Warum verkauft eine winzige Insel im Pazifik Staatsbürgerschaften?
Soviel kostet die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen

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Kaum jemand hatte von Nauru gehört, bevor die kleine Pazifikinsel kürzlich ankündigte, Staatsbürgerschaften zu verkaufen. Dies ist ein verzweifelter Versuch der Regierung, die Insel vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten.
Mit den Einnahmen aus dem Passverkauf will die Regierung ein ehrgeiziges Klimaprojekt finanzieren. Wer in das "Golden Visa"-Programm investiert, unterstützt diese Initiative und erhält im Gegenzug die Staatsbürgerschaft der kleinsten unabhängigen Republik der Welt.
Doch was steckt wirklich hinter diesem Schritt? Und wie viel ist ein nauruischer Pass wert?
Klicken Sie weiter und erfahren Sie mehr über Nauru und den Preis, der für den Kampf gegen den Klimawandel gezahlt wird.

Wieso ist Nauru in den Nachrichten?
Der kleine Inselstaat Nauru hat ein neues Programm gestartet, das den Verkauf seiner Staatsbürgerschaft ermöglicht.

Ein Pass mit Preisetikett
Der Preis für den Weg auf diesen abgelegenen Außenposten im Südpazifik, die kleinste unabhängige Republik der Welt, beginnt bei 105.000 US-Dollar.

Geld für Klimaschutz
Die "Goldener Pass"-Initiative soll Geld für Klimaschutzmaßnahmen einbringen. Als flach gelegener Atollstaat ist Nauru durch den steigenden Meeresspiegel, Sturmfluten und Küstenerosion existenziell bedroht. Dieses Risiko nimmt durch die Erderwärmung weiter zu.

Ein Leben auf höherem Niveau
Die Idee hinter dem ehrgeizigen Plan ist es, die Umsiedlung von 90 % der 12.500 Einwohner in höher gelegene Gebiete zu finanzieren und eine komplett neue Gemeinschaft aufzubauen. Ein solches Vorhaben geht weit über die finanziellen Möglichkeiten des Landes hinaus.

Klimaschutz und Widerstandsfähigkeit
Die Einnahmen sollen auch in Klimaschutzprojekte fließen, darunter der Ausbau von Solarenergie, die Sicherung der Wasserversorgung und der Bau erschwinglicher umweltfreundlicher Wohnhäuser.

Wo liegt Nauru?
Nauru liegt in der Region Ozeanien im zentralen Pazifik. Der nächste Nachbarstaat ist Kiribati, etwa 300 Kilometer östlich von Nauru.

Von Deutschland kolonisiert
Erstmals um 1000 v. Chr. von Mikronesiern besiedelt, wurde Nauru im späten 19. Jahrhundert vom Deutschen Kaiserreich als Kolonie beansprucht.

Nauruischer Bürgerkrieg
Im Jahr 1888 griff Deutschland in den Nauruischen Bürgerkrieg ein, beendete den zehn Jahre andauernden Konflikt und setzte einen dauerhaften Waffenstillstand durch.

Die Entdeckung von Phosphat
Die Deutschen herrschten fast drei Jahrzehnte über Nauru. Im Jahr 1900 entdeckten australische Goldjäger Phosphatvorkommen auf der Insel.

Erster Weltkrieg
Im Rahmen eines gemeinsamen Abkommens begannen Australien und Deutschland, diese Reserven auszubeuten, bis der Erste Weltkrieg ausbrach und australische Truppen die Insel einnahmen. 1919 übernahmen das Vereinigte Königreich, Australien und Neuseeland die Verwaltung der Insel und setzten den Abbau der Phosphatvorkommen fort.

Zweiter Weltkrieg
Japanische Truppen besetzten Nauru von August 1942 bis September 1945. Während dieser Zeit wurden 1.200 Nauruer auf die ebenfalls von Japan besetzten Chuuk-Inseln deportiert, um dort als Zwangsarbeiter zu arbeiten.

Zurückerobern
Nauru war Ziel zahlreicher Bombenangriffe der Amerikaner, bis die Insel nach der japanischen Kapitulation schließlich von den australischen Streitkräften zurückerobert wurde.

Nachkriegszeit
Nach dem Krieg übernahmen das Vereinigte Königreich, Australien und Neuseeland erneut gemeinsam die Verwaltung der Insel. Auf dem Bild sind Inselbewohner mit einem zahmen Fregattvogel zu sehen, der zum Fischfang genutzt wurde.

Wiederaufnahme des Bergbaus
Ende der 1940er Jahre wurde der Phosphatabbau wieder aufgenommen. Die Einnahmen aus dem Betrieb waren beträchtlich, doch kaum etwas davon kam der nauruischen Bevölkerung zugute.

Geteilter Profit
Im Jahr 1960 verhandelte der spätere Präsident Hammer DeRoburt erfolgreich einen höheren Anteil der Gewinne aus den Phosphaterträgen für die Nauruer.

Unabhängigkeit
Nauru erlangte im Januar 1966 Selbstverwaltung und wurde 1968 vollständig unabhängig. Die Bevölkerung übernahm die Kontrolle über die Phosphatminen, deren Einnahmen die Wirtschaft der jungen Republik erheblich stärkten.

Kein Phosphat mehr
Nach fast einem Jahrhundert intensiven Phosphatabbaus waren die Vorkommen Ende der 1990er Jahre nahezu erschöpft.

Zerstörte Umwelt
Durch den jahrzehntelangen Abbau wurde das Inselinnere zu einer kargen Landschaft aus zerklüfteten Kalksteinspitzen. Heute sind rund 80 % von Nauru praktisch unbewohnbar.

Eine große Wende
Die Nauruer, einst die zweitwohlhabendste Bevölkerung der Welt, leben heute in relativer Armut, konzentriert entlang der Küsten der Insel.

Der Meeresspiegel steigt schneller
Der Ozean hat sich schon vor langer Zeit den verlassenen Phosphathafen der Insel einverleibt, und laut einem Bericht der Weltbank steigt der Meeresspiegel hier schneller als durchschnittlich.

Flüchtlingslager
Als die Phosphatvorkommen erschöpft waren, begann Nauru nach neuen Einnahmequellen zu suchen. Es wurde ein Flüchtlingslager errichtet für Menschen, die versuchten, sich in Australien niederzulassen.

Flüchtlingskrise
Von 2001 bis 2007 war das Lager auf Nauru eine wichtige Einnahmequelle für die Insel. Doch nachdem es Berichte über Todesfälle unter den Insassen und landesweite Proteste in australischen Städten gab, wurde das Programm deutlich zurückgefahren.

Klima und Ökologie
Aufgrund seiner Nähe zum Äquator und zum Ozean herrscht auf Nauru das ganze Jahr über ein heißes und sehr feuchtes Klima.

Begrenzte natürliche Ressourcen
Es gibt weder Bäche noch Flüsse, und auch die Süßwasserlagune Buada (das größte Gewässer der Insel) hat weder Zu- noch Abfluss.

Auswirkungen auf die Tierwelt
Die Tierwelt auf Nauru ist spärlich. Der Mangel an Vegetation ist eine direkte Folge des Phosphatabbaus. Viele einheimische Vogelarten sind verschwunden, und es gibt keine landlebenden Säugetiere, die ursprünglich auf der Insel vorkommen. Zum Glück ist die Artenvielfalt im Riff weiterhin groß.

Angebot der Staatsbürgerschaft
Die Idee, Ausländern die nauruische Staatsbürgerschaft anzubieten, wurde von Asterio Appi, dem Minister für Klimawandel und nationale Resilienz, im Rahmen des "Nauru Economic and Climate Resilience Citizenship Program" auf der UN-Klimakonferenz 2024 geäußert.

Soviel kostet ein goldenes Visum
Die 105.000 US-Dollar, zusammen mit Gebühren von 25.000 Dollar für den Antrag, 10.000 Dollar für die Hintergrundprüfung und 500 Dollar für den Reisepass, ergeben insgesamt 140.500 US-Dollar pro Antragsteller. Das ist immer noch deutlich günstiger als die beliebten goldenen Visa in europäischen Ländern.

Wie viel Reisefreiheit bietet der nauruische Pass?
Laut VisaIndex.com ermöglicht ein nauruischer Pass visafreien Zugang zu 87 Reisezielen, darunter das Vereinigte Königreich, Irland, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur. Damit belegt der Nauru-Pass Platz 62 im weltweiten Vergleich.

Kapitalbeschaffung
Wer einen nauruischen Pass erwirbt, trägt dazu bei, Kapital in das Programm für nachhaltige Entwicklung des Landes zu lenken. Daran erinnert Henley & Partners, die Investmentfirma, die von der Regierung Naurus mit der Ausarbeitung und Umsetzung des Programms beauftragt wurde.

Investition in die Zukunft des Planeten
"Wer sich für das Staatsbürgerschaftsprogramm Naurus entscheidet, sichert nicht nur die eigene Zukunft, sondern investiert in die Zukunft unseres Planeten", betont Asterio Appi.
Quellen: (USA Today) (The Weather Channel) (CNN) (Henley & Partners) (Euronews) (World Bank Group) (VisaIndex.com)
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