Können wir das Wetter beeinflussen?
Wie erfolgreich ist Geoengineering?
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Kann "Geoengineering" wirklich Regenfälle auslösen? Sind wir in der Lage, das Wetter so weit zu manipulieren, dass Hurrikane verhindert werden können? Und ist der Bau von Eisbergen, um die Polarregionen wieder aufzutauen, eine realistische Perspektive? Nun, jein. WissenschaftlerInnen erforschen seit mehreren Jahrzehnten Methoden zur Veränderung des Klimas und haben dabei ermutigende Ergebnisse erzielt. Aber es bleibt die Frage: Können wir das Wetter wirklich beeinflussen?
Klicken Sie sich durch die folgende Galerie und erfahren Sie mehr über die Regenmacher der Geschichte.
Die Geister herbeirufen
Die Menschheit versucht schon seit Hunderten von Jahren, das Wetter zu beeinflussen. Frühe Stammeskulturen riefen die Geister herbei, z. B. Shalako Mana und Shalako Kachina, damit sie sie mit Regenfällen segneten.
Der Regentanz
Traditionell haben die indianischen Stämme, vor allem im Südwesten der Vereinigten Staaten, so genannte Regentänze durchgeführt, aufwendige Rituale, um dem wolkenlosen Himmel Feuchtigkeit zu entlocken.
Wetterrituale
Die Pueblo, Hopi und Zuni werden besonders mit dem Regentanzritual in Verbindung gebracht, da ihr Gebiet hauptsächlich aus semiariden Wüsten besteht. Einige dieser Zeremonien zur Wetteränderung werden auch heute noch durchgeführt.
Die Regenmacher
In den späten 1800er Jahren traten im Westen der Vereinigten Staaten selbsternannte Regenmacher auf. Diese oft zwielichtigen Gestalten mit dubiosen Absichten versprachen, Regenfälle herbeizuführen und Dürreperioden zu beenden, natürlich gegen eine Gebühr.
Regen durch laute Geräusche
Sogar die US-Regierung versuchte, es regnen zu lassen. Im Jahr 1891 führte der Regenmacher Robert G. Dyrenforth das erste vom Kongress finanzierte Experiment durch. Seine Theorie: Mit lauten Geräuschen könnten Wolken dazu gebracht werden, Regen zu produzieren.
Teures Glücksspiel
Um seine Theorie zu beweisen, benutzte Dyrenforth Dynamit, um eine Reihe von Explosionen im ausgetrockneten Texas auszulösen. Erstaunlicherweise regnete es tatsächlich. Aber insgesamt waren die Tests teuer und nicht aussagekräftig. Die Regierung gab schätzungsweise 19.000 US-Dollar für die Beschaffung von Niederschlägen aus. Das sind rund 474.000 Dollar im Jahr 2024.
Charles Hatfield
Ein weiterer bekannter Regenmacher war Charles Hatfield (1875–1958). Hatfield mixte einen geheimen Cocktail aus 23 Chemikalien, den er in einen großen Verdunstungstank gab. Der Dampf, der dabei entstand, sollte angeblich Regen erzeugen.
Pure Manipulation
Hatfield war jedoch ein cleverer Meteorologe und nutzte sein Wissen über Wetterphänomene, um seine Regenmacherei gezielt einzusetzen, wenn die Wahrscheinlichkeit für Regen hoch war. Er gab an, mindestens 500 "Erfolge" erzielt zu haben, und verdiente dabei ein kleines Vermögen. Und seine geheime Formel? Die nahm er mit ins Grab.
Wolkenimpfung
Die ersten ernsthaften Tests, die mittlerweile als Geoengineering bekannt sind, begannen in den 1940er Jahren. Irving Langmuir und Vincent Schaefer, Chemiker am General Electric Research Laboratory in Schenectady, New York, entwickelten ein Verfahren, das sie Cloud Seeding (dt. Wolkenimpfung) nannten.
Die Schneekanonen
Langmuir und Schaefer entdeckten, dass sie Eispartikel in eine unterkühlte Wolke einbringen und so Schnee erzeugen konnten. Dies gelang, indem die Kristalle in hygroskopische Leuchtraketen verpackt wurden, die an der Unterseite der Flugzeugflügel angebracht waren. In einer bestimmten Höhe wurden die Leuchtraketen gezündet, wodurch die Kristalle in die Wolkendecke freigesetzt wurden.
Die Wissenschaft der Wolkenimpfung
Im Laufe der Zeit entwickelte das Team von General Electric seine Forschung weiter und legte damit den Grundstein für die Wolkenimpfung, eine Methode zur Wetterbeeinflussung, bei der Silberiodid verwendet wird. Auf dem Bild ist eine bodengestützte Silberiodid-Impfvorrichtung zu sehen, die auf Betriebshöhe angehoben wurde.
Verwendung von Silberiodid
Wolkenimpfung ist eine Technik zur Veränderung des Wetters, die wie folgt funktioniert. Wenn Feuchtigkeitstropfen in Wolken auf Silberiodidkristalle treffen, bleiben sie an den Kristallen hängen und gefrieren.
Regen und Schnee
Wenn sich der Prozess vervielfältigt und das Eis groß genug wird, durchbricht es die Wolkendecke und fällt entweder als Schnee oder, wenn es durch wärmere Luft geht, als Regen.
Operation Popeye
Im Jahr 1967 führte die US-Luftwaffe die Operation Popeye durch, ein militärisches Wolkenimpfungsprojekt, das während des Vietnamkriegs stattfand. Mit diesem streng geheimen Programm wurde versucht, die Monsunzeit über bestimmten Gebieten des Ho-Chi-Minh-Pfads (siehe Bild) zu verlängern, um die militärischen Nachschublinien der Nordvietnamesen zu unterbrechen, indem die Straßen aufgeweicht und Erdrutsche verursacht wurden. Die Niederschläge wurden effektiv zu einer Waffe.
Für einen trockenen Sommer sorgen
In jüngerer Zeit ließ die chinesische Regierung Wolken impfen, um vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2008 an anderer Stelle einen Regenfall zu erzeugen und das Stadion trocken zu halten.
Globale Wettermanipulation
Trotz Skepsis und Debatten über die Wirksamkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt wird die Wolkenimpfung weiterhin erforscht und in Regionen auf der ganzen Welt als Instrument zur Wetteränderung eingesetzt.
Marine Geoengineering
Es wurden verschiedene Vorschläge gemacht, um andere Techniken zur Wetterbeeinflussung weiterzuentwickeln. Eine davon ist das marine Geoengineering. Dabei geht es darum, riesige Türme zur Aufhellung von Wolken zu bauen, und so die Erwärmung des Planeten zu verringern. Aber wie würde das funktionieren?
Schwimmende Plattformen
Die Türme würden auf autonomen Plattformen gebaut werden, die auf der Meeresoberfläche schwimmen. Nach dem Bau würde dann Wasser aus dem Meer gepumpt und durch diese riesigen Masten in den Himmel gesprüht.
Wolkenaufhellung
Diese feine Gischt aus Meerwasser würde die durchschnittliche Tröpfchengröße in den umliegenden Wolken verringern. Diese Tröpfchen wiederum würden das Licht brechen, sodass dunklere Wolken weiß erscheinen und somit mehr Sonnenlicht von der Erde weg reflektieren. Zumindest ist das die Theorie.
Eisberge bauen
Eine weitere Idee von KlimawissenschaftlerInnen besteht darin, Eisberge zu bauen. Dazu wären speziell entwickelte U-Boote erforderlich, die Eisberge herstellen können.
Polare Gegensätze
Die untergetauchten Schiffe würden das Wasser in riesigen sechseckigen Tanks sammeln und dann auftauchen. Nach dem Filtern des Salzgehalts würden die gefrorenen Eisblöcke aus den Schiffen herausgeschleudert werden, um sich mit bestehenden Eisbergen zu vereinigen. Sollte dieses ehrgeizige Projekt jemals grünes Licht erhalten, würde es letztlich darauf abzielen, das im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung schmelzende Eis der Polargebiete wieder einzufrieren.
Ozeandüngung
Die Ozeandüngung ist ein Prozess, bei dem Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre auf den Grund des Ozeans transportiert wird.
Künstlicher Auftrieb
Dieser auch als künstlicher Auftrieb bezeichnete Prozess funktioniert, indem kühleres, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nach oben gepumpt wird, um die Aktivität des Phytoplanktons anzuregen, was wiederum CO₂ abzieht.
Geoengineering und Weltraum
Kann Geoengineering dazu beitragen, extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme zu verhindern? Nun, vielleicht. Das würde allerdings eine erhebliche Abkühlung der Ozeane erfordern.
Manipulation des Sonnenlichts
Theoretisch kann das Geoengineering im Weltraum das Wettergeschehen auf der Erde erheblich verändern. Eine der Methoden, die diskutiert werden, ist die Manipulation des Sonnenlichts. Wir haben uns bereits angesehen, wie hellere Wolken das Sonnenlicht ablenken können, aber wie wäre es, es ganz auszublenden?
Solare Klimaintervention
Eine Möglichkeit, das Sonnenlicht abzuschwächen, ist der Einsatz einer riesigen Glasscheibe von mehreren tausend Kilometern Länge. Im Weltraum errichtet, würde sie als Barriere zwischen der Sonne und der Erde dienen, das Sonnenlicht zurück ins All reflektieren und die Strahlung, die in die Erdatmosphäre eindringt, reduzieren. Aus Kosten- und Praktikabilitätsgründen ist diese Idee jedoch bislang im Bereich der Science-Fiction angesiedelt.
Weltraumspiegel
WissenschaftlerInnen haben auch mit der Idee gespielt, mehrere kleine Weltraumspiegel ins All zu schicken, um das Sonnenlicht, das die Erde erreicht, zu beeinflussen.
Regenrituale gibt es immer noch
Während Geoengineering heute in vielen Teilen der Welt gang und gäbe ist, verlassen sich einige Kulturen noch immer auf traditionelle Methoden, um einen Regenguss herbeizuzaubern. Hier bringen Aymara-Bauern in typischer zeremonieller Tanzkleidung an den Ufern des Titicacasees in Peru Opfergaben dar, um die Geister zu besänftigen und eine Dürre zu beenden.
Danza de los Voladores
Und in New Mexico führen sie immer noch den Danza de los Voladores auf, einen zeremoniellen Ruf nach Regen, der erstmals 1922 stattfand.
Quelle: (Space) (Live Science) (American Meteorological Society) (Smithsonian Magazine) (Office of the Historian) (BBC)
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