Das dritte Rad am Wagen: Die Geschichte des Beiwagens
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LIFESTYLE Transport
Der Beiwagen ist eine besondere Entwicklung in der Geschichte des Motorrads. Er entwickelte sich aus einer Idee im späten 19. Jahrhundert, als Motorräder umgebaut wurden, um Passagiere zu transportieren. Der Anbau mit nur einem Rad revolutionierte die individuellen Reisemöglichkeiten. Auch wenn er heute nicht mehr ganz so beliebt ist wie damals, bleibt er auch heute noch auf den Straßen vertreten. Aber wie genau veränderte das dritte Rad am Wagen die Entwicklung des Motorrads?
Klicken Sie weiter und machen Sie einen kleinen Ausflug in die Geschichte des Beiwagens.
Ursprünge des Beiwagens
Der Beiwagen tauchte bereits 1893 erstmals auf, als der französische Armeeoffizier Jean Bertoux eine Möglichkeit zur Mitnahme eines Passagiers auf dem Fahrrad entwickelte. Er baute ein Beiwagenrad an den Fahrradrahmen an und montierte darauf einen Sitz mit Lehne und ein Trittbrett.
Die ersten Patente
Die ersten Patente für einen Motorradbeiwagen wurden 1903 in England ausgestellt. Einer der ältesten britischen Beiwagenhersteller, Watsonian, wurde 1912 gegründet.
Beiwagen an Harley-Davidson-Rahmen
Gleichzeitig erschienen bereits 1905 die ersten Seitenwagenkonstruktionen an den Rahmen von Harley-Davidson-Motorrädern.
Weiterentwicklung des Designs
1913 machte der amerikanische Erfinder Hugo Young Fortschritte für den Aufbau von Beiwagen. Er schlug eine flexiblere Verbindung zwischen Beiwagen und Motorradrahmen vor, um für eine bessere Lenkbarkeit zu sorgen, ohne die Balance zu beeinträchtigen. Young gründete die Flxible Sidecar Company, die schnell zum größten Hersteller für Beiwagen wuchs. Im Namen wurde das erste "e" in "Flexible" aus markenrechtlichen Gründen absichtlich weggelassen.
Nur ein Passagier
Beiwagen wurden als Transportmöglichkeit für eine Person mit einem kleinen Kofferraum am Heck entworfen.
Der Beiwagen wird verdrängt
Als in den 1920ern die ersten Autos weitgehend zugänglich wurden, fiel die Beliebtheit von Motorradbeiwagen rapide ab.
Ein praktisches Gefährt
Der Beiwagen hatte dennoch weiterhin seine Einsatzmöglichkeiten und wurde zu einem Gefährt für den täglichen Bedarf. So zum Beispiel für die Auslieferung von Milch.
Polizeiliche Nutzung
Weltweit wurden Sonderanfertigungen für mehrere Passagiere für Polizeieinsätze genutzt. Hier wartet die Berliner Verkehrspolizei auf ihren Einsatz.
Beiwagenzelle
In den USA nutzte die Verkehrspolizei spezielle Beiwagenzellen, um Verkehrsdelinquenten festzuhalten, während Vorladungen ausgestellt wurden oder falls diese direkt ins Gefängnis gebracht werden sollten.
Fahrzeug für bewaffnete Kräfte
Die amerikanische Polizei fand noch eine weitere Einsatzmöglichkeit für den Beiwagen und zwar als schnelles und wendiges Fahrzeug für bewaffnete Kräfte.
Hundepatrouille
Zur gleichen Zeit durften in Deutschland Polizeihunde auf Patrouille im Beiwagen platznehmen.
Beiwagen-Krankenwagen
In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren Motorrad-Krankenwagen auf britischen Straßen ein gewohnter Anblick.
Beiwagen zu Kriegszeiten
Im Ersten Weltkrieg nutzte die britische Armee die Vorzüge von Beiwagen voll aus und transportierte damit die schweren Vickers-Maschinengewehre.
Einsatz als Krankentrage
Im Krieg wurden außerdem Beiwagen zum Einsatz als Krankentragen umgebaut. So konnten Verwundete schnell aus der Gefechtszone gebracht werden.
Taubentransport
In entgegengesetzter Richtung wurden Beiwagen auch zum Transport von Korbboxen voller Brieftauben an die Schützengräben eingesetzt. Die Vögel wurden zur Überbringung von Nachrichten eingesetzt, wenn kein Funk möglich war.
Antrieb der Wehrmacht
Im Zweiten Weltkrieg wurden Beiwagen nicht nur von den Alliierten, sondern auch von der Wehrmacht eingesetzt. So wurden sogar spezialisierte Beiwageneinheiten gegründet, die mit schwierigem Gelände umzugehen wussten.
Beiwagen im Sport
Nach dem Krieg kamen Beiwagen für die normalen Verbraucher aus der Mode. Die Maschinen hatten allerdings bereits in einem anderen Bereich Anwendung gefunden, und zwar im Motorsport.
FIM Seitenwagen-WM
Rennen mit Beiwagen begannen in den 1930ern populär zu werden und zogen eine treue Zuschauerschaft an. 1949 wurde die FIM Seitenwagen-WM eingeführt.
Rennen mit dem Beiwagen
Die Rennen fanden regelmäßig in ganz Europa statt, so wie dieses, das in Brands Hatch in England abgelichtet wurde.
Der Aufstieg der Superside-Maschinen
Von 1981 bis 2016 waren Superside-Maschinen die Formel-1-Beiwagen und nutzten ein unverändertes Design.
Rennklassen
Bei Seitenwagenrennen gibt es drei verschiedene Rennklassen: das Match Race, das Sprint Race und das Gold Race.
Neue Verwendung für Beiwagen
Die neuen Verwendungsmöglichkeiten von Beiwagen erstrecken sich bis hin zum Transport von Urnen oder Särgen von Harley-Davidson Motorradfans zu ihrer letzten Reise.
Beiwagen des Weihnachtsmanns
Bei der jährlichen Christmas Biketour in Berlin findet sich in der Regel mindestens ein Weihnachtsmann, der aus dem Beiwagen heraus Geschenke verteilt.
Beiwagen in Filmen
Beiwagen tauchen in zahlreichen Filmen auf. Hier lässt sich Cary Grant im Beiwagen von Ann Sheridan herumkutschieren bei den Dreharbeiten für den Film "Ich war eine männliche Kriegsbraut", der 1949 erschien.
Spaß neben dem Set
Zwischen den Dreharbeiten des Films "Gesprengte Ketten" von 1963 nahm Steve McQueen mit seinen Co-Stars James Garner und James Coburn das Motorrad mit Beiwagen für eine Spritztour.
Beiwagen-Stars
Im Film "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" von 1989 lehnt sich Sean Connerys Figur entspannt zurück und lässt sich von Indy fahren.
Beiwagen-Tourismus
Seit den frühen 50er Jahren stellte sich der Beiwagen als gute Möglichkeit für Touristen heraus, die Umgebung zu erkunden. Die Maschinen eröffneten sogar ein ganz neues Tourismussegment.
Glamouröses Aussehen
Mit dem Aufkommen von Beiwagen-Tourismus konnten die Hersteller ihre Maschinen als glamourös und ansprechend bewerben.
Ein Ausflug auf drei Rädern
Heutzutage werden Vintage-Motorräder mit Beiwagen zumeist als Ausflugsfahrzeuge verwendet.
Quellen: (Classic Racer) (Rider Magazine)
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