Die schockierende Geschichte der Menendez-Brüder
Netflix-Drama rückt berüchtigtes US-Verbrechen ins Rampenlicht
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LIFESTYLE Kriminalität
Eine umstrittene Netflix-Serie und neu aufgetauchte Beweise haben die Spekulationen angeheizt, dass zwei Brüder, die vor fast 30 Jahren wegen eines Doppelmordes verurteilt wurden, bald freikommen könnten. 1989 erschossen Erik und Lyle Menendez ihre Eltern in ihrem Haus in Los Angeles. Später wurden sie des Mordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt. Jetzt gibt es jedoch eine reale Chance, dass die Brüder neu verurteilt und letztlich auf Bewährung entlassen werden. Doch wie realistisch ist es, dass die beiden Männer bald in Freiheit leben werden? Und was genau passierte an jener schicksalhaften Nacht vor etwa 35 Jahren?
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"Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez"
Die aktuelle Netflix-Serie "Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez" erzählt die Geschichte zweier Brüder, die ihre Eltern töteten. Einer der echten Brüder, auf denen die Serie basiert, hat jedoch Kritik daran geäußert.
Fall aus dem wirklichen Leben
Die Serie erzählt den berüchtigten Fall der echten Brüder, die 1996 wegen Mordes an ihrer Mutter und ihrem Vater verurteilt wurden. Die Geschichte wurde jedoch von Erik Menendez als "Unehrlichkeit" bezeichnet.
Kritik
In einem Schreiben aus dem Gefängnis warf Erik Menendez der Show vor, dass sie "in schrecklichen und eklatanten Lügen wurzelt" und bezeichnete die Darstellungen von ihm und seinem Bruder als "abscheulich und entsetzlich".
Neue Gerichtsverhandlung
Im Anschluss an die erfolgreiche Netflix-Serie wurde für den 29. November 2024 eine neue Gerichtsverhandlung für Erik und Lyle Menendez angesetzt, mehr als 28 Jahre nachdem sie wegen Doppelmords verurteilt wurden. Die Anhörung soll die Aufmerksamkeit wieder auf einen der berüchtigtsten Mordfälle in der jüngeren Kriminalgeschichte der USA lenken.
Wer sind die Menendez-Brüder?
Erik und Lyle Menendez, hier in den späten 1980er Jahren abgebildet, sind in Kalifornien aufgewachsen. Ihre Eltern, José und seine Frau Mary "Kitty", waren von New Jersey nach Calabasas gezogen, nachdem José sich zunächst eine Führungsposition bei der Hertz Corporation und später bei RCA Records gesichert hatte.
Rebellion
Im Jahr 1988, als die Brüder in ihrer rebellischen Teenagerzeit waren, begannen sie, in ihrer Nachbarschaft mehrere Einbrüche zu begehen. Diese Probleme führten dazu, dass José Menendez beschloss, mit der Familie nach Beverly Hills zu ziehen. Obwohl beide Brüder keine besonderen schulischen Leistungen zeigten, war Erik ein talentierter Tennisspieler und schien eine Sportkarriere vor sich zu haben. Doch der Druck seines Vaters, in allem erfolgreich zu sein, belastete Erik stark.
Tatort
Das Menendez-Haus war eine Villa im Wert von mehr als einer Million Dollar, umgerechnet 917.000 Euro (das Haus ist hier in den 1990er-Jahren abgebildet, die Autos der neuen BesitzerInnen parkten in der Einfahrt). Am Abend des 20. August 1989 saßen José und Kitty im Wohnzimmer ihres vornehmen Anwesens vor dem Fernseher.
Doppelter Mord
Irgendwann am Abend betraten Lyle und Erik das Zimmer und erschossen ihre Eltern. Später in der Nacht wählte Lyle die Notrufnummer 911 und teilte der Vermittlung mit, dass jemand ihre Eltern getötet habe. Im Hintergrund hörte man Erik schluchzen.
Verhaftung
Die ErmittlerInnen prüften zunächst Lyles Vermutung, dass die Morde geschäftliche Hintergründe haben könnten, möglicherweise im Zusammenhang mit einer Bande. Doch in den Monaten nach den Morden gaben die Brüder etwa 700.000 US-Dollar (ca. 660.000 Euro) vom Vermögen ihres wohlhabenden Vaters aus – ein Verhalten, das man nicht von zwei jungen Männern erwarten würde, deren Eltern auf brutale Weise ermordet wurden. Als der Verdacht der Polizei stärker wurde, verhafteten sie Lyle am 8. März 1990, während Erik sich drei Tage später selbst stellte.
Erste Gerichtsauftritte
Die Menendez-Brüder wurden wegen zweifachen Mordes ersten Grades angeklagt. Sie traten zum ersten Mal im Rahmen einer Reihe von Vorverhandlungen vor Gericht auf. Vom ersten Tag an wurde das Verfahren live von "Court TV" übertragen.
Bundesweite Bekanntheit
Der Fall sorgte sofort im ganzen Land für Aufsehen. Er hatte alles, was eine Seifenoper zur besten Sendezeit spannend macht: eine reiche Familie, die durch einen Skandal zerstört wurde, ein schreckliches Verbrechen und im Mittelpunkt zwei attraktive, faszinierende junge Männer.
Die ersten Versuche
Die Prozesse gegen die Menendez-Brüder, die jeweils von zwei getrennten Geschworenen verhandelt wurden, begannen im Juli 1993. Im Gerichtssaal argumentierten die Staatsanwälte, dass die Brüder hinter ihrem Erbe her seien. Aber sowohl Lyle als auch Erick behaupteten, sie hätten ihre Eltern zur Selbstverteidigung erschossen.
Sensationelle Vorwürfe
Dann gaben beide Brüder in einer aufsehenerregenden Anschuldigung an, dass sie seit Jahren emotionaler und körperlicher Misshandlung durch ihren Vater ausgesetzt gewesen seien.
Grafische Details
Die schrecklichen Details schockierten die Nation, die gespannt vor den Fernsehern saß. Die genauen Beschreibungen des Falls gingen tiefer und betrafen auch den weiteren Kreis der Menendez-Familie, was Freunde und Verwandte entzweite.
Körperlicher Angriff
Anwälte, die im Namen der Brüder handelten, zeichneten ein vernichtendes Bild ihrer Eltern. Sie behaupteten, José habe Erik nur wenige Tage vor den Morden auf intime Weise körperlich angegriffen. Als Lyle seinen Vater wegen seines Verhaltens zur Rede stellte, wertete er Josés wütende Reaktion als Morddrohung.
Der Charakter der Eltern
Die Verteidigung beschädigte auch Kittys Ruf als Frau, die mit Alkoholismus und Drogenmissbrauch zu kämpfen hatte. Sie sei, so sagten sie, eine gebrochene Ehefrau und nutzlose Mutter gewesen, jemand, der durch die zahlreichen Affären ihres Mannes zutiefst verletzt worden sei.
Gerichtsverfahren ohne Urteilsspruch
Die ersten Prozesse dauerten sechs Monate, und die Geschworenen zogen sich zur Beratung zurück. Nach einem Monat endete das Verfahren in einer Sackgasse, weil die Geschworenen sich nicht einig wurden, und es kam zu einem Fehlverfahren. Eine Wiederaufnahme des Verfahrens wurde schnell angeordnet.
Zweiter Versuch
Der zweite Prozess fand 1995 statt. Bei dieser Gelegenheit wurden Fernsehkameras aus dem Gerichtssaal verbannt und über beide Brüder wurden gemeinsam vor einer einzigen Jury verhandelt.
Weitere Missbrauchsvorwürfe
Lyle sagte im zweiten Prozess nicht aus. Erik sagte jedoch über 15 Tage lang zu Missbrauchsvorwürfen aus. Der Richter entschied, dass es keine ausreichenden Beweise dafür gab, dass José seine Söhne misshandelt hatte, was von zentraler Bedeutung für die Behauptung der Verteidigung war, dass die Brüder ihre Eltern aus Angst getötet hätten.
"Ernsthafte Gespräche"
Während des Prozesses wurde ein Diagramm des Menendez-Hauses genutzt, um das Arbeitszimmer zu zeigen. Dort, so sagte Erik, habe sein Vater "ernsthafte Gespräche" mit ihm und seinem Bruder geführt.
Die Schüsse fielen
Die Brüder sagten immer, dass sie Angst hatten, ihre Eltern würden sie töten, um zu verhindern, dass der angebliche Missbrauch an ihnen bekannt werde. Im Prozess wurden Schaufensterpuppen benutzt, um die Schusswunden von Kitty und José zu zeigen. Kitty wurde zehnmal und José sechsmal angeschossen.
Unzureichende Beweise
Richter Stanley Weisberg kam zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden Beweise für die Behauptung gab, dass die Brüder in unmittelbarer Gefahr schwebten, als sie ihre Eltern ermordeten.
Motive
Der Richter erlaubte der Verteidigung zu argumentieren, dass die Brüder ihren Vater José im Affekt erschossen hätten, aber nicht ihre Mutter Kitty. Er kam zu dem Schluss, dass es genug Beweise gab, um zu sagen, dass José seine Söhne vielleicht zum Mord provoziert hatte, aber nicht genug, um das gleiche für Kitty zu behaupten.
Schuldig im Sinne der Anklage
Letztendlich wurden sowohl Lyle als auch Erik am 21. März 1996 wegen zweifachen Mordes ersten Grades verurteilt. Sie wurden zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt, jeweils zu zwei aufeinanderfolgenden lebenslangen Haftstrafen.
Ehen
Während ihrer Zeit im Gefängnis heirateten beide Brüder. Lyle heiratete Anna Eriksson im Juli 1996 über das Telefon. Das Paar ließ sich im April 2001 scheiden. Erik heiratete im Juni 1999 seine jetzige Frau Tammi Saccoman im Staatsgefängnis Folsom. Im November 2003 gab Lyle zum zweiten Mal das Eheversprechen mit Rebecca Sneed bei einer Zeremonie in einem Besuchsbereich des Mule Creek Staatsgefängnisses.
Justizvollzugsanstalt Richard J. Donovan
Die Menendez-Brüder sind derzeit in der Richard J. Donovan Correctional Facility in San Diego, Kalifornien, inhaftiert.
Rechtsmittel
In den Jahrzehnten seit ihrer Inhaftierung wurden mehrere Rechtsmittel gegen ihre Verurteilungen von Überprüfungsrichtern abgelehnt.
Erneute Aufmerksamkeit
Der Fall hat im Laufe der Jahre durch Fernsehdokumentationen und Social Media wie TikTok erneut Aufmerksamkeit erregt. Und angesichts des größeren Verständnisses der Gesellschaft für die Art der körperlichen Misshandlung, die während des Prozesses beschrieben wurde, stoßen die Aussagen der Brüder heute auf weitaus wohlwollendere Ohren.
Fallbesprechung
Die Netflix-Serie "Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez" und die neuere Veröffentlichung "Die Menendez-Brüder", ein Dokumentarfilm über wahre Kriminalität, der ebenfalls von Netflix angeboten wird, haben zu weiteren Forderungen nach einer Überprüfung des Falls geführt. Am 16. Oktober forderte Joan Andersen VanderMolen, die Schwester von Kitty Menendez, während einer Pressekonferenz vor dem Strafgerichtsgebäude in Los Angeles die Freilassung der Brüder.
Kampagne zur Befreiung der Brüder
Frau VanderMolen ist die Schwester von Kitty Menendez, der Mutter der Menendez-Brüder. Sie wurde von ihrer Nichte Karen VanderMolen begleitet. Beide setzen sich für die Freilassung von Erik und Lyle Menendez ein. Die Netflix-Produktionen und neue Beweise, die zeigen, dass José Menendez für den Missbrauch einer anderen Person verantwortlich war, könnten dazu führen, dass die Brüder aus dem Gefängnis entlassen werden.
Quellen: (Biografie) (BBC) (NPR) (E! Online) (The Week) (Variety) (People)
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