Wie schwerwiegend ist die Skin-Picking-Disorder?
Ursachen, Symptome und Behandlung des zwanghaften Verhaltens
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Gesundheit Dermatillomanie
Wir alle zupfen hin und wieder man an der Haut, sei es ein nerviger Hautfetzen oder eine trockene Stelle. Wenn sich dieses Zupfen jedoch zu einem zwanghaften Verhalten entwickelt, stehen die Dinge etwas anders, denn das heißt, dass Betroffene nicht mehr damit aufhören können. Sie leiden an Dermatillomanie, Exkoriationsstörung oder Skin-Picking-Disorder.
Was bringt Menschen jedoch dazu, so sehr an der eigenen Haut zu zupfen, dass Verletzungen entstehen, und lässt sich dies behandeln? In dieser Galerie beantworten wir diese und viele weitere Fragen zur Erkrankung. Klicken Sie weiter!
Was ist Dermatillomanie?
Die Dermatillomanie, auch Exkoriationsstörung oder Skin-Picking-Disorder genannt, ist das zwanghafte Zupfen an der eigenen Haut.
Was ist Dermatillomanie?
Dies ist nicht das gelegentliche Zupfen an der Haut, sondern ein zwanghaftes Verhalten, das häufig zu Verletzungen und Narben führt.
Was ist Dermatillomanie?
Die Dermatillomanie ist zwar mit dem Krankheitsbild einer Zwangsstörung verwandt, es gibt jedoch einige Unterschiede. Einer davon ist das Fehlen von Zwangsvorstellungen (unkontrollierbare Gedanken oder Triebe), diese treten bei der Dermatillomanie nicht auf.
Unterschiede zwischen Dermatillomanie und Zwangsstörung
Das Zupfen der Haut führt zu einer Erleichterung und positiven Gefühlen, dies tritt normalerweise bei einer Zwangsstörung in diesem Maße nicht auf.
Unterschiede zwischen Dermatillomanie und Zwangsstörung
Menschen mit Dermatillomanie verletzen sich häufig auch selbst, wohingegen bei einer Zwangsstörung kaum selbstverletzendes Verhalten vorkommt.
Wer ist gefährdet?
Es wird geschätzt, dass die Krankheit sowohl Männer als auch Frauen betrifft, aber der Prozentsatz der Frauen, die davon betroffen sind, dürfte höher sein.
Wer ist gefährdet?
Menschen mit Akne oder Ekzemen entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Dermatillomanie. Die Erkrankung bildet sich häufig während der Jugend heraus, kann jedoch auch erst im Erwachsenenalter in Erscheinung treten.
Wie verbreitet ist die Krankheit?
Dermatillomanie ist relativ selten. Etwa 1,4 bis 5,2 % der Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran.
Wie wirkt sich die Dermatillomanie auf den Körper aus?
Betroffene können sich ihrer Erkrankung bewusst sein oder auch nicht. Das Verhalten ist zwanghaft und lässt sich häufig nicht stoppen. Es kann zu Blutungen, Narben und sogar Wundinfektionen kommen.
Wie wirkt sich die Erkrankung auf die mentale Gesundheit aus?
Betroffenen sind die Verletzungen und Narben häufig peinlich, sodass sie diese unter der Kleidung oder Make-up zu verstecken versuchen. Die Scham kann zu mehr Ängstlichkeit im Sozialleben führen.
Am meisten betroffene Stellen
Die am meisten betroffenen Körperstellen sind der Kopf (Gesicht, Nacken, Kopfhaut), die Arme (inklusive Hände und Finger) und die Beine (von den Oberschenkeln bis zu den Zehen).
Arten der Dermatillomanie: Automatisches Zupfen
Dies tritt auf, wenn Betroffene sich nicht einmal bewusst sind, dass sie an ihrer Haut zupfen. Es tritt häufig während anderer Aktivitäten wie Lesen, Autofahren, Fernsehen usw. auf. Man hält dies für eine Form der Eigenstimulation.
Arten von Dermatillomanie: Bewusstes Zupfen
Der Drang danach die Haut an bestimmten Stellen zu zupfen wird bewusstes Zupfen genannt. Dies soll der Bekämpfung von Langeweile und/oder Unbehagen dienen.
Ursachen
Die Dermatillomanie hat keine bestimmten Auslöser, es gibt jedoch ein paar Faktoren, die zur Entwicklung der Störung beitragen können.
Ursachen: Genetik
Einer dieser Faktoren ist die Genetik. In diesem Fall gibt es häufig bereits ein Familienmitglied ersten Grades mit der Erkrankung.
Ursachen: Veränderungen in der Gehirnstruktur
Bei Betroffenen sind die Hirnregionen, die für das Lernen und die Ausbildung von Gewohnheiten verantwortlich sind, häufig verändert.
Ursachen: Mentale Gesundheit
Dermatillomanie ist manchmal eine Strategie zum Umgang mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen und wird als eine Art der Gefühlsregulierung genutzt (z. B. zum Umgang mit Langeweile, Stress, Ängsten etc.).
Ursachen: Mentale Gesundheit
Menschen mit einer Skin-Picking-Störung können auch von anderen Zwangsstörungen wie dem Haareausreißen (Trichotillomanie) oder dem Nägelkauen (Onychophagie) betroffen sein.
Ursachen: Mentale Gesundheit
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Dermatillomanie-Betroffenen gehören Angststörungen sowie Depressionen, Bipolare Störungen und das Prader-Willi-Syndrom.
Diagnose
Die meisten Menschen zupfen hin und wieder an der Haut (z. B. an trockenen Hautstellen, Pickeln etc.). Wenn dies jedoch über einen längeren Zeitraum und wiederholt auftritt ist dies eines der Hauptanzeichen für eine Skin-Picking-Störung.
Diagnose
Ein weiteres klares Symptom ist die Unfähigkeit auch nach mehreren Versuchen, das eigene Verhalten zu ändern, damit aufzuhören. Ebenso zählen Anzeichen von Verletzungen und Auswirkungen auf das eigene Leben (z. B. durch Scham, soziale Isolation usw.) zu den Symptomen.
Diagnose
Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen auszuräumen. Das Verhalten sollte nicht durch andere Hauterkrankungen, die Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten oder Freizeitdrogen oder durch andere psychische Erkrankungen wie die Dysmorphophobie ausgelöst werden.
Behandlung
Zur Behandlung werden in der Regel sowohl Medikamente als auch Therapie eingesetzt. In diesen Fällen werden häufig Antidepressiva, Antiepileptika und Neuroleptika eingesetzt.
Behandlung
Auch Nahrungsergänzungsmittel wie die Aminosäure Acetylcystein können die Kontrolle der Zwänge unterstützen.
Behandlung
Zusätzlich zur Medikation wird in der Regel eine Psychotherapie empfohlen. Dazu gehören eine Habit-Reversal-Therapie, Kognitive Verhaltenstherapie und Akzeptanz- und Commitmenttherapie.
Behandlung
Betroffene können auch von Gruppentherapie und der Unterstützung anderer Betroffener profitieren.
Vorbeugung
Da die Dermatillomanie eine psychische Erkrankung mit einer Vielzahl an möglichen Auslösern ist, gibt es keine Möglichkeit ihr vorzubeugen.
Leben mit der Erkrankung
Falls Sie unter der Skin-Picking-Störung leiden gibt es ein paar Dinge, die Sie tun können, wie zum Beispiel Auslöser zu meiden. Das Verhalten wird häufig von bestimmten Umgebungen oder Situationen ausgelöst. Sobald Sie diese kennen, sollten Sie sie meiden.
Leben mit der Erkrankung
Das Hautzupfen tritt weniger auf, wenn Ihre Hände beschäftigt sind (z. B. mit einem Fidget Spinner). Auch das Tragen von Handschuhen und/oder Kleidung, die die Körperstellen bedeckt, die normalerweise betroffen sind, können weitere Verletzungen vermeiden.
Prognose
Der Drang zum Hautzupfen mag zwar das ganze Leben bestehen, mit der richtigen Behandlung, lassen sich jedoch die Episoden reduzieren. Es ist wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen der Dermatillomanie zu bekämpfen.
Quellen: (Cleveland Clinic) (Mental Health America) (Picking Me Foundation) (WebMD)
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