, von Anreizen über Reformen bis hin zu technischen Lösungen.
Aber was hat die japanische Regierung tatsächlich alles bereits getan, um den rasanten Bevölkerungsrückgang des Landes aufzuhalten? Sehen Sie sich diese Galerie an, um herauszufinden, wo die Ursachen hierfür liegen und wie Japan damit umgeht.
Bevölkerungsrückgang
Ihr letztes Maximum erreichte die japanische Bevölkerung 2008 mit 128 Millionen Einwohnern. Diese Zahl ist bis 2024 auf 125 Millionen gesunken. Das scheint zwar keine große Differenz zu sein, bis zum Jahr 2100 wird jedoch ein Bevölkerungsrückgang auf weniger als die Hälfte der Einwohner prognostiziert.
Fruchtbarkeitsrate
Die Fruchtbarkeitsrate eines Landes (die gesamte Anzahl an Geburten pro Frau in ihrem Leben) sollte laut ExpertInnen mindestens 2,1 betragen, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Diese Rate liegt in Japan seit einem halben Jahrhundert bereits unter 2,1. Derzeit bei 1,3.
Geburtenrate
Auch die Geburtenrate in Japan ist von 9,5 Geburten pro 1.000 Einwohner im Jahr 2000 auf 6,6 Geburten im Jahr 2024 zurückgegangen. Der Rückgang der Bevölkerung und der Geburtenrate (zusammen mit der hohen Lebenserwartung im Land) haben zu einer alternden Bevölkerung geführt.
Weltweites Problem
Viele andere ostasiatische Staaten sowie auch europäische Länder wie Spanien und Italien, aber auch Deutschland sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert.
Kosten
Für den rapiden Rückgang der japanischen Bevölkerung gibt es verschiedene Gründe. Zum einen ist es extrem teuer, Kinder zu bekommen und aufzuziehen, besonders für Haushalte mit einem geringen Einkommen.
Tradition
Ein weiterer Grund sind Veränderungen im Lebensstil. In der Vergangenheit bestand eine traditionelle Familie aus einem Mann und einer Frau, die heirateten, bevor sie 30 wurden und Kinder bekamen. Die Frau zog die Kinder auf und der Ehemann verdiente das Geld. Dieses Muster hat sich im Laufe der Jahre drastisch verändert.
Heirat
Die Zahl der Eheschließungen pro 1.000 Einwohner ist in Japan von 10 im Jahr 1970 auf 4,1 im Jahr 2022 gesunken. Die Menschen haben langsam angefangen, ihre eigenen Ziele zu verfolgen, statt sich an die Tradition zu halten.
Scheidung
Im Gegensatz zu allen anderen Raten, die gesunken sind, gibt es bei der Scheidungsrate in letzten Jahren in Japan sogar einen Anstieg zu verzeichnen. Derzeit enden etwa 35,42 % der Eheschließungen mit einer Scheidung.
Patriarchat
Viele Frauen in Japan wollen aufgrund der verbreiteten patriarchalen Ansichten im Land bewusst nicht heiraten. Von Frauen wird oft erwartet, sich allein um die Kinder zu kümmern, womit sie nicht unbedingt einverstanden sind.
Wirtschaft
Viele Wirtschaftsbereiche in Japan haben die negativen Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs bereits zu spüren bekommen. In verschiedenen Branchen und Berufszweigen fehlt es bereits an Arbeitskräften, was sich mit der Zeit nur noch verschlimmern wird.
Epidemie der Einsamkeit
Die Regierungen überall auf der Welt werden sich immer mehr bewusst, wie wichtig soziale Bindungen für die Gesundheit der Bevölkerung sind, und sind auf der Suche nach Möglichkeiten diese weltweite "Epidemie der Einsamkeit" zu bekämpfen.
Zusammenbruch der Gesellschaft
Romantische Beziehungen sind nicht nur für die Gesundheit des Einzelnen wichtig, sondern sorgen auch dafür, dass die Gesellschaft nicht zusammenbricht. Ohne Fortpflanzung würden die Schwangerschafts- und Geburtenraten rapide einbrechen und die Gesellschaft in Gefahr bringen.
Rassismus
Ausländische Einwohner haben lange über Xenophobie, Rassismus und Diskriminierung in Japan geklagt. Das Land ist historisch gesehen Einwanderern gegenüber konservativ eingestellt, was sich jedoch negativ auf die Bevölkerung auswirkt und einen aktiven Wandel erfordert.
Immigration
Traditionelle Einwanderungsländer wie die USA haben die Immigration häufig dazu eingesetzt, niedrige Fruchtbarkeitsraten auszugleichen, aber ostasiatische Nationen haben sich davor immer gescheut. Wie gehen sie also das Problem an?
Alle unter einen Hut kriegen
Die japanische Regierung hat vor allem eine größere Initiative in Angriff genommen, um die Bevölkerungskrise zu lösen: einen aktiven Eingriff in den Datingmarkt. Statt sich darauf zu verlassen, dass die Bürger das Land von selbst bevölkern, mischt sich die Regierung nun in das Liebesleben ihrer Bürger ein.
Verzweifelt
In den letzten Jahren haben mehrere ostasiatische Staaten in einem verzweifelten Versuch, die einbrechenden Geburtenraten umzukehren, Zuschüsse für Eltern gewährt und sogar die Gehälter jüngerer Angestellter erhöht.
Zuschüsse
Einige Präfekturen in Japan bieten Paaren Wohnungszuschüsse an, während bestimmte Städte sogar so weit gehen, Paare dafür zu bezahlen, Kinder zu bekommen.
Hilfezentren
Das japanische Ministerium für Kinder und Familien hat sogar überall im Land Zentren zur Eheunterstützung aufgebaut, die Dienste wie Datingberatung und Kennenlernpartys anbieten.
Dating-Apps
Viele Internetnutzer haben festgestellt, dass Dating-Apps immer restriktiver geworden sind. Die Firmen sind sich bewusst, dass je erfolgreicher eine Dating-App für den Nutzer ist, desto schlechter für das Unternehmen.
Bewusste Restriktionen
In der Folge schränken die Firmen, denen die Dating-Apps gehören, häufig die Apps bewusst ein und machen es nahezu unmöglich, dass sich die Nutzer tatsächlich verlieben. Die App würde letztlich ja zwei Nutzer verlieren, wenn sie erfolgreich wären.
Teuer
Um mehr Geld zu verdienen, haben viele Dating-Apps Stufensysteme eingeführt, bei denen teuerere Optionen weitere Funktionen freischalten. So hat zum Beispiel Tinder die Premium-Option "Tinder Select" eingeführt, die für knapp 470 € im Monat zusätzliche Funktionen bietet.
Eingriff der Regierung
Japan (und sogar Australien) hat Versuche mit staatlich bezuschussten Alternativen zu traditionellen, wirtschaftlich orientierten Dating-Apps gestartet.
Eine neue App
Die Stadtverwaltung von Tokio will ihre eigene Dating-App im Zusammenhang mit ihrer Kampagne Tokyo Futari Story (futari bedeutet "Paar") herausbringen. Die App wurde bislang noch nicht veröffentlicht.
Ein besseres Gegenstück
ExpertInnen sind der Meinung, dass staatlich betriebene Apps zur Partnersuche sich besser eignen, da sie nicht so sehr auf Profit angewiesen sind wie andere Apps.
Arbeitsbedingungen
Die japanische Regierung hat sogar in Betracht gezogen, die Arbeitsbedingungen zu überarbeiten und zu verbessern, um die Belastungen für die Kindererziehung zu reduzieren. Dieser Plan würde umgerechnet etwa 19 Mrd. Euro pro Jahr kosten.
Nicht umkehrbar
ExpertInnen geben an, dass die japanische Bevölkerung auch in den nächsten Jahrzehnten weiter sinken wird, unabhängig von der Einwirkung der Regierung. Selbst falls Frauen wieder mehr Kinder bekommen sollten, wird die Bevölkerung weiterhin schrumpfen, da die Anzahl an Frauen im fruchtbaren Alter zu gering ist.
Allgemein anwendbar
Andere Länder wie die USA, folgen Japans Beispiel und versuchen aktiv auf die Partnersuche ihrer Bürger einzuwirken, in der Hoffnung, die Zukunft des Landes zu sichern.
Amerikanische Technologie
Auch die Stadt Washington D.C. hat Versuche aufgenommen ihre eigene Dating-App aufzubauen, um die Einschränkungen von profitorientierten Plattformen zu umgehen. Ein Ingenieur des Gesundheitsministeriums soll der Hoffnung sein, das nächste OkCupid zu programmieren.
Eine ärmere Nation
In ein paar Jahrzehnten wird Japan wahrscheinlich eine etwas ärmere und weniger üppige Nation sein, was umso schlimmer sein könnte, falls die Maßnahmen keinen Erfolg haben. Aber eines ist sicher: Das Land wird nicht vollkommen ausgestorben sein.
Quellen: (East Asia Forum) (DW) (CNN) (Business Insider) (World Bank Open Data)
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Die Nachrichten in Japan bringen jedes Jahr im Frühling dieselbe düstere Prognose über die stetig schrumpfende Bevölkerung des Landes. Mit dem Abfall der Wachstumsrate in den negativen Bereich versuchen ExpertInnen ständig neue Möglichkeiten zu finden, um zu verhindern, dass Japans Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten vollständig zusammenbricht. Das Land hat bereits einige Wege ausprobiert, um gegen das Problem vorzugehen, von Anreizen über Reformen bis hin zu technischen Lösungen.
Aber was hat die japanische Regierung tatsächlich alles bereits getan, um den rasanten Bevölkerungsrückgang des Landes aufzuhalten? Sehen Sie sich diese Galerie an, um herauszufinden, wo die Ursachen hierfür liegen und wie Japan damit umgeht.