Die Unterschiede zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche
Das steckt hinter der Geschichte und den Nuancen zwischen den beiden getrennten Konfessionen
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LIFESTYLE Christentum
So unglaublich es auch erscheint, aber es gibt derzeit über zwei Milliarden Christen weltweit. Sie sind alle auf die unterschiedlichsten Weisen mit einer Konfession des christlichen Glaubens verbunden. Weltweit gibt es sogar über 45.000 Konfessionen, die größten sind die katholische und die orthodoxe Kirche. Die Unterschiede dieser beiden Kirchen ziehen sich mit einem gemeinsamen Glauben und kulturellen Unterschieden durch die Jahrhunderte.
Ähnlich wie zwei uralte Bäume, deren Wurzeln miteinander verwoben sind, entstanden sie aus demselben apostolischen Ursprung und haben sich doch durch ihre einzigartige Geschichte und Interpretationen der christlichen Tradition in verschiedene Richtungen entwickelt. Aber woher stammt diese Trennung und was genau unterscheidet die beiden Konfessionen überhaupt? Klicken Sie weiter und finden Sie es heraus.
Katholische Kirche
Die katholische Kirche ist mit mehr als 1,3 Milliarden Mitgliedern weltweit die größte christliche Konfession. Ihr Ursprung geht auf Jesus Christus und seine Apostel – insbesondere Petrus – zurück, der als der erste Papst angesehen wird.
Orthodoxe Kirche
Die Traditionen der orthodoxen Kirchen gehen auf die Apostel und die frühen christlichen Gemeinden zurück. Sie bestehen aus selbstverwalteten Kirchen wie der Griechisch-, Russisch- und Serbisch-Orthodoxen Kirche.
Das frühe Christentum
Sowohl die katholische als auch die orthodoxen Kirchen gehen auf die frühen christlichen Gemeinden zurück, die von den Aposteln gegründet wurden. In den ersten Jahrhunderten agierte das Christentum als eine Kirche, die sich im Römischen Reich verbreitete.
Die Konzile
Das Erste Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) und das Erste Konzil von Konstantinopel (381 n. Chr.) waren für den christlichen Glauben von entscheidender Bedeutung, insbesondere was Christus und die Dreifaltigkeit angeht. Sowohl die katholische als auch die orthodoxen Kirchen erkennen diese Konzile an, die die Grundlage für ihr gemeinsames theologisches Erbe legten.
Der Aufstieg des Papstes
Als das Römische Reich im 5. Jahrhundert zerfiel, wurde der Bischof von Rom (später Papst genannt) zu einer wichtigen Figur der westlichen Kirche. Die Entwicklung der katholischen Kirche zur Autorität des Papstes wurde zu einem der Hauptfaktoren in der Abgrenzung zur christlichen Ostkirche.
Unterschiede
Durch die unabhängige Entwicklung der östlichen und westlichen Teile der christlichen Welt begannen sich viele Unterschiede zu zeigen. Der Osten konzentrierte sich auf Mystik und philosophische Theologie, während sich der Westen stärker dem Recht zuwandte.
Das Große Schisma
1054 kam es zur großen Kirchenspaltung zwischen der östlichen Orthodoxie und der Westkirche, was als Großes Schisma bezeichnet wird. Bei dem Konflikt ging es um theologische Uneinigkeiten und politische Spannungen zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel, was zur gegenseitigen Exkommunikation führte, die die Kirchen offiziell teilte.
Vierter Kreuzzug
Die Spannungen zwischen den beiden Kirchen verschlimmerten sich 1204, als die westlichen Kreuzritter Konstantinopel, das Herz des Byzantinischen Reiches, einnahmen. Dieses Ereignis verschlimmerte die Feindseligkeit und das Misstrauen zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen, was ihre Teilung für viele Jahrhunderte zementierte.
Versöhnung
Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert gab es mehrere Versuche, die katholische und die orthodoxen Kirchen wieder miteinander zu versöhnen, insbesondere bei den Konzilen von Lyon (1274) und Florenz (1439, Bild). Es wurden zwar kurzzeitige Übereinkommen geschlossen, die jedoch an der gegenseitigen Feindseligkeit scheiterten.
Die Eroberung Konstantinopels
Durch die Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wurde die orthodoxe Kirche von ihren traditionellen christlichen Zentren abgeschnitten. Die Russisch-Orthodoxe Kirche nahm an Bedeutung zu, während die katholische Kirche ihren Einfluss im Westen weiter ausbaute.
Beziehung in der Moderne
Im 20. Jahrhundert nahmen die Bemühungen, die Spaltung zwischen Katholiken und Orthodoxen wieder zu schließen, Fahrt auf. Beide Kirchen traten in Dialog miteinander und 1965 hoben Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras die gegenseitige Exkommunikation des Großen Schismas auf.
Andauernde Herausforderungen
Heute schlichten die katholischen und orthodoxen Kirchenführer theologische Konflikte und fördern die Zusammenarbeit. Es gibt jedoch weiterhin große Unterschiede zwischen den beiden Konfessionen.
Theologische Unterschiede
Die katholische und die orthodoxen Kirchen glauben beide an die Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und der Heilige Geist), unterscheiden sich jedoch in ihrem Verständnis, wie der Heilige Geist zu Vater und Sohn steht.
Der Geist
Die katholische Kirche glaubt an das Filioque-Dogma, was besagt, dass der Heilige Geist sowohl vom Vater als auch vom Sohn ausgeht. In der orthodoxen Kirche glaubt man, dass der Heilige Geist nur vom Vater ausgeht.
Führung
Die katholische Kirche folgt einem zentralisierten Führungsmodell mit dem Papst als oberster Instanz. Im Gegensatz dazu besteht die orthodoxe Kirche aus einem dezentralisierten System, bei dem mehrere selbstverwaltete Patriarchen und Bischöfe ihre jeweiligen Kirchen leiten.
Zentrum der Macht
Das Zentrum der Macht im Katholizismus liegt im Vatikan, einer kleinen unabhängigen Enklave in der italienischen Hauptstadt Rom. Die orthodoxe Kirche hat keinen zentralen Machtsitz, da die Konfession auf der Dezentralisierung des Glaubens basiert.
Theologie der Sakramente
Beide Kirchen kennen sieben Sakramente, darunter die Taufe, die Eucharistie und die Ehe. Es gibt jedoch Unterschiede darin, wie diese Sakramente vollzogen werden. So wird in der orthodoxen Kirche durch volles Eintauchen getauft, während in der katholischen Kirche häufig nur besprenkelt wird.
Erbsünde
Die katholische Kirche lehrt, dass die Erbsünde von Adam und Eva vererbt wurde und alle Menschen dort hineingeboren werden. Die orthodoxe Kirche erkennt zwar Sünden der Vorfahren an, sieht sie jedoch nicht als Bürde an, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Vererbte Schuld
Die unterschiedlichen Ansichtsweisen auf die Ursünde beeinflussen ebenfalls stark die Ansichten gegenüber der Schuld. Der Katholizismus sieht sie als vererbte Bürde, während die orthodoxe Gemeinde glaubt, dass die Konsequenzen aktueller Sünden die unserer Vorfahren übertrumpfen.
Sünde
Bei den Katholiken werden Sünden in Todsünden und lässliche Sünden unterteilt. Todsünden sind schwere Sünden, die, falls sie nicht gebeichtet werden, zum Verlust der Gnade Gottes führen, während lässliche Sünden weniger schwer sind und nicht zur ewigen Verdammnis führen. Die orthodoxe Kirche kennt zwar schwere Sünden, konzentriert sich jedoch weniger auf die Einstufung von Sünden, sondern sieht alle Sünden als Krankheit an, die eine Heilung durch Buße erfordert.
Sprache
Die katholische Kirche nutzte bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 Latein als Sprache der Liturgie. Die orthodoxe Kirche hat sich hingegen immer der Verwendung lokaler Sprachen für die Liturgie zugewandt, um die Verbindung zwischen den Menschen und dem Gottesdienst zu erhalten.
Zölibat
Einer der Hauptunterschiede zwischen den beiden Kirchen zeigt sich im Zölibat. In der lateinischen Teilkirche müssen Priester zölibatär leben, während die orthodoxe Kirche auch verheiratete Männer zum Priester geweiht werden können (auch wenn Bischöfe zölibatär leben müssen).
Fegefeuer
Die katholische Kirche lehrt das Bestehen eines Fegefeuers, einer Übergangsphase, in der die Seelen gereinigt werden, bevor sie in den Himmel kommen. Die orthodoxe Kirche nimmt das Dogma eines Fegefeuers so nicht an, sondern glaubt stattdessen an ein letztes Gericht ohne den Zwischenstatus des Fegefeuers.
Die unbefleckte Empfängnis
Katholiken glauben an die Unbefleckte Empfängnis Mariens, was bedeutet, dass sie ohne Erbsünde empfangen wurde, um zum reinen Gefäß für Christus zu werden. Die orthodoxe Kirche ehrt Maria als Theokotos (Gottesgebärerin), widerspricht jedoch dem Dogma der Unbefleckten Empfängnis, da dies als unnötig für Marias Rolle in der Erlösung angesehen wird.
Die Eucharistie
In der Eucharistie, bei der Brot und Wein geweiht und verzehrt werden, nutzt die katholische Kirche ungesäuerte Oblaten, während in der orthodoxen Kirche ungesäuertes Brot verzehrt wird.
Heiligtum
In der katholischen Kirche ist das Heiligtum ein formeller Prozess, bei dem der Papst heiligspricht, wofür häufig Wunder als Beweis erforderlich sind. In der orthodoxen Kirche ist Heiligtum ein organischer Prozess, der häufig durch die Verehrung der Gläubigen und ohne zentrale Autorität erfolgt, die bestimmt, wer zum Heiligen wird.
Scheidung und erneute Heirat
Die katholische Kirche glaubt, dass die Ehe nicht geschieden werden kann (und darf), nur Annullierungen, aber keine Scheidung und Wiederheirat sind erlaubt. Die orthodoxe Kirche schätzt die Ehe, erlaubt jedoch unter bestimmten Umständen (wie dem Ehebruch) eine Scheidung und Wiederheirat.
Heilige Mysterien vs. Sakramente
Die orthodoxe Kirche nennt die Sakramente "Heilige Mysterien", um ihren geheimnisvollen und mystischen Charakter zu erhalten. Im Gegensatz dazu erklären Katholiken die Wirkung der Sakramente auf genauere theologische Weise, insbesondere durch logisches Denken.
Liturgischer Kalender
Die orthodoxe Kirche hält sich für viele Feste an den julianischen Kalender, weshalb sich die Daten für Feierlichkeiten wie Ostern von der katholischen Kirche unterscheiden, welche sich an den gregorianischen Kalender hält.
Konzile vs. päpstliche Dekrete
Im Katholizismus kann der Papst unfehlbare Aussagen zu Themen des Glaubens und der Moral machen, die für die gesamte Kirche verbindlich sind. Im Gegensatz dazu glaubt die orthodoxe Kirche, dass nur ein Konzil aus allen Kirchen verbindliche Aussagen zum Doktrin machen kann, aber kein einzelner Bischof oder Patriarch.
Quellen: (Saint John the Evangelist Orthodox Church) (Greek Reporter) (Study) (National Catholic Register)
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