Das passiert mit Ihrem Körper während eines Marathons
Studie: Beim Marathon zehrt das Gehirn von eigenen Zellen

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Gesundheit Sport
Einen Marathon zu laufen – das sind 42,2 Kilometer – ist eine große Herausforderung für Körper und Geist. Diese extreme Anstrengung löst viele körperliche Reaktionen aus, zum Beispiel Muskelabbau, Flüssigkeitsverlust und starke Hormonveränderungen. Neue Forschungsergebnisse, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature Metabolism, zeigen sogar: Bei einem Marathon kann das Gehirn anfangen, eigene Zellen abzubauen, um Energie zu gewinnen.
Klicken Sie sich durch die Galerie um zu erfahren, was in Ihrem Körper bei einem Marathon wirklich passiert – und warum gute Vorbereitung und Erholung so wichtig sind.

Erschöpfung der Glykogenspeicher
Während eines Marathons nutzt Ihr Körper Glykogen (gespeicherten Zucker) als primäre Energiequelle. Beim Laufen leeren sich diese Glykogenspeicher. Sobald dies geschieht, beginnt Ihr Körper, Fett zur Energiegewinnung zu verbrennen.

"Vor die Wand laufen"
Fett ist jedoch weniger effizient als Glykogen – das führt zu einer langsameren Leistung und stärkerer Erschöpfung. Dieses Phänomen wird als "vor die Wand laufen" oder "der Mann mit dem Hammer" bezeichnet und ist typisch bei LangstreckenläuferInnen.

Muskelermüdung und Mikrorisse
Beim Marathonlauf werden die Muskeln wiederholt beansprucht und ermüden. Es bilden sich Mikrorisse in den Muskelfasern, die nach dem Rennen zu Muskelkater und Steifheit führen können.

Muskelheilung
Während manche Muskelschäden vorübergehend sind und der Anpassung dienen, kann übermäßige Belastung zu Überlastungsverletzungen wie Sehnenentzündungen oder Zerrungen führen. Die richtige Erholung und Dehnung nach dem Rennen sind entscheidend für die Muskelheilung.

Gelenkbelastung und Auswirkungen
Das wiederholte Aufprallen der Füße auf den Asphalt während eines Marathons kann die Gelenke, insbesondere Knie, Hüfte und Knöchel, stark belasten. Dies kann mit der Zeit zu Gelenkschmerzen, Entzündungen und erhöhter Abnutzung führen.

Gelenkgesundheit und Verletzungsprävention
Die Belastung kann auch bestehende Gelenkprobleme wie Arthritis verschlimmern. Das Tragen geeigneter Schuhe und Cross-Training mit gelenkschonenden Aktivitäten können dazu beitragen, das Risiko von Gelenkverletzungen beim Langstreckenlauf zu verringern.

Steigende Herzfrequenz
Beim Laufen schlägt das Herz schneller, damit der Körper genug Sauerstoff bekommt. Bei einem Marathon pumpt das Herz besonders viel Blut und die Blutgefäße weiten sich, um den Blutfluss zu erleichtern.

Vorübergehender Blutdruckanstieg
Mit der Zeit stärkt diese kontinuierliche Herz-Kreislauf-Aktivität den Herzmuskel und verbessert die Durchblutung. Nach längerer Anstrengung kann es jedoch bei manchen LäuferInnen aufgrund der Intensität der Aktivität zu einer erhöhten Herzfrequenz und einem vorübergehenden Anstieg des Blutdrucks kommen.

Probleme bei der Temperaturregelung
Während eines Marathons erzeugt der Körper durch die Überlastung der Muskeln Wärme. Um dem entgegenzuwirken, schwitzt der Körper, um sich abzukühlen. Durch das Schwitzen gehen jedoch Flüssigkeit und Elektrolyte verloren, was wenn nicht angemessen damit umgegangen wird, zu Dehydrierung führen kann.

Wichtig: Flüssigkeitszufuhr
Wenn Sie zu wenig trinken, kann das Ihre Leistung verschlechtern und zu starker Erschöpfung oder einem Hitzeschlag führen. Deshalb ist es wichtig, vor, während und nach dem Lauf genug zu trinken, damit der Körper nicht überhitzt.

Unterdrückung des Immunsystems
Nach einem Marathonlauf ist das Immunsystem des Körpers vorübergehend geschwächt. Intensives Training kann den Cortisolspiegel (ein Stresshormon) erhöhen, was die Fähigkeit des Körpers, Infektionen zu bekämpfen, verringert.

Die Bedeutung der Erholung
LäuferInnen sind in den Tagen nach dem Rennen anfälliger für Erkältungen oder andere Krankheiten. Deshalb ist die Erholung entscheidend. Richtige Ernährung, ausreichend Schlaf und Flüssigkeit sind wichtig, um das Immunsystem zu regenerieren und mögliche Infektionen abzuwehren.

Magen-Darm-Beschwerden
Marathonläufe können Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Krämpfe und Durchfall verursachen. Beim Laufen über lange Distanzen wird der Blutfluss vom Verdauungssystem in die Muskeln umgeleitet, was die Verdauung verlangsamt und Beschwerden verursacht.

Magenbelastung und richtige Ernährung
Die ruckartigen Bewegungen beim Laufen wirken sich auch auf den Magen aus. Falsche Ernährung vor einem Rennen oder unzureichende Energiezufuhr während des Rennens können diese Probleme verschlimmern. Es ist wichtig, den Darm auf die richtige Verarbeitung von Nahrung und Flüssigkeit zu trainieren.

Ungleichgewicht der Flüssigkeitszufuhr
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während eines Marathons ist wichtig, aber auch eine Herausforderung. Flüssigkeitsmangel kann zu Müdigkeit, Schwindel und Muskelkrämpfen führen. Zu viel Wasser ohne Elektrolyte kann zu Hyponatriämie führen, einem potenziell gefährlichen Zustand, bei dem der Natriumspiegel im Blut zu stark abfällt.

Alles dreht sich um Balance
Wichtig ist, dass Sie nicht zu viel und nicht zu wenig trinken. Wasser und Elektrolyte (wie Salz) sollten im Gleichgewicht bleiben – besonders bei Hitze oder hoher Luftfeuchtigkeit, weil Sie dann mehr Flüssigkeit verlieren.

Hormonelle Schwankungen
Ein Marathonlauf führt zu erheblichen hormonellen Veränderungen. Cortisol, Adrenalin und andere stressbedingte Hormone steigen an, um den Energieverbrauch und die Wachsamkeit zu unterstützen. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann jedoch zu Muskelabbau und einer Schwächung des Immunsystems führen.

Endorphinrausch und Erschöpfung nach dem Rennen
Endorphine, die natürlichen Schmerzmittel des Körpers, werden ausgeschüttet, um LäuferInnen zu helfen, den Schmerz zu überwinden. Nach dem Rennen kann es zu einem "Absturz" kommen, da sich der Hormonspiegel normalisiert, was zu Erschöpfung und vorübergehenden Stimmungsschwankungen führt.

Geistige Erschöpfung und Konzentration
Im weiteren Verlauf des Rennens macht sich geistige Erschöpfung breit. Der Körper ist zwar erschöpft, aber das Gehirn muss dafür sorgen, dass Sie konzentriert und motiviert bleiben, damit Sie weitermachen.

Motivation zum Weitermachen
Mentale Erschöpfung kann zu Form-, Konzentrations- und Tempoverlust führen. LäuferInnen verlassen sich oft auf mentale Strategien, wie das Setzen von Minizielen oder positive Selbstgespräche, um Momente mentaler Erschöpfung zu überwinden und auf die Ziellinie fokussiert zu bleiben.

Fußprobleme
Während eines Marathons sind Ihre Füße durch das ständige Stampfen auf dem Asphalt erheblichen Belastungen ausgesetzt. Dies kann zu Blasen, Schwielen und Wundscheuern führen. Die Reibung zwischen Schuhen und Haut, insbesondere an Zehen und Fersen, kann schmerzhafte Blasen verursachen, die Läufer ausbremsen.

Reizungen durch Bewegung
Darüber hinaus können bei LäuferInnen Hautreizungen durch Schweiß und Salzablagerungen auftreten. Gut sitzende Schuhe, feuchtigkeitsableitende Socken und Produkte gegen Hautreizungen können helfen, diese Probleme zu lindern.

Atemanforderungen
Beim Marathon braucht der Körper mehr Sauerstoff, was zu einer schnelleren Atmung führt. Die Lunge muss härter arbeiten, um die Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen. Manche LäuferInnen kommen dabei aus der Puste oder bekommen Seitenstechen.

Wenn die Kälte in die Lunge geht
Bei kälterem Wetter kann kalte Luft die Atemwege reizen und zu Unwohlsein oder Keuchen führen. Atemtechniken und Training in größeren Höhen können dazu beitragen, die Lungenkapazität und Ausdauer von LangstreckenläuferInnen zu verbessern.

Metabolische Azidose
Beim Langstreckenlauf produzieren die Muskeln Milchsäure als Nebenprodukt der anaeroben Energieproduktion, wenn die Glykogenspeicher niedrig sind. Diese Ansammlung von Milchsäure führt zu Muskelermüdung und Muskelkater.

Bekämpfung der Säureansammlung
Der Körper bekämpft die Ansammlung von Säure, indem er sie ausgleicht. Nach einem Marathon können Läufer trotzdem Muskelkater und Steifheit haben. Dehnen, Foam Rolling und viel Trinken helfen, die Schmerzen durch die Milchsäure zu verringern.

Neuromuskuläre Koordination
Das Laufen langer Strecken kann Ihre neuromuskuläre Koordination beeinträchtigen, da Ermüdungserscheinungen auftreten. Die Fähigkeit des Körpers, Bewegungen effizient zu kontrollieren, kann nachlassen, was zu einer Veränderung des Gangbilds und einem erhöhten Verletzungsrisiko führt.

Motorische Kontrolle
Wenn Läufer erschöpft sind, fällt es dem Gehirn und den Nerven oft schwer, die Bewegungen richtig zu steuern. Das führt zu schlechterer Technik und weniger Effizienz. Mit gutem Training können LäuferInnen ihre Ausdauer verbessern und ihre Koordination im Rennen besser halten.

Energienutzung des Gehirns
Wenn während eines Marathons der Glykogenspeicher zur Neige geht, kann das Gehirn beginnen, sein eigenes Myelin (eine fetthaltige Substanz, die die Nervenfasern isoliert) zur Energiegewinnung zu verbrennen, wie eine Studie der Zeitschrift Nature Metabolism aus dem Jahr 2025 nahelegt. Dadurch kann die Nervenisolierung unter Stress beeinträchtigt werden.

Das Gehirn frisst sich selbst
Dieser als "zerebraler Kannibalismus" bekannte Prozess ist eine Reaktion auf extremen Stoffwechselstress. Er kann zwar vorübergehende Veränderungen der Gehirnfunktion verursachen, diese Effekte sind jedoch bei entsprechender Erholung reversibel. Dieses Phänomen unterstreicht die außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit des Gehirns bei extremen Ausdauerbelastungen.
Quellen: (Nature Metabolism) (Live Science) (Everyday Health) (Runner's World)
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