Beatlemania und mehr: London in den Swinging Sixties
Die Stimmung in der englischen Hauptstadt in den 1960ern
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LIFESTYLE England
Die Swinging Sixties hatten in Großbritannien Mitte bis Ende der 1960er ihren Höhepunkt. Swinging London war das Epizentrum dieser aufregenden Ära, die Modernität und spaßorientierten Hedonismus betonte und die Musik, Mode, Fotografie, Filme und Jugendkultur veränderte. Aber im London der 1960er ging es dabei nicht immer nur friedlich zu. Die Hauptstadt sah sich auch Kriminalität, politischen Unruhen und Anti-Establishment-Revolten gegenüber.
Klicken Sie sich durch die folgende Galerie und werfen Sie einen nostalgischen Blick auf das Swinging London der '60er.
Carnaby Street
Die Carnaby Street im Londoner Stadtteil Soho, eines der Epizentren der Swinging Sixties, wurde ursprünglich 1685 angelegt und nach dem nahe gelegenen Karnaby House benannt, das mit einem K geschrieben wird. Der erste Musikclub, ein Jazzclub, eröffnete 1934 auf der Straße; die erste Modeboutique wurde 1957 eröffnet.
Boutiquen auf der Carnaby Street
Lady Jane war die erste Damenmode-Boutique, die im April 1966 in der Carnaby Street eröffnete. Als Werbegag zogen sich drei Tage lang Models in den Schaufenstern um, was große Menschenmassen anzog. Zu den anderen bekannten Modeboutiquen der Carnaby Street gehörten Domino Male und Tre Camp, die beide hier im Jahr 1968 abgebildet sind, sowie die Boutique mit dem herrlichen Namen "I Was Kitchener's Valet".
Das "It-Paar"
Paul McCartney und die Schauspielerin Jane Asher, fotografiert auf den Straßen im Londoner West End. Von allen Beatles war McCartney derjenige, der die Promi-Kultur mit offenen Armen begrüßte. Asher war unterdessen eine Schlüsselfigur der britischen Unterhaltungs- und Kunstkultur der 1960er.
David Bailey
Der berühmte Mode- und Celebrity-Fotograf David Bailey zu Füßen des deutschen Models Veruschka. Bailey fotografierte in den 1960er jeden, der Rang und Namen hatte. David Hemmings' Figur in Michelangelo Antonionis "Blow Up" (1966) basiert auf dem in London geborenen Fotografen.
Die Hüte
Swinging London galt als eines der großen Modezentren der Welt. Hier reihen sich Models mit Baskenmützen auf, als Christian Dior im September 1966 im Londoner West End die neueste Kollektion enthüllt.
Sassoon schneidet Quant die Haare
Die britische Modedesignerin Mary Quant Mitte der 1960er Jahre, während Vidal Sassoon ihrer neuen Frisur den letzten Schliff verpasst. Quant wird das Verdienst zugeschrieben, den Minirock und später, Anfang der 1970er Jahre, die Hotpants entworfen zu haben. Sassoon wurde unterdessen dafür bekannt, dass er eine einfache, eng geschnittene, geometrische Frisur namens Bob-Cut wieder populär machte, ein Look, der damals von Mia Farrow und vielen anderen internationalen Berühmtheiten getragen wurde.
Twiggy
Twiggy ist wohl das berühmteste Model der Swinging Sixties. Bekannt für ihre dünne Statur (daher ihr Spitzname) und ihr androgynes Aussehen, war Twiggy eines der ersten Models, die einen Minirock trugen, eine der bestimmenden Moden der 1960er Jahre. Sie ist hier 1966 auf einer verlassenen King's Road abgebildet, wo Quant ihre Boutique hatte.
Jean Shrimpton
Jean Shrimpton ist eine Ikone des Swinging London und gilt als eines der ersten Supermodels der Welt. In den 1960er Jahren zierte Jean Shrimpton zahlreiche Zeitschriften, darunter Vogue, Harper's Bazaar und Vanity Fair. Ihre Karriere begann durch ihre Arbeit mit dem Fotografen David Bailey. Im Jahr 2012 ernannte Time sie zu einer der 100 einflussreichsten Mode-Ikonen aller Zeiten.
Ossie Clark (1942–1996)
Ossie Clark (sitzend in der ersten Reihe links, zusammen mit anderen Modestudenten des Royal College of Art im Abschlussjahr 1965) war eine weitere wichtige Figur in der Modeszene im London der Swinging Sixties. Seine Arbeit beeinflusste viele andere Designer, darunter Yves Saint Laurent und Tom Ford.
Best Sellar
Ein neuartiges Werbebild für die Eröffnung der Modeboutique Tom Cat in der Carnaby Street im Jahr 1966. Kinna der Gepard ist mit dem Model Christine Spooner und dem Ladenbesitzer Irvine Sellar zu sehen. In den 1990er Jahren erwarb die Sellar Property Group ein Grundstück in London, aus dem schließlich The Shard, heute einer der bekanntesten Wolkenkratzer Europas, entstehen sollte.
Tom Jones
Der walisische Sänger Tom Jones besuchte regelmäßig die Tom-Cat-Boutique, eine von mehreren namhaften Berühmtheiten der damaligen Zeit, die sich in der Carnaby Street ankleiden ließen.
Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
Die Veröffentlichung des Albums "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Beatles am 26. Mai 1967 war ein entscheidender Moment in der Popkultur der 1960er Jahre und läutete den Sommer der Liebe ein. Die Veröffentlichungsparty (im Bild) für das Album fand in der Wohnung von Manager Brian Epstein in der Chapel Street im Zentrum Londons statt.
The Rolling Stones
Am 15. April 1966 veröffentlichten die Rolling Stones "Aftermath". Das Album war ihr erstes, das ausschließlich aus Eigenkompositionen bestand, und markierte einen künstlerischen Durchbruch für die Band. Es handelte von psychodramatischen Themen wie Liebe, Lust, Begierde, Macht und Dominanz, Hass, Besessenheit, moderne Gesellschaft und den Ruhm eines Rockstars.
England gewinnt die Weltmeisterschaft in Wembley
Am 30. Juli 1966 traf England im Finale der FIFA Fußballweltmeisterschaft 1966 in Wembley auf Westdeutschland. England gewann nach Verlängerung mit 4:2 und holte sich damit die Jules-Rimet-Trophäe. Es war die erste – und bis heute einzige – Begegnung, bei der England die Weltmeisterschaft ausrichtete oder gewann.
The Establishment
Das London der frühen 1960er Jahre wurde mit der Eröffnung des Clubs "The Establishment" im Jahr 1961 zur Heimat der Satire. Gegründet wurde er von dem Komiker Peter Cook und dem Schriftsteller und Politiker Nicholas Luard, die beide auch in der Geschichte der Zeitschrift "Private Eye", einem vierzehntägig erscheinenden britischen Nachrichtenmagazin für Satire und Zeitgeschehen, das noch heute erscheint, eine wichtige Rolle spielten. Der Club selbst wurde 1964 geschlossen.
Anti-Atomkraft-Bewegung
Neben Musik und Mode wurden die Swinging Sixties auch durch den politischen Aktivismus der Anti-Atomkraft-Bewegung geprägt. Tatsächlich war die Bewegung seit den 1950er Jahren aktiv, als die Protestmärsche in Aldermaston begannen. In den frühen '60er-Jahren sah man in London häufiger Szenen wie diese. Hier sitzt der 88-jährige Philosoph Bertrand Russell (1872–1970), eine der führenden Stimmen in Großbritannien für die Abschaffung der Atomwaffen, mit anderen Demonstranten vor dem Verteidigungsministerium in Whitehall auf dem Bürgersteig.
Jaguar E-Type
Der klassische Jaguar E-Type Sportwagen war eine britische Ikone der 1960er. Wenn man in Soho oder der King's Road mit einem dieser schnittigen Fahrzeuge anhielt, galt dies nicht nur als modisches Statement, sondern auch als "Look, I've made it!"-Erklärung des Erfolgs. Abgebildet ist ein Jaguar E-Type 4.2 Coupé aus dem Jahr 1968.
Filmstars
In "Charlie staubt Millionen ab" spielte Michael Caine die Hauptrolle. Der Schauspieler war voher auch schon in "Alfie" (1966) aufgetreten, hier mit Co-Star Shelley Winters in einer Szene, die in der Nähe der Tower Bridge gedreht wurde. Caine repräsentierte eine neue Generation von Arbeiterschauspielern, die im Londoner East End geboren und aufgewachsen waren und es schafften, soziale und kulturelle Barrieren zu überwinden, um die schwindelerregenden Höhen Hollywoods zu erreichen.
"Mit Schirm, Charme und Melone"
Nur wenige britische Fernsehsendungen beschworen die exzentrischen '60er-Jahre besser als "Mit Schirm, Charme und Melone". Die Episoden zeigten Patrick Macnee als den Bowler tragenden, Regenschirm schwingenden John Steed zusammen mit, in verschiedenen Rollen, Honor Blackman als Cathy Gale, Diana Rigg als Emma Peel (im Bild) und Linda Thorson als Tara King. Während Steed eine konservative, etablierte Figur abgab, waren seine Assistenten intelligent, stilvoll und durchsetzungsfähig.
Winston Churchills Beerdigung
London mag zwar in voller Swing-Stimmung gewesen sein, aber die Hauptstadt, ja das ganze Land, kam am 30. Januar 1965 zum Stillstand, als Winston Churchills Trauerzug langsam von der Westminster Hall zur St. Paul's Cathedral zog.
Bürgerunruhen
Und auch das Swinging London war nicht immun gegen die Welle von Protesten und Demonstrationen, die in den späten 1960er Jahren über Europa und Amerika hereinbrach. Im März 1968 musste die Polizei den Grosvenor Square absperren, als in der Nähe der US-Botschaft während einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg Unruhen ausbrachen. Von Frieden und Liebe konnte hier keine Rede sein!
Pop Art
In den Swinging Sixties erlebte London eine Blütezeit in Musik, Mode und Kunst. Der Popkünstler Peter Blake erlangte weltweiten Ruhm durch die Gestaltung der Hülle für das Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band". Unterdessen wurde David Hockney, hier 1967 abgebildet, gefeiert, weil er fast lebensgroße Porträts von Freunden, Liebhabern und Verwandten malte, bevor er in Amerika noch größeren Ruhm fand.
Robert Fraser (1937–1986)
Der als "Groovy Bob" bekannte Kunsthändler Robert Fraser war eine zentrale Figur in der Londoner Kulturszene Mitte bis Ende der 1960er. Er stand den Mitgliedern der Beatles und der Rolling Stones nahe und gründete 1962 die Robert Fraser Gallery in der Duke Street, wo er das Werk vieler wichtiger neuer britischer und amerikanischer Künstler ausstellte und förderte.
Harold Wilson (1916–1995)
Außerhalb Londons war der Begriff "Swinging Sixties" eine etwas irreführende Bezeichnung. Großbritanniens Premierminister während eines Großteils der 1960er-Jahre war der Labour-Politiker Harold Wilson. Im Jahr 1967 hielt er seine berüchtigte Abwertungsrede, in der er die Absicht seiner Regierung ankündigte, das Pfund gegenüber dem Dollar angesichts einer landesweiten Rezession abzuwerten. Während der Sendung versicherte er den Zuhörern, dass das "Pfund in Ihrer Tasche" seinen Wert nicht verloren habe. Aber harte Zeiten stünden bevor.
Kray Twins
Londons East End war in den 1960er Jahren die Domäne der Zwillinge Ronald und Reginald Kray, der Haupttäter des organisierten Verbrechens in der Gegend. Die Krays trafen sich mit Politikern und Entertainern und wurden sogar von David Bailey fotografiert. Beide 1969 wegen Mordes verurteilt, verbrachten die Zwillinge den Rest ihres Lebens hinter Gittern.
Einer der Eisenbahnräuber entkommt aus dem Gefängnis
Ronnie Biggs, einer der Beteiligten am Großen Eisenbahnraub von 1963, wurde nach seiner Flucht aus dem Wandsworth-Gefängnis im Südwesten Londons am 8. Juli 1965 noch berüchtigter. Biggs lebte 36 Jahre lang als Flüchtling, die meiste Zeit davon in Brasilien, bevor er sich 2001 den britischen Behörden stellte. Er starb im Jahr 2013.
Massenmigration
Von den 1950er bis in die 1960er Jahre gab es eine Massenmigration von Arbeitnehmern aus der gesamten englischsprachigen Karibik, insbesondere aus Jamaika, die sich in Großbritannien niederließen. Ihnen wird weithin nachgesagt, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der städtischen Wirtschaft Londons nach dem Krieg geleistet haben.
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Sexual Offences Act 1967
Mitte der 1960er Jahre wurde London auch Zeuge der sexuellen Revolution, die ihre Wurzeln in den USA hatte. Die so genannte permissive Gesellschaft stellte traditionelle Verhaltenskodizes in Bezug auf Sexualität und zwischenmenschliche Beziehungen in Frage. In Großbritannien wurde Homosexualität mit dem Sexual Offences Act 1967 entkriminalisiert.
Beatlemania und mehr: London in den Swinging Sixties
Die Swinging Sixties hatten in Großbritannien Mitte bis Ende der 1960er ihren Höhepunkt. Swinging London war das Epizentrum dieser aufregenden Ära, die Modernität und spaßorientierten Hedonismus betonte und die Musik, Mode, Fotografie, Filme und Jugendkultur veränderte. Aber im London der 1960er ging es dabei nicht immer nur friedlich zu. Die Hauptstadt sah sich auch Kriminalität, politischen Unruhen und Anti-Establishment-Revolten gegenüber.
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