BMI: Was ist er und können wir ihm trauen?

Wie genau ist der Body-Mass-Index und sollte er tatsächlich immer noch einen Platz in der modernen Medizin haben?

BMI: Was ist er und können wir ihm trauen?
Stars Insider

25/02/20 | StarsInsider

Gesundheit Body mass index

Der Body-Mass-Index ist ein beliebtes Hilfsmittel, das Hausärzte zur Bestimmung der Fettleibigkeit ihrer Patienten nutzen. Die Kalkulation wird mithilfe der Größe und des Gewichts der Person gemacht. Das Ergebnis der Rechnung wird dann mit einer Tabelle verglichen, die angibt, ob eine Person innerhalb eines "gesunden" Bereichs liegt. Aber wie akkurat ist diese Kalkulation wirklich?

Werfen wir einen Blick auf die Ursprünge des BMI, wie er sich über die Jahre entwickelt hat und ob er auch heute noch ein hilfreiches Mittel sein kann, um Patienten zu bewerten.

Die Geschichte des Body-Mass-Index reicht zurück in die 1830er Jahre, als der belgische Akademiker Lambert Adolphe Jacques Quetelet eine besondere Formel entwickelte. Er arbeitete als Astronom, Mathematiker, Statistiker und Soziologe, hatte aber keine Ausbildung in Medizin. Quetelet sammelte Informationen über verschiedene Bevölkerungsgruppen, aber vorrangig über weiße, europäische Kulturen. Am Anfang wurden die statistischen Werte von schottischen und französischen Teilnehmern verwendet. Die Berechnung zielte zuerst darauf ab, die Maße des "l’homme moyen", des durchschnittlichen Mannes, herauszufinden.

Aber sein "Durchschnittsmann" war nur ein Ideal. Laut Quetelet wäre dieser Mann, würde man ihn komplett bestimmen können, der perfekte Mann "und alles, was von seinen Proportionen und Beschaffenheit abweicht, würde als Deformation oder Krankheit [...] oder Monstrosität angesehen" werden. Seine Methodologie zog aber nur eine kleine Anzahl an Menschen in Betracht. Hätte er mehr Maße genommen, sähen die Resultate vermutlich ganz anders aus. Der Index sollte ursprünglich nur dazu dienen, die Menschen für statistische Zwecke zu vermessen, nicht als Indikator für Körperfett oder die Gesundheit.

Erst als Lebensversicherungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts damit begannen, Gewicht und Größe mit in ihre Kalkulationen aufzunehmen, wurde es ein Maßstab für die Gesundheit einer Person. Die Messungen wurden im Wesentlichen dazu verwendet, das Gesundheitsrisiko zu bestimmen und davon ausgehend zu berechnen, wie viel Menschen für die Lebensversicherung bezahlen würden. Kriterien wie Körperstatur und Alter wurden in einigen Tabellen jedoch nicht berücksichtigt.

Später änderte der Wissenschaftler Ancel Keys, der die Forschung in diesem Gebiet anführte, dann die Bezeichnung "Quetelets Index" zu "Body-Mass-Index". In den 1970ern wurden noch weitere Methoden zur Bestimmung ausprobiert, aber die Forschung kam zum Schluss, dass Quetelets Index "mindestens genauso gut wie andere Gewichtsskalen als Indikator für relative Fettleibigkeit" dienen würde. Andere Methoden umfassten Wasserverdrängung und Hautmessschieber.

Aber wie berechnet denn nun man den BMI? Die Formel ist einfach. BMI = kg/m2. BMI-Werte unter 18,5 bedeuten Untergewicht. Wer sich zwischen 18,5 und 24,9 befindet, gilt als normal. Zwischen 25 und 29,9 ist man übergewichtig. Und ein BMI von 30 und höher bringt einem die Bezeichnung "fettleibig" ein. Steigt die Zahl über 35, gilt man als anfälliger für Gesundheitsprobleme.

Nach den Lebensversicherungen begann auch Ärzte sukzessive, ihn zu nutzen. Obwohl der BMI fehlerhaft und nicht medizinisch fundiert war, verwendeten Ärzte die Messweise, um den Gesundheitszustand der Patienten zu beurteilen. 

Aber es gibt viel zu viele Dinge, die der BMI nicht verrät. Die Formel kann beispielsweise nicht messen, wie sich das Gewicht im Körper verteilt. Der Körperfettanteil ist der Indikator für Fettleibigkeit und der BMI kann diesen nicht beurteilen.

Auch kann der BMI nicht zwischen Fett und Muskeln unterscheiden. Da Muskeln dichter als Fett sind, kann eine Person, die viel Muskelmasse besitzt, halb so groß wie eine fettleibige Person sein und trotzdem das gleiche Gewicht haben. So kann eine muskulöse Person als "übergewichtig" oder "fettleibig" eingestuft werden, obwohl sie es gar nicht ist.

Zudem ist der BMI nicht dazu in der Lage, zwischen verschiedenen Typen an Fett zu unterscheiden. Während subkutanes Fett sichtbar ist, ist dies das viszerales Fett nicht immer. Viszerales Fett befindet sich in den Muskeln und um Organe herum und kann deutlich schädlicher für den Körper sein als subkutanes (also direkt unter der Haut liegendes) Fett.

Dann berücksichtigt der BMI nicht das Gewicht der Knochen. Manche Menschen haben ein schwereres "Gerüst" als andere und das zeigt sich eben auch auf der Waage.

Es ist also nicht so leicht, den Körperfettanteil zu messen, wie der BMI es vorgibt. Verschiedene Arten von Fett und ihre Beziehung zur Gesundheit sind komplexer als eine einfache Berechnung von Größe multipliziert mit dem Gewicht. Deshalb sollten auch andere Indikatoren ebenfalls in Betracht gezogen werden. Blut- und Urintests sollten gemacht werden, um ein vollständiges Bild zeichnen zu können. Der Taillenumfang wird schon von vielen Ärzten weltweit gemessen. Er kann ein zusätzlicher Indikator sein. Der Umfang des Handgelenks, besonders bei Kindern, dient ebenfalls als Hinweis. 

Warum nutzen die Ärzte ihn dann immer noch? Viele nutzen diese Art der Berechnung, da sie einfach durchzuführen und günstig ist und während der Sprechstunde durchgeführt werden kann. Ein MRI- oder ein DEXA-Scan geben ein viel klareres Bild über das Körperfett, die Muskeln und die Knochenstruktur. Einziges Problem: Sie sind zeitaufwendig und teuer.

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