Die Natur als Apotheke: Wie Tiere Pflanzen als Medizin nutzen

Eine Geschichte der tierischen Pflanzenmedizin

Die Natur als Apotheke: Wie Tiere Pflanzen als Medizin nutzen
Stars Insider

07/11/24 | StarsInsider

LIFESTYLE Natur

Studien zeigen, dass mehrere Menschenaffenarten nach Medizin suchen, um ihre Leiden zu heilen. Die ersten Beispiele für Tiere, die Pflanzen als Medizin einsetzen tauchen in Aristoteles' "Historia animalium" auf, eine Schrift aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Aristoteles beschrieb, dass Hunde Gras fressen, wenn sie sich krank fühlen. Obwohl dies für heutige Hundebesitzer, die ihre Tiere regelmäßig dabei beobachten, nichts Neues sein dürfte, ist dies dennoch eine interessante Reflexion darüber, wie Tiere Pflanzen als Medizin einsetzen.

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Zoopharmakognosie
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Zoopharmakognosie

Die Zoopharmakognosie beschreibt die Selbstmedikation von Tieren, um gefährlichen Krankheitserregern vorzubeugen oder sich davon zu heilen. Diese erfolgt durch die Einnahme oder den Kontakt mit Pflanzen oder anderen Stoffen mit medizinischen Eigenschaften.

Tierische Selbstmedikation
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Tierische Selbstmedikation

Der Begriff Zoopharmakognosie entstand 1987. Wissenschaftliche Untersuchungen, die den Einsatz bestimmter Pflanzen oder Insekten bei Tieren beobachteten, haben auch zur Entwicklung von menschlichen Medikamenten geführt.

Aristoteles' "Historia animalium"
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Aristoteles' "Historia animalium"

In "Historia animalium" beschreibt Aristoteles, dass Bären nach dem Winterschlaf als erstes Bärlauch fressen. Dieses Verhalten, zuerst die vitamin- und nährstoffreichen Blätter zu sich zu nehmen, zeugt von einem intuitiven Bedürfnis nach Gesundheit.

Bärlauch
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Bärlauch

Bärlauch hat auch für Menschen gesundheitsfördernde Eigenschaften und wird in der traditionellen europäischen und asiatischen Medizin eingesetzt. Studien haben gezeigt, dass die Pflanze voller Vitamine und Mineralien wie Eisen, Vitamin C und Magnesium steckt und reich an Antioxidantien und Flavonoiden ist.

Natürliches Antibiotikum
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Natürliches Antibiotikum

Bärlauch wird zur Behandlung von allerlei Leiden wie Erkältungen und Zahnschmerzen eingesetzt und hilft, den Blutdruck und Blutzucker zu senken. Er ist ein natürliches Antibiotikum und die antiviralen Eigenschaften fördern die Immunfunktion und schützen vor Entzündungen.

Plinius der Ältere
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Plinius der Ältere

Plinius der Ältere, ein Philosoph des antiken Rom, beschreibt die Beobachtung verletzter Rehe und anderer Tiere beim Fressen von wildem Oregano, um ihre Verletzungen zu heilen. Wilder Oregano ist ein natürlicher Entzündungshemmer und hat blutgerinnende Eigenschaften, die dabei helfen, Wunden zu schließen.

Aelianus
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Aelianus

Der römische Philosoph Claudius Aelianus beschreibt eine wichtige Beobachtung des Einsatzes von Oregano durch Vögel. Störche wurden dabei beobachtet, Oreganoblätter zu zerkleinern, eine Paste daraus zu machen und diese auf ihre Wunden aufzubringen.

Wilder Oregano
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Wilder Oregano

Auch Menschen haben wilden Oregano wegen seiner antiseptischen und antibakteriellen Eigenschaften eingenommen. Die alten Griechen nutzten Oreganoblätter, um Bauchschmerzen, Erkältungen und Muskelschmerzen zu behandeln. Zur Behandlung von Schlangenbissen wurden Oreganotees verabreicht. Es gibt außerdem geschichtliche Aufzeichnungen, die den Einsatz von Oregano zur Anregung der Schweißabsonderung und des Menstruationsflusses belegen.

Göttliches Wissen
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Göttliches Wissen

Die alten Ägypter hatten sich einen Großteil ihres medizinischen Wissens von dem Verhalten der Tiere abgeschaut. Sie glaubten, dass Tiere und andere Naturelemente göttliches Wissen hatten.

Ton
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Ton

Um Vergiftungen zu behandeln fressen Tiere wie Rinder und Papageien Ton. Auch die alten Ägypter machten das so und nahmen zur Behandlung von Parasiten und zur Entgiftung des Körpers regelmäßig Ton zu sich. Dieser wurde für äußerliche Leiden auch auf die Haut aufgetragen. In vielen Kulturen wird dies bis heute praktiziert.

Tierische Verhaltensweisen auf den Menschen anwenden
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Tierische Verhaltensweisen auf den Menschen anwenden

Es gibt eine Reihe von Beispielen, die zeigen, wie das intuitive Verhalten von Tieren zur Heilung ihrer Leiden die Entwicklung von Medizin und Behandlungsmethoden für Menschen beeinflusst hat. Durch die Beobachtung des Verhaltens der Tiere wurden die Menschen neugierig und wandten dieses Wissen auf sich selbst an.

Wissenschaftliche Versuche
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Wissenschaftliche Versuche

Wir können zwar nicht nachvollziehen, woher Tiere wissen, welche Hilfsmittel sie wählen sollten, aber es gibt interessante Überlegungen, die wissenschaftliche Tests von Pflanzen und anderen natürlichen Quellen fördern.

Entwicklung moderner Medizin
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Entwicklung moderner Medizin

Diese Beobachtungen beschränken sich nicht auf die antike Wissenschaft. Der Bereich der Zoopharmakognosie ist noch relativ jung und beeinflusst auch heute noch die Art und Weise, wie Menschen über die Anwendung sowohl der traditionellen als auch der modernen Medizin denken.

Beobachtungen 1987
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Beobachtungen 1987

1987 beobachtete ein Primatenforscher in Tansania eine Schimpansin, die Probleme beim Gehen hatte. Er stellte fest, dass sie an den Spitzen bestimmter Äste zu kauen begann und nur den Saft hinunterschluckte. Sie verbrachte manchmal Stunden damit.

Bekämpfung von Parasiten
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Bekämpfung von Parasiten

Die Wissenschaftler untersuchten Stuhlproben und entdeckten antiparasitäre Eigenschaften, was sie zu dem Schluss brachte, dass die Schimpansin große Mengen der Pflanze Vernonia amygdalina aufgenommen hatte. Die Pflanze gilt als wirkungsvolles Entwurmungsmittel und wurde von der Schimpansin wahrscheinlich zur Parasitenabwehr gefressen.

Verschiedenste Tiere betreiben Selbstmedikation
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Verschiedenste Tiere betreiben Selbstmedikation

Affen produzieren insektenabweisende Stoffe, indem sie giftige Tausendfüßler und Zitrusfrüchte zu sich nehmen. Ameisen legen Harz von bestimmten Bäumen in ihre Nester, um Krankheitserreger zu vermeiden. Unabhängig davon, wie groß oder klein sie sind, wurden Tiere aller Art bei der Selbstmedikation beobachtet.

Menschenaffen
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Menschenaffen

Mehrere Studien weisen insbesondere auf das Verhalten von Menschenaffen als klaren wissenschaftlichen Beweis für die Selbstmedikation bei Tieren hin. Insbesondere im Zusammenhang mit der Behandlung von Parasiten können Menschenaffen beim Kauen von bitterem Pflanzenmark beobachtet werden.

Instinktives Verhalten
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Instinktives Verhalten

Ähnlich wie bei dem Fall aus Tansania, wo ein Schimpansenweibchen, das sich mühsam fortbewegen musste, auf einer Pflanze kaute, um den Saft zu konsumieren, wurde bei Menschenaffen beobachtet, dass sie dies mit bitteren Markstücken als instinktives Verhalten zur Bekämpfung von Parasiten tun.

Bittere Blätter auch vom Menschen genutzt
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Bittere Blätter auch vom Menschen genutzt

Vernonia amygdalina oder auch Bitterblatt genannt, ist eine bitter schmeckende Pflanze, die zur Familie der Korbblütler gehört. Die Blätter werden von Menschen in verschiedenen Kulturen genutzt, gelten als Delikatesse und werden in Nigeria und Äthiopien sogar zum Bierbrauen verwendet.

Traditionelle Medizin
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Traditionelle Medizin

Auch in der traditionellen Medizin finden sie bei einer Vielzahl von Beschwerden Anwendung. Sie werden unter anderem als fiebersenkende Mittel, zur Behandlung von Malaria, Diabetes und einer Reihe von Magen-Darm-Problemen eingesetzt.

Den Saft aus der Pflanze entnehmen
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Den Saft aus der Pflanze entnehmen

Schimpansen entfernen die äußere Rinde und die Blätter und kauen auf der Rinde, um den Saft zu extrahieren, der sich darin befindet. Dies kann zwischen einigen Sekunden und mehreren Minuten dauern und findet hauptsächlich zwischen November und Januar statt.

Aufnahme von Erde
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Aufnahme von Erde

Mehrere Arten allesfressender Säugetiere, darunter Japanmakaken, afrikanische Elefanten und Berggorillas, wurden beim Verzehr von Erde, einschließlich Steinen, beobachtet. Man geht davon aus, dass die Tiere dies tun, um die Gesundheit ihres Darms zu erhalten, Spurenmineralien zu gewinnen und ihren Natriumbedarf zu decken.

Orang-Utan behandelt eine Wunde
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Orang-Utan behandelt eine Wunde

Im Mai 2024 waren Wissenschaftler schockiert, als sie beobachteten, wie ein Orang-Utan eine Wunde mit einer Pflanze behandelte. Der Orang-Utan hatte eine offene Wunde an seiner rechten Wange. Er wurde dabei beobachtet, wie er die Blätter einer Pflanze kaute, die in Südostasien von Menschen zur Schmerzbehandlung verwendet wird.

Verband
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Verband

Der Orang-Utan trug den Saft der Pflanze direkt auf die Verletzung auf und drückte dann die zerkauten Pflanzenblätter auf die Wunde, ähnlich wie bei einem Verband. Dies ist das erste Mal, dass ein Tier dabei beobachtet wurde, wie es diese Art der Behandlung an sich selbst durchführte.

Wo lernen Tiere dieses Verhalten?
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Wo lernen Tiere dieses Verhalten?

Ungefähr einen Monat später war die Wunde vollständig verheilt. Wo hat dieser Orang-Utan ein solches Verhalten gelernt? Woher wusste er, dass er diese spezielle Pflanze wählen musste? Dieses Geheimnis konnte die Wissenschaft bisher noch nicht entschlüsseln.

Lernprozess bei Tieren
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Lernprozess bei Tieren

Die Wissenschaft geht von einem Lernprozess aus, der Tiere dazu bringt, sich für Mittel zu entscheiden, die einen bestimmten Nutzen haben. Studien, die an Tieren mit und ohne bestimmte Krankheiten durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass sie nicht nach Heilpflanzen suchen, wenn sie nicht krank sind.

Tiere machen ihre eigenen Entdeckungen
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Tiere machen ihre eigenen Entdeckungen

Diese Enthüllung zeigt, dass Tiere ein medizinisches Verständnis haben. Studien zeigen, dass Tiere, wenn sie krank sind, nach Futter suchen, das sie normalerweise nicht zu sich nehmen, was sie wahrscheinlich dazu bringt, eigene Entdeckungen zu machen.

Kann Weidehaltung zur Heilung von Krankheiten beitragen?
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Kann Weidehaltung zur Heilung von Krankheiten beitragen?

WissenschaftlerInnen sind der Meinung, dass die Fähigkeit der Tiere zur Selbstmedikation dazu beitragen könnte, einige der Probleme von Medikamentenresistenzen zu lösen, die viele Tierärzte bei der Behandlung von Viehkrankheiten beschäftigen. Wenn die Tiere offen eine Vielzahl von Pflanzen abweiden könnten, können sie womöglich eine passende Heilpflanze erkennen.

Inspririerende Gedanken
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Inspririerende Gedanken

Es gibt zwar noch viel zu erforschen, was die Fähigkeit von Tieren zur Selbstmedikation angeht, und wie sich dies auf die Humanmedizin auswirken könnte, aber die antiken und modernen Forschungen regen weiterhin zu interessanten Überlegungen an.

Quellen: (AP News) (Kota College of Pharmacy) (PBS) (University of Iowa) (The New York Times) (Oxford Academic)

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