Haben Sie schon jemals bemerkt, wie ein bestimmter Geruch einen sofort in die Vergangenheit zurückversetzen kann – vielleicht ein Sommernachmittag oder die Weihnachtszeit? Und wie sich herausstellt, sind dies nicht nur nostalgische Reize, sondern zeigen, wie eng unser Geruchssinn mit dem Gedächtnis und der Hirnfunktion verknüpft ist.
Nun hat die Forschung eine verblüffende Verbindung zwischen dem besonderen Aroma von Menthol, unserem Geruchssinn und Alzheimer aufgedeckt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bedeutende Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit im Alter haben könnte, wenn wir uns um diesen häufig vergessenen Sinn kümmern.
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Wir sind uns seit Langem der wichtigen Rolle unseres Geruchsinns bewusst, um uns in der Welt zurechtzufinden. Ähnlich wie andere Säugetiere verlassen auch wir uns auf unseren Geruchssinn, um unsere Umgebung einzuschätzen. So können wir zum Beispiel feststellen, ob Lebensmittel verzehrbar sind.
Unser Geruchssinn hilft uns maßgeblich, mögliche Gefahren zu erkennen, wie zum Beispiel Rauch. Wenn wir diese Bedrohungen wahrnehmen, macht uns unser limbisches System sofort auf die Gefahr aufmerksam.
Dr. Brett Osborn, Neurochirurg am St. Mary's Medical Center in West Palm Beach in den USA erklärt, dass unser Geruchssinn direkt mit dem limbischen System verbunden ist, dem Teil des Gehirns, der unsere Gefühle und Instinkte kontrolliert. Das erklärt, warum wir bei wahrgenommenen Bedrohungen wie Chemikaliengeruch einen Fluchtinstinkt verspüren.
Dr. Osborn betont, dass besonders diese starke Verbindung zwischen dem limbischen System und dem Geruchssinn erklärt, warum Gerüche so stark mit Erinnerungen verbunden sind. Er erklärt: "Gerüche stimulieren häufig Erinnerungen."
Oder wie lebhafte Erinnerungen vom Geruch eines bekannten Parfüms ausgelöst werden können, die die Zeit zu einem geliebten Menschen zurückdrehen, oder der Duft eines Gerichts, der sofort geschätzte Momente mit der Familie wieder aufbringt.
Riechen aktiviert das komplexe Riechnetz des Gehirns. Wenn wir also beispielsweise den Duft einer Rose einatmen, dann nehmen die Rezeptoren in der Nase die verschiedenen Moleküle auf, die den Duft ausmachen.
Diese Information wird an verschiedene Regionen im Gehirn gesendet, darunter der Riechkolben, der olfaktorische Cortex, der Hippocampus, der Thalamus und der orbitofrontale Cortex, die alle dazu beitragen, den Geruch zu verarbeiten.
In der Riechbahn beherbergt jede Nasenhöhle besondere Zellen, die unterschiedliche Gerüche erkennen können. Wenn diese von Geruchsmolekülen gereizt werden, werden Nervensignale ans Gehirn gesendet, wo die Gerüche analysiert und mit Gefühlen und Erinnerungen verbunden werden.
Um zum Beispiel den Geruch einer Rose zu erkennen, sind wir auf unser Gedächtnis der einzigartigen Mischung von Geruchsmolekülen von vergangenen Begegnungen angewiesen.
Da der Geruchssinn so eng mit der Gehirnfunktion verbunden ist, wird er seit Jahren untersucht. Die Forschenden haben herausgefunden, dass unser Geruchssinn, genau wie das Sehen und Hören, mit dem Alter tendenziell abnimmt, was häufig mit einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten einhergeht.
Mit dem Alter bemerken viele Menschen eine Abnahme ihres Geruchssinns. Ältere Menschen haben womöglich Schwierigkeiten, zwischen verschiedenen Gerüchen zu unterscheiden und verlieren in manchen Fällen sogar vollständig den Geruchssinn.
Wenn keine klare medizinische Ursache gefunden werden kann, kann ein geschwächter Geruchssinn ein frühes Warnzeichen für einen Rückgang der kognitiven Funktion sein. Studien zeigen, dass ältere Menschen, die Schwierigkeiten haben, bekannte Gerüche zu erkennen, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben, in den nächsten fünf Jahren eine Demenz zu entwickeln, als diejenigen, deren Geruchssinn richtig funktioniert.
Schwierigkeiten, Gerüche zu erkennen, treten auch häufig bei Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer auf.
Auf Grundlage der Verbindung zwischen Geruch und Hirnfunktion zeigte eine aktuelle Studie von Forschenden der Universität von Navarra in Spanien, dass ein bestimmter Geruch helfen könnte, die Abnahme der kognitiven Funktion bei Alzheimer zu verlangsamen.
Die Forschenden stellten fest, dass sich die kognitiven Fähigkeiten bei Mäusen mit Alzheimer verbessern, wenn sie Menthol einatmen. Das Team der Studie ist der Meinung, dass dieses Ergebnis das Potenzial für den Einsatz bestimmter Gerüche als therapeutische Maßnahme bei Alzheimer aufzeigt.
Vorherige Studien zeigten, dass das Einatmen von Menthol die Immunreaktion bei Mäusen stärkt. Nun haben die WissenschaftlerInnen gezeigt, dass Menthol auch die kognitive Funktion bei den Tieren fördern kann, was in einer Reihe von Labortests bestätigt wurde.
Bei Mäusen mit Alzheimer konnte eine sechsmonatige Behandlung mit Menthol den Rückgang der kognitiven Fähigkeiten und des Gedächtnisses aufhalten. Außerdem deutet die Studie darauf hin, dass Menthol den Spiegel des entzündlichen Proteins Interleukin-1-Beta im Gehirn normalisiert.
IL-1β ist ein Protein, das eine wichtige Rolle für die Entzündungsreaktion des Körpers spielt. Entzündungen sind zwar natürliche Verteidigungsmechanismen, aber übermäßige Entzündungen können schädlich sein.
Mit dem Alter tritt ein Ungleichgewicht ein durch eine Überproduktion von entzündungsfördernden Molekülen und einer Abnahme von entzündungshemmenden. Diese chronische Entzündung kann verschiedene Systeme wie das Herz-Kreislauf-, das Nerven- und das Verdauungssystem schädigen, was den Alterungsprozess beschleunigt.
Das erklärt, warum die Forschenden hoffnungsvoll über das Potenzial von Menthol sind. Der chemische Stoff hat sich als wirkungsvoll für die Linderung von Entzündungen, zur Unterstützung des Immunsystems und der Stimulation der Wege im Gehirn herausgestellt, was einen vielversprechenden Ansatz für die Behandlung des Rückgangs der kognitiven Funktion bietet.
Neben dem Menthol-Ansatz beobachteten die Forschenden ähnliche Effekte, indem sie die Zahl der T-regulatorischen Zellen (Treg), die normalerweise die Immunaktivität unterdrücken, künstlich reduzierten.
Sowohl der Menthol-Ansatz als auch die Reduzierung der Treg-Zellen senkten die IL-1β-Spiegel, ein Protein, das mit dem kognitiven Abbau in Verbindung gebracht wird, erklärte die Neurowissenschaftlerin Ana García-Osta vom Zentrum für angewandte medizinische Forschung (CIMA) in Spanien.
Die Forscher fanden heraus, dass die kognitiven Verbesserungen nicht auf Mäuse mit Alzheimer beschränkt waren. Die Blockierung dieses Proteins mit einem Medikament, das bei einigen Autoimmunkrankheiten eingesetzt wird, verbesserte auch die kognitiven Funktionen bei gesunden Mäusen.
Da Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Schizophrenie mit Störungen des Geruchssinns in Verbindung gebracht werden, ist diese Studie ein "entscheidender Schritt, um zu verstehen, wie das Immunsystem, das zentrale Nervensystem und unser Geruchssinn miteinander verbunden sind", so die Immunologin Noelia Casares vom CIMA.
"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gerüche und Immunmodulatoren eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Alzheimer und anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems spielen könnten", betonte Casares.
Auch wenn diese neue Forschung vielversprechende Ergebnisse zeigt, betonen die AutorInnen, dass sowohl bei Mäusen als auch am Menschen weitere Studien nötig sind.
Es gibt Hinweise darauf, dass ein Geruchstraining bereits positive Ergebnisse bringen kann. Dazu gehört das regelmäßige Riechen an einer Vielzahl starker Gerüche aus verschiedenen Kategorien, wie Blumen (Rose), Früchte (Zitrone), Kräuter (Eukalyptus) und Gewürze (Nelken).
Die Teilnehmenden können aufgefordert werden, diese Gerüche zu identifizieren, zu erkennen oder sich einfach darauf zu konzentrieren. Die Trainingseinheiten sollten täglich über mehrere Monate durchgeführt werden, wobei bei älteren Menschen mindestens drei Monate empfohlen werden.
Eine kürzlich durchgeführte Studie über Geruchstraining bei älteren Menschen hat ergeben, dass es nicht nur die Fähigkeit zur Geruchserkennung verbessert, sondern auch andere kognitive Fähigkeiten fördert. So zeigten diejenigen, die ein Geruchstraining absolvierten, im Vergleich zur Kontrollgruppe, die Sudoku-Übungen machte, eine bessere sprachliche Ausdrucksfähigkeit, z. B. beim Benennen von Wörtern, die mit einer Kategorie verbunden sind.
Quellen: (ScienceAlert) (The Conversation) (Medical News Today) (Incite Health)
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Könnte dies der Schlüssel zum Schutz unseres Gehirns sein?
Gesundheit Alzheimer
Haben Sie schon jemals bemerkt, wie ein bestimmter Geruch einen sofort in die Vergangenheit zurückversetzen kann – vielleicht ein Sommernachmittag oder die Weihnachtszeit? Und wie sich herausstellt, sind dies nicht nur nostalgische Reize, sondern zeigen, wie eng unser Geruchssinn mit dem Gedächtnis und der Hirnfunktion verknüpft ist.
Nun hat die Forschung eine verblüffende Verbindung zwischen dem besonderen Aroma von Menthol, unserem Geruchssinn und Alzheimer aufgedeckt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bedeutende Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit im Alter haben könnte, wenn wir uns um diesen häufig vergessenen Sinn kümmern.
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