Wenn Sauberkeit zum Problem wird: Die ISS und die fehlenden Bakterien
Bakterien sind der Schlüssel zum Leben abseits der Erde

© Getty Images

LIFESTYLE Wissenschaft
Der abgeschiedenste Ort der Welt liegt nicht in den Tiefen der Antarktis, sondern auf der Internationale Raumstation ISS. Sie hat bislang einige Tiere und in ihrer Geschichte insgesamt 270 Menschen beherbergt. Und die ISS ist nicht nur einer der abgeschiedensten Orte, sondern auch einer der saubersten.
Wie sich herausstellt, ist dies wahrscheinlich ein Problem für das Ziel, irdisches Leben auf andere Planeten zu bringen. Die Herausforderung, die Mikrobenvielfalt auf der ISS zu verbessern, hat auf der ganzen Welt Schlagzeilen gemacht. Wollen Sie mehr darüber erfahren? Dann klicken Sie weiter.

Mikrobielle Vielfalt auf der ISS
Im März 2025 wurde eine dreidimensionale Karte der mikrobiellen Vielfalt auf der Internationalen Raumstation ISS in der Fachzeitschrift Cell veröffentlicht.

Niedrige Erdumlaufbahn
Die ISS befindet sich im annähernden Vakuum in der niedrigen Erdumlaufbahn in etwa 400 Kilometer Höhe über der Erde.

Reflektiert Sonnenlicht
Durch die Nähe ist sie von der Erde aus sichtbar, auch weil sie das Sonnenlicht reflektiert. So erscheint sie als großes weißes Licht am Himmel.

Helles, weißes Objekt
Neulinge im Sternegucken könnten die ISS mit dem Nordstern verwechseln, da sie ähnlich hell wie der Mond erscheint. Fast 90 % der Weltbevölkerung können die ISS sehen, indem sie einfach in den Himmel blicken. Hier ist sie am Himmel über Brasilien zu sehen.

Geschwindigkeit
Die ISS bewegt sich mit 28.000 km/h um die Erde und umrundet diese jeden Tag 16 Mal. Hier fliegt sie vor der Sonne vorbei, wie sich von Kuwait aus beobachten ließ.

Widget und App
Sie wollen wissen, wann die ISS bei Ihnen vorbeikommt? Die NASA bietet ein Widget und eine App an, um die Route zu verfolgen, sodass Sie einen Blick erhaschen können.

Riesig
Die ISS ist ähnlich groß wie eine Sechs-Zimmer-Wohnung. Sie hat einen Fitnessraum (die Bewohner müssen zwei Stunden am Tag Sport treiben, um einem starken Muskel- und Knochenabbau vorzubeugen), zwei Badezimmer und ein riesiges Fenster, dass den AstronautInnen einen 360-Grad Ausblick verschafft.

Alle 90 Minuten
Im Februar 2025 lebten und arbeiteten sieben Menschen dort, die alle eineinhalb Stunden eine Runde um die Erde machten.

Heimat für 270 Menschen und Tiere
Im Laufe von knapp über 25 Jahren hat die ISS rund 270 Menschen und auch einige Tiere beherbergt. Aber sie hat auch die Mikroben der Menschen aufgenommen.

Extreme Umgebung
Ein Bioingenieur von der Universität von Kalifornien schätzt die ISS als eine extreme Umgebung ein, da würde wohl jeder von uns zustimmen.

Studie
Um die Gesundheit von AstronautInnen im All und damit die von Menschen im All besser zu verstehen, wurde eine Studie zu den Mikroben auf der ISS durchgeführt.

Abstrichproben
Die AstronautInnen nahmen rund 1.000 Abstrichproben von überall auf der ISS, damit diese von den WissenschaftlerInnen untersucht werden konnten. Zurück auf der Erde wurden die Daten analysiert und eine dreidimensionale Karte der mikrobiellen Diversität der ISS erstellt.

Die ISS ist zu sauber
Was sie herausfanden, war, dass die ISS zu sauber ist. Aber warum ist das ein Problem? Für unser Wohlbefinden müssen wir Menschen mit Bakterien in Kontakt kommen.

Mehr Mikroben
Daher kamen die WissenschaftlerInnen zu dem Schluss, dass es im All mehr Mikroben braucht. Diese Entdeckung stellt die Wissenschaft auf der Erde vor große Herausforderungen.

Haut
Erste Proben wurden 2021 analysiert. Die Forschenden stellten fest, dass der Großteil der Bakterien auf der ISS von der menschlichen Haut stammte.

Staphylokokken
Die Proben, die die Forschenden analysieren konnten, waren hauptsächlich von Staphylokokken dominiert. Das ist kaum anders als in unserer Umgebung auf der Erde. Menschen verlieren ständig Hautschuppen und daher würden Abstriche in Ihrem Büro wahrscheinlich zu einem ähnlichen Ergebnis führen.

Boden und Wasser
Auf der Erde sind wir einer großen Menge von Bakterien ausgesetzt. Aber die besorgniserregendsten Bakterien, die im All fehlen, sind die aus dem Erdboden und Wasser.

Vorherige Studie
In einer früheren Studie wurden Abstrichproben aus Häusern in einem abgelegenen Dorf im Amazonasgebiet mit denen aus der Stadt Manaus in Brasilien verglichen.

Natürliche Umgebung
Die Studie behauptete, dass je weiter wir von einer natürlichen Umgebung entfernt leben, desto geringer die Menge an Mikroben in unseren Lebensbereichen.

Unterer Extemwert
Auch wenn die ISS noch isolierter ist als abgelegene Dörfer, wenn man sie mit Abstrichen von isolierten und sogar ständig sterilisierten Orten (wie zum Beispiel Krankenhäuser) vergleicht, liegt die ISS am unteren Extremwert der mikrobiellen Diversität.

Ähnlich wie in der Quarantäne
Der beste Vergleich, den die Forschenden zwischen der ISS und einem Ort auf der Erde ziehen konnten, war eine Quarantäneeinrichtung, wie sie während der Corona-Pandemie zum Einsatz kam.

Auswirkungen
Die Auswirkungen der geringen mikrobiellen Vielfalt für die Gesundheit der AstronautInnen ist noch unklar, aber nun kam eine Theorie zu den Immunsystem-Problemen auf, die bei den AstronautInnen dort auftreten.

Gedeihen unter künstlichen Bedingungen
Menschen sind ganz klar nicht für ein Leben in solch künstlichen Umgebungen gemacht, ob es nun die ISS oder eine Quarantäneeinrichtung inmitten einer Pandemie ist.

Kontakt und Evolution
Das liegt daran, dass unsere eigene evolutionäre Entwicklung einen gewissen Grad an mikrobiellem Kontakt erfordert hat, der unser Immunsystem resilient erhält.

Immunsystem
Vereinfacht gesagt, hat sich unser Immunsystem noch nicht so weit entwickelt, dass es mit der Abwesenheit von mikrobieller Vielfalt umgehen kann.

Menschliches Leben außerhalb der Erde
Das Problem ist zwar für die AstronautInnen, die einige Hundert Tage im All verbringen, nicht so dringend, aber da die Ambitionen wachsen, andere Planeten zu besiedeln, ist dies ein großes Problem.

Überleben
Kann die Menschheit im All ohne die mikrobielle Vielfalt, in deren Abhängigkeit sie sich hier auf der Erde entwickelt hat, überleben? Diese Frage stellen sich die Forschenden nun.

Antimikrobielle Resistenz
Wie es scheint, müssen wir antimikrobieller Resistenz entgegenwirken, anstatt für mehr davon zu sorgen, damit der Mensch außerhalb der Erde überleben kann.

Große Diversität
Das bedeutet nicht, dass wir schädliche Bakterien ins All transportieren müssen, sondern dass unsere Umwelt aus einer großen Diversität von Mikroben besteht, die auf und außerhalb der Erde wichtig für unsere Gesundheit sind.
Quellen: (NASA) (Scientific American)
Das könnte Sie auch interessieren: Probleme, die man nur als AstronautInnen im All hat