Der Disaster Response Emergency Fund der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) hat zum ersten Mal eine Versicherungsauszahlung für eine Naturkatastrophe geleistet. Dieser historische Schritt eröffnet neue Möglichkeiten zur Nutzung innovativer Finanzierungsmodelle, um die Folgen von Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verstärkt werden, besser zu bewältigen. Doch welche Auswirkungen könnte dies auf die Zukunft der humanitären Hilfe haben? Und welche Rolle könnte die Privatwirtschaft bei der Bewältigung solcher Krisen übernehmen?

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Zum ersten Mal hat der Disaster Response Emergency Fund der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) eine Versicherungsauszahlung veranlasst, um rasche Hilfe nach einer Naturkatastrophe zu ermöglichen.

Die Untergeneralsekretärin der IFRC für Globale Beziehungen und Humanitäre Diplomatie, Nena Stoiljkovic sagte: "Das Ausmaß des Bedarfs aufgrund der Katastrophen 2024 ist ernüchternd. Aber, dass die Versicherung bei der Belastung hilft, ist eine gute Nachricht und beweist, dass es innovative finanzielle Lösungen gibt, die wir in den kommenden Jahren mehren wollen."

Die IFRC-Versicherungspolice, die in Zusammenarbeit mit dem Versicherungsbroker Aon entwickelt wurde, ist die erste ihrer Art im humanitären Bereich. Nach dem verheerenden Taifun Yagi, der im September 2024 Südostasien traf, wurden über 37 Millionen US-Dollar für Katastrophenhilfe ausgezahlt

Der Taifun Yagi war einer der stärksten Stürme aller Zeiten in Vietnam und wirkte sich auch auf die Philippinen, Thailand, Laos und China aus.

Yagi forderte Hunderte Todesopfer, hinterließ sechs Millionen Menschen ohne Strom, brachte riesige Schäden in Landwirtschaft und Infrastruktur und sorgte für große wirtschaftliche Einbußen.

Allein in Vietnam beliefen sich die Schäden auf über 3,3 Milliarden US-Dollar, einschließlich der erheblichen Zerstörung von Industriegebieten, die das BIP des Landes erwirtschaften.

Für Länder wie Vietnam, die auf ihren Produktionssektor angewiesen sind, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, sind die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie Yagi verheerend.

Vietnam ist ähnlich wie die betroffenen Nachbarländer auf die Großzügigkeit reicherer Länder und den Eingriff von internationalen Organisationen angewiesen, um mit dem Wiederaufbau zu beginnen.

Die USA allein trugen 1 Mio. US-Dollar bei, während die Europäische Union 650.000 € bereitstellte. Diese Gelder waren hauptsächlich auf die humanitäre Soforthilfe ausgerichtet. Dies sind zwar bedeutende Beträge, bei Schäden von über 3,3 Milliarden US-Dollar jedoch ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die IFRC-Finanzierung wird ausgelöst, um Hilfsfonds in Regionen zu schützen, die immer wieder von intensiven und häufigen Klimakatastrophen betroffen sind.

Die Ausstellung von Finanzierungslösungen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels war eines der Hauptthemen, das bei der Weltklimakonferenz 2024 besprochen wurde.

Eine der bei der Weltklimakonferenz vorgestellten Lösungsansätze war, dass die wohlhabendsten Länder, die gleichzeitig die Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen sind, in einen Fonds einzahlen. Dieser Fonds soll dann den ärmeren Ländern zugutekommen, die besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.

Ärmere Länder, die am meisten von den Zerstörungen des Klimawandels betroffen sind, haben nicht die Mittel, um Klimakatastrophen abzumildern und Wiederaufbau zu leisten.

Bei der Weltklimakonferenz 2024 wurde berechnet, dass über eine Billion US-Dollar nötig wäre, größtenteils aus privaten Finanzierungsmöglichkeiten.

Obwohl auf der Weltklimakonferenz keine endgültige Einigung erzielt werden konnte – zumal die Präsidenten der USA und Chinas die Veranstaltung ignorierten und stattdessen Vertreter entsandten – ist eines klar: Finanzielle Modelle werden in Zukunft eine zentrale Rolle dabei spielen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken.

Wie funktioniert die IFRC-Versicherung also? Wenn die Auszahlungen für Naturkatastrophen einen festgelegten Schwellenwert überschreiten, wird eine Zahlung in Millionenhöhe ausgelöst.

Jedes Jahr wird ein Selbstbehalt festgelegt. Sobald dieser überschritten wird, deckt die Versicherungsauszahlung die weiteren Kosten bis zu einem festgelegten Höchstbetrag.

Dieses System wurde 2023 entwickelt, jedoch überschritt die IFRC nicht den Schwellenwert für die Selbstbeteiligung, um von der Versicherungszahlung zu profitieren.

Der Taifun Yagi brachte 2024 das Fass zum Überlaufen und überschritt den Selbstbeteiligungsbetrag, sodass zum ersten Mal in der Geschichte Versicherungsgelder ausgezahlt wurden.

Nach Yagi folgten Überflutungen in Bechar in Algerien, die zur Vertreibung von Tausenden Familien führten. Die Hilfsmaßnahmen der IFRC wurden durch Versicherungen finanziert.

Aon-Präsident Eric Andersen erklärte, dass dieses Modell durch ein innovatives Risikomanagementprogramm ermöglicht wurde, das von der IFRC initiiert, von Aon vermittelt und durch internationale Spender finanziert wurde.

Ähnlich wie bei der Versicherung von Hausbesitzern handelt es sich bei dieser Versicherung nicht um zusätzliches Geld auf einem separaten Konto, sondern vielmehr um eine Folge von schwerwiegenden finanziellen Verlusten, bei denen die Versicherung eingesetzt wird, um einen vollständigen Zusammenbruch abzumildern.

Die Nutzung kommerzieller Versicherungen zur Deckung der Kosten von humanitären Katastrophen zeigt, welche Rolle die Privatwirtschaft bei der Unterstützung von gefährdeten Gruppen in Zeiten der Not spielen kann.

Die IFRC hofft, die Abdeckung von Katastrophen auf Krisen wie Epidemien auszuweiten. Die Organisation hofft, dass die Spender noch mehr zur Finanzierung ermutigt werden, da ihr Beitrag unter diesem Dach durch den Privatsektor erweitert wird.

Da die Krisen eher zu- als abnehmen, stellt die Unvorhersehbarkeit von Katastrophen eine ernsthafte Herausforderung für diese Art von Finanzierungssystemen dar.

Das bedeutet, dass es eine Zeit ohne Katastrophen geben kann, die für die Versicherungsunternehmen ideal ist, da sie Prämien kassieren ohne Zahlungen leisten zu müssen. Aber auf diese ruhigen Zeiten können andauernde Katastrophen folgen, wodurch die Versicherungsgesellschaften einem höheren Risiko ausgesetzt sind.

Ein konstanter Zufluss von Spenden sorgt für größere Stabilität und die IFRC hofft, die Spender mit diesem Modell zu ermutigen.

Organisationen wie die IFRC bieten Versicherungsunternehmen einen Eindruck von geringerem Risiko, da sie klar verstehen, wie die Organisation arbeitet und wofür sie Geld ausgeben. Die IFRC hat einen guten internationalen Ruf und verlässliche Aufzeichnungen über jahrzehntelange Ausgaben.

Diese Strategie beschränkt sich nicht nur auf Organisationen wie die IFRC, sondern auch Staaten beginnen sich dafür zu interessieren. Die britische Regierung gab an, dass in der Zukunft private Versicherungen eine zentrale Rolle in ihrer Strategie für internationale Entwicklung spielen sollen.

Quellen: (IFRC) (Reuters) (Global Reinsurance) (World Economic Forum)